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== Gemeindereform in Bayern == | == Gemeindereform in Bayern == | ||
Neben den Eingemeindungen um die Jahrhundertwende gehörte die [[wikipedia:Gebietsreform in Bayern|Gemeindereform in Bayern]] Anfang der 1970er Jahren zu den größten und letzten dieser Art in der Region. Dieses Mal war treibende Kraft der Eingemeindung nicht die Kommune, sondern der Freistaat Bayern. In der "Verordnung zur Neugliederung Bayerns in Landkreise und kreisfreie Städte" vom [[27. Dezember]] [[1971]] und der "Gemeindeordnung des Freistaates Bayern" vom [[27. März]] [[1972]] wurden die Weichen gestellt. Das Ziel der Eingemeindungen war es leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise zu schaffen, um z.B. durch [[wikipedia:Verwaltungsgemeinschaft (Bayern)|Verwaltungsgemeinschaften]] effizienteres Arbeiten zu gewährleisten. So wurden die bis dahin bestehenden 143 Landkreise in 71 zusammengefasst. Gleiches galt für die kreisfreien Städte, die von ehemals 48 auf nun mehr 25 kreisfreie Städte zusammenschrumpften.<ref>Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt Fürth, Fürth, Geschichtsverein Fürth e. V., 2018, S. 345 ff.</ref> | Neben den Eingemeindungen um die Jahrhundertwende gehörte die [[wikipedia:Gebietsreform in Bayern|Gemeindereform in Bayern]] Anfang der 1970er Jahren zu den größten und letzten dieser Art in der Region. Dieses Mal war treibende Kraft der Eingemeindung nicht die Kommune, sondern der Freistaat Bayern. In der "Verordnung zur Neugliederung Bayerns in Landkreise und kreisfreie Städte" vom [[27. Dezember]] [[1971]] und der "Gemeindeordnung des Freistaates Bayern" vom [[27. März]] [[1972]] wurden die Weichen gestellt. Das Ziel der Eingemeindungen war es leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise zu schaffen, um z. B. durch [[wikipedia:Verwaltungsgemeinschaft (Bayern)|Verwaltungsgemeinschaften]] effizienteres Arbeiten zu gewährleisten. So wurden die bis dahin bestehenden 143 Landkreise in 71 zusammengefasst. Gleiches galt für die kreisfreien Städte, die von ehemals 48 auf nun mehr 25 kreisfreie Städte zusammenschrumpften.<ref>Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt Fürth, Fürth, Geschichtsverein Fürth e. V., 2018, S. 345 ff.</ref> | ||
Somit wurden zunächst Anfang [[1972]] in Bayern die Landkreise und kreisfreien Städte neu gegliedert, ab [[1972]] noch auf "freiwilliger" Basis. Ab [[1978]] wurden die noch verbliebenen Gemeinden in einer Zwangseingemeindung angeschlossen, so dass die Gebietsreform in Bayern [[1980]] als abgeschlossen gelten kann.<ref>Wikipedia: Gebietsreform in Bayern, online abgerufen am 24. April 2019 | 18:55 Uhr</ref> | Somit wurden zunächst Anfang [[1972]] in Bayern die Landkreise und kreisfreien Städte neu gegliedert, ab [[1972]] noch auf "freiwilliger" Basis. Ab [[1978]] wurden die noch verbliebenen Gemeinden in einer Zwangseingemeindung angeschlossen, so dass die Gebietsreform in Bayern [[1980]] als abgeschlossen gelten kann.<ref>Wikipedia: Gebietsreform in Bayern, online abgerufen am 24. April 2019 | 18:55 Uhr</ref> | ||
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== Widerstand gegen die Gebietsreform == | == Widerstand gegen die Gebietsreform == | ||
[[Datei:Traueranzeige Stadeln Eingemeindung.jpg|miniatur|rechts|Traueranzeige der Gemeinde Stadeln gegen die Gebietsreform, 1972]] | [[Datei:Traueranzeige Stadeln Eingemeindung.jpg|miniatur|rechts|Traueranzeige der Gemeinde Stadeln gegen die Gebietsreform, 1972]] | ||
Die Ortschaften [[Herboldshof]], [[Steinach]], [[Ritzmannshof]] und [[Flexdorf]] waren mit der Eingemeindung fast vollständig zufrieden. Sie hatten nur wenig zu verlieren - ganz im Gegenteil - manche Ortschaften wie [[Flexdorf]] erhofften sich durch die Eingemeindungen Verbesserungen, z.B. in der Infrastruktur. | Die Ortschaften [[Herboldshof]], [[Steinach]], [[Ritzmannshof]] und [[Flexdorf]] waren mit der Eingemeindung fast vollständig zufrieden. Sie hatten nur wenig zu verlieren - ganz im Gegenteil - manche Ortschaften wie [[Flexdorf]] erhofften sich durch die Eingemeindungen Verbesserungen, z. B. in der Infrastruktur. | ||
Widerstand kam vor allem von den größeren Gemeinden, hier insbesondere von [[Stadeln]] und [[Vach]], aber auch von [[Sack]], [[Bislohe]] und [[Braunsbach]]. Vor allem Stadeln und Vach, die durch die dortige Industrieansiedlungen zu den reichsten Gemeinden in Bayern zählten, sahen sich durch die Eingemeindung als "Verlierer" und gaben u.a. die Parole "Vach bleibt Vach" aus. Bereits 1928 hatte Vach sich widerrechtlich den Titel "Markt" selbst verliehen und die Ortsmitte zum "Vacher Markt" umbenannt. Der darauf folgende Rechtsstreit sollte bis 1961 gehen, bis der Gemeinde Vach dann endgültig das Tragen des Zusatzes "Markt" von Seiten der Regierung untersagt wurde. Das hielt die Gemeinderäte aber nicht davon ab, sich bereit nur sechs Jahre später, also 1967, sich ein eigenes Wappen zu geben, auf dem ein Mühlrad und ein Fisch zu sehen ist. Als sich die Gebietsreform Anfang der 1970er Jahre abzeichnete versuchten die Gemeinden Vach und Stadeln sich dem juristisch zu entziehen. Man ging vor Gericht bis zur letzten Instanz, allerdings hat das Verwaltungsgerichtshof in seiner letzten Entscheidung sich gegen die Gemeinden und für eine Gebietsreform und deren Eingemeindung in das Stadtgebiet ausgesprochen. Widerwillig nahm man diese Entscheidung in den beiden Gemeinderäten entgegen, und gab u.a. in den Fürther Nachrichten eine Traueranzeige auf, in der das Ortssterben angezeigt wurde. | Widerstand kam vor allem von den größeren Gemeinden, hier insbesondere von [[Stadeln]] und [[Vach]], aber auch von [[Sack]], [[Bislohe]] und [[Braunsbach]]. Vor allem Stadeln und Vach, die durch die dortige Industrieansiedlungen zu den reichsten Gemeinden in Bayern zählten, sahen sich durch die Eingemeindung als "Verlierer" und gaben u.a. die Parole "Vach bleibt Vach" aus. Bereits 1928 hatte Vach sich widerrechtlich den Titel "Markt" selbst verliehen und die Ortsmitte zum "Vacher Markt" umbenannt. Der darauf folgende Rechtsstreit sollte bis 1961 gehen, bis der Gemeinde Vach dann endgültig das Tragen des Zusatzes "Markt" von Seiten der Regierung untersagt wurde. Das hielt die Gemeinderäte aber nicht davon ab, sich bereit nur sechs Jahre später, also 1967, sich ein eigenes Wappen zu geben, auf dem ein Mühlrad und ein Fisch zu sehen ist. Als sich die Gebietsreform Anfang der 1970er Jahre abzeichnete versuchten die Gemeinden Vach und Stadeln sich dem juristisch zu entziehen. Man ging vor Gericht bis zur letzten Instanz, allerdings hat das Verwaltungsgerichtshof in seiner letzten Entscheidung sich gegen die Gemeinden und für eine Gebietsreform und deren Eingemeindung in das Stadtgebiet ausgesprochen. Widerwillig nahm man diese Entscheidung in den beiden Gemeinderäten entgegen, und gab u.a. in den Fürther Nachrichten eine Traueranzeige auf, in der das Ortssterben angezeigt wurde. | ||