Luise Erhard: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki

Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 43: Zeile 43:
Luise Lotter wurde geboren als Tochter des Lebküchners [[Johann Daniel Lotter]] und seiner Frau Regina Eleonore, geb. Stiegler<ref>Foyerausstellung Luise Erhard „Kindheit und Herkunft“- [https://www.ludwig-erhard-zentrum.de/ausstellung/foyerausstellung-luise-erhard online]</ref> aus der [[Sternstraße]], der heutigen [[Ludwig-Erhard-Straße]].<ref>Alexander Jungkunz: Sie war die erste First Lady. In: Fürther Nachrichten vom 5. Juli 2025, S. 11 (Druckausgabe)</ref>
Luise Lotter wurde geboren als Tochter des Lebküchners [[Johann Daniel Lotter]] und seiner Frau Regina Eleonore, geb. Stiegler<ref>Foyerausstellung Luise Erhard „Kindheit und Herkunft“- [https://www.ludwig-erhard-zentrum.de/ausstellung/foyerausstellung-luise-erhard online]</ref> aus der [[Sternstraße]], der heutigen [[Ludwig-Erhard-Straße]].<ref>Alexander Jungkunz: Sie war die erste First Lady. In: Fürther Nachrichten vom 5. Juli 2025, S. 11 (Druckausgabe)</ref>


Sie besuchte zunächst die Volksschule, wechselte dann ab 1907 an die städtische [[Höhere Mädchenschule]]. Nach dem Schulabschluss lernte sie den Juristen Dr. Friedrich Schuster kennen, den sie 1914 in erster Ehe heiratete. Aus dieser Ehe stammte die Tochter Eleonore (geb. [[1915]]). Das Kind konnte der Vater nicht mehr in den eigenen Händen halten, denn er fiel bereits im Oktober 1914 im Ersten Weltkrieg an der Westfront vor der Geburt der Tochter.
Sie besuchte zunächst die Volksschule, wechselte dann ab 1907 an die städtische [[Höhere Mädchenschule]]. Später schloss sie ein
Wirtschaftsstudium an der Handelshochschule in Nürnberg mit kaufmännischem Diplom und besten Noten ab.<ref>''Kanzlergattin
im Blick''. In: Fürther Nachrichten vom 28. Juli 2025, Seite 25 (Druckausgabe)</ref>


Nach dem Tod ihres ersten Mannes kehrte sie als Witwe zunächst zurück zur Mutter, die inzwischen in Langenzenn wohnte. Dort betrieb der Vater seit 1900 die Ziegelei „Lotter & Stiegler“, da sich die Branche der Lebküchnerei durch die Industrialisierung zunehmend veränderte und so die Familie zu einem Berufswechsel zwang. Allerdings starb auch der Vater in Langenzenn bereits im Alter von 42 Jahren (1908), womit die Familie zusätzlich in Schwierigkeiten kam. Ab 1919 studierte sie an der Handelshochschule in Nürnberg und war dabei nur eine von sechs Frauen bei über hundert Männern im Studiengang. Ihre Diplomarbeit zum Abschluss des Studiums beschäftigte sich mit der Ziegelindustrie. Während des Studiums lernte sie ihren zukünftigen zweiten Ehemann kennen, den ehemaligen Nachbarn aus der Sternstraße in Fürth: Ludwig Erhard. Sie müssen sich bereits gekannt haben, auch wenn er vier Jahre jünger war als sie. Immerhin war die ältere Schwester von Luise gemeinsam mit der älteren Schwester Erhards - Rose - gemeinsam in der gleichen Klasse. Weiterhin wurde den beiden nachgesagt, dass sie gut befreundet waren.  
Nach dem Schulabschluss lernte sie den Juristen Dr. Friedrich Schuster kennen, den sie 1914 in erster Ehe heiratete. Aus dieser Ehe stammte die Tochter Eleonore (geb. [[1915]]). Der Vater fiel im Oktober 1914 - vor der Geburt der Tochter - im Ersten Weltkrieg an der Westfront.


Im Jahr 1923 heiratete das Paar, das sich selbst „Lu“ (Luise) und „Lulu“ (Ludwig) nannte. Obwohl sie einen Studienabschluss hatte, blieb sie zu Hause und kümmerte sich um die Tochter, während er promovierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog das Paar zunächst nach München, Erhard wurde erster bayrischer Wirtschaftsminister. Sie blieb auch in München, selbst als ihr Mann nach Frankfurt in die Bizonenverwaltung wechselte. Erst mit dem Wechsel nach Bonn im Jahr 1949 zog das Paar wieder zusammen. Als Erhard 1963 zum Bundeskanzler gewählt wurde, war sie die erste „First Lady“ in der Nachkriegsgeschichte, da Adenauer bereits Witwer war, als er nach dem Krieg zum Kanzler gewählt wurde. Ihrer Rolle als First Lady wurde sie nach eigenen Angaben dahingehend gerecht, dass sie in Bonn häufig die Frauen der Botschafter zu sich nach Hause einlud, zu selbst gekochtem Essen. Insbesondere Letzteres ließ sie sich trotz Hauspersonal nicht nehmen, da sie nach eigenen Angaben eine leidenschaftliche Köchin war.  
Nach dem Tod ihres ersten Mannes kehrte sie als Witwe zunächst zurück zu den Eltern, die inzwischen in Langenzenn wohnten. Dort betrieb der Vater seit 1900 die Ziegelei „Lotter & Stiegler“, da sich die Branche der Lebküchnerei durch die Industrialisierung zunehmend verändert hatte und so die Familie zu einem Berufswechsel zwang. Allerdings starb der Vater früh, im Alter von 42 Jahren (1908), womit die Familie zusätzlich in Schwierigkeiten kam.


Das Lebensende verbrachte das Paar am Tegernsee. Sie starb am 9. Juli 1975 nach einer schweren Grippe.
Ab 1919 studierte Luise an der Handelshochschule in Nürnberg und war dabei nur eine von sechs Frauen bei über hundert Männern im Studiengang. In ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit der Ziegelindustrie. Während des Studiums lernte sie ihren zukünftigen zweiten Ehemann kennen, den ehemaligen, vier Jahre jüngeren, Nachbarsjungen aus der Sternstraße in Fürth: Ludwig Erhard. Die ältere Schwester von Luise war mit der älteren Schwester Erhards - Rose - in der selben Klasse. Angeblich sollen Luise und Ludwig gut befreundet gewesen sein.
 
Im Jahr 1923 heiratete das Paar, das sich selbst „Lu“ (Luise) und „Lulu“ (Ludwig) nannte. Obwohl sie einen Studienabschluss hatte, blieb sie zu Hause und kümmerte sich um die Tochter, während ihr Ehemann promovierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen sie zunächst nach München, Erhard wurde erster bayrischer Wirtschaftsminister. Sie blieb in München, während ihr Mann nach Frankfurt in die Bizonenverwaltung wechselte. Erst nach einem erneuten Umzug Erhards nach Bonn, 1949, zog das Paar wieder zusammen. Als Erhard 1963 zum Bundeskanzler gewählt wurde, war sie die erste „First Lady“ in der Nachkriegsgeschichte, da Adenauer bereits Witwer war, als er nach dem Krieg zum Kanzler gewählt worden war.
 
Ihrer Rolle als First Lady wurde sie nach eigenen Angaben dahingehend gerecht, dass sie in Bonn häufig die Frauen der Botschafter zu sich nach Hause einlud - zu selbst gekochtem Essen. Dies ließ sie sich, trotz Hauspersonals, nicht nehmen, da sie nach wohl eine leidenschaftliche Köchin war.
 
Das Lebensende verbrachte die Eheleute am Tegernsee. Luise Erhard starb am [[9. Juli]] [[1975]] nach einer schweren Grippe.


== Auszeichnung ==
== Auszeichnung ==
Zeile 57: Zeile 65:


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
Über den gemeinsamen Tagesablauf der Eheleute Erhard berichtete sie 1963 in einem Interview: "''Morgengespräche mit meinem Mann gibt es seit Jahren nicht mehr, außer im Urlaub. Denn morgens beim Frühstück ... liest er seine Zeitungen und konzentriert sich auf den Tag ... Kurz vor dem Mittagessen (meist Punkt halb zwei) ruft er an, und wenn er kommt, muss das Essen schon auf dem Tisch stehen. Es muß alles blitzschnell gehen, damit ihm noch eine halbe Stunde für den Mittagsschlaf bleibt. Ehrlich gestanden, ich habe mich an diese Zeiteinteilung nach vielen Jahren immer noch nicht gewöhnt.''"
Über den gemeinsamen Tagesablauf der Eheleute Erhard berichtete sie 1963 in einem Interview: ''Morgengespräche mit meinem Mann gibt es seit Jahren nicht mehr, außer im Urlaub. Denn morgens beim Frühstück ... liest er seine Zeitungen und konzentriert sich auf den Tag ... Kurz vor dem Mittagessen (meist Punkt halb zwei) ruft er an, und wenn er kommt, muss das Essen schon auf dem Tisch stehen. Es muß alles blitzschnell gehen, damit ihm noch eine halbe Stunde für den Mittagsschlaf bleibt. Ehrlich gestanden, ich habe mich an diese Zeiteinteilung nach vielen Jahren immer noch nicht gewöhnt.''


== Lokalberichterstattung ==  
== Lokalberichterstattung ==  

Version vom 3. August 2025, 13:02 Uhr

Person
Luise Erhard
Vorname
Luise
Nachname
Erhard
Geschlecht
weiblich
Geburtsdatum
18. April 1893
Geburtsort
Fürth
Todesdatum
9. Juli 1975
Beruf
Volkswirtin
 semantisches Browsen   Sem. Browsen / Abfrage

Luise Erhard, geborene Lotter, verwitwete Schuster (geb. 18. April 1893 in Fürth; gest. 9. Juli 1975) war Volkswirtin und die Ehefrau von Ludwig Erhard, dem zweiten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Aus der Ehe ging die Tochter Elisabeth (geb. 10. März 1926, gest. 30. August 1996) hervor.

Leben und Wirken

Luise Lotter wurde geboren als Tochter des Lebküchners Johann Daniel Lotter und seiner Frau Regina Eleonore, geb. Stiegler[1] aus der Sternstraße, der heutigen Ludwig-Erhard-Straße.[2]

Sie besuchte zunächst die Volksschule, wechselte dann ab 1907 an die städtische Höhere Mädchenschule. Später schloss sie ein Wirtschaftsstudium an der Handelshochschule in Nürnberg mit kaufmännischem Diplom und besten Noten ab.[3]

Nach dem Schulabschluss lernte sie den Juristen Dr. Friedrich Schuster kennen, den sie 1914 in erster Ehe heiratete. Aus dieser Ehe stammte die Tochter Eleonore (geb. 1915). Der Vater fiel im Oktober 1914 - vor der Geburt der Tochter - im Ersten Weltkrieg an der Westfront.

Nach dem Tod ihres ersten Mannes kehrte sie als Witwe zunächst zurück zu den Eltern, die inzwischen in Langenzenn wohnten. Dort betrieb der Vater seit 1900 die Ziegelei „Lotter & Stiegler“, da sich die Branche der Lebküchnerei durch die Industrialisierung zunehmend verändert hatte und so die Familie zu einem Berufswechsel zwang. Allerdings starb der Vater früh, im Alter von 42 Jahren (1908), womit die Familie zusätzlich in Schwierigkeiten kam.

Ab 1919 studierte Luise an der Handelshochschule in Nürnberg und war dabei nur eine von sechs Frauen bei über hundert Männern im Studiengang. In ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit der Ziegelindustrie. Während des Studiums lernte sie ihren zukünftigen zweiten Ehemann kennen, den ehemaligen, vier Jahre jüngeren, Nachbarsjungen aus der Sternstraße in Fürth: Ludwig Erhard. Die ältere Schwester von Luise war mit der älteren Schwester Erhards - Rose - in der selben Klasse. Angeblich sollen Luise und Ludwig gut befreundet gewesen sein.

Im Jahr 1923 heiratete das Paar, das sich selbst „Lu“ (Luise) und „Lulu“ (Ludwig) nannte. Obwohl sie einen Studienabschluss hatte, blieb sie zu Hause und kümmerte sich um die Tochter, während ihr Ehemann promovierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen sie zunächst nach München, Erhard wurde erster bayrischer Wirtschaftsminister. Sie blieb in München, während ihr Mann nach Frankfurt in die Bizonenverwaltung wechselte. Erst nach einem erneuten Umzug Erhards nach Bonn, 1949, zog das Paar wieder zusammen. Als Erhard 1963 zum Bundeskanzler gewählt wurde, war sie die erste „First Lady“ in der Nachkriegsgeschichte, da Adenauer bereits Witwer war, als er nach dem Krieg zum Kanzler gewählt worden war.

Ihrer Rolle als First Lady wurde sie nach eigenen Angaben dahingehend gerecht, dass sie in Bonn häufig die Frauen der Botschafter zu sich nach Hause einlud - zu selbst gekochtem Essen. Dies ließ sie sich, trotz Hauspersonals, nicht nehmen, da sie nach wohl eine leidenschaftliche Köchin war.

Das Lebensende verbrachte die Eheleute am Tegernsee. Luise Erhard starb am 9. Juli 1975 nach einer schweren Grippe.

Auszeichnung

Gegenüber des Ludwig Erhard Zentrums, im ehemaligen Textilgeschäft der Familie Erhard, befindet sich das Café Luise, das nach ihr benannt wurde.

In Fürth ist Luise Erhard heute noch präsent, unter anderem durch den Luise-Erhard-Fonds (Luise-Erhard-Stiftung), der Förderpreise an ausgezeichnete Absolventen der Ludwig-Erhard-Schule vergibt. Im Jahr 2025 stellte das Ludwig-Erhard-Zentrum in einer Sonderausstellung das Leben von Luise Erhard vor.

Sonstiges

Über den gemeinsamen Tagesablauf der Eheleute Erhard berichtete sie 1963 in einem Interview: „Morgengespräche mit meinem Mann gibt es seit Jahren nicht mehr, außer im Urlaub. Denn morgens beim Frühstück ... liest er seine Zeitungen und konzentriert sich auf den Tag ... Kurz vor dem Mittagessen (meist Punkt halb zwei) ruft er an, und wenn er kommt, muss das Essen schon auf dem Tisch stehen. Es muß alles blitzschnell gehen, damit ihm noch eine halbe Stunde für den Mittagsschlaf bleibt. Ehrlich gestanden, ich habe mich an diese Zeiteinteilung nach vielen Jahren immer noch nicht gewöhnt.

Lokalberichterstattung

  • Alexander Jungkunz: Sie war die erste First Lady. In: Fürther Nachrichten vom 5. Juli 2025, S. 11 (Druckausgabe)
  • Alexander Jungkunz: Sie kannten sich schon von klein an. In: Fürther Nachrichten vom 5. Juli 2025, S. 35 (Druckausgabe)

Literatur

  • n.n.: Luise Erhard - Mehr als nur Kanzlergattin, Begleitheft, Eigenverlag LEZ, Fürth, 2025

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Foyerausstellung Luise Erhard „Kindheit und Herkunft“- online
  2. Alexander Jungkunz: Sie war die erste First Lady. In: Fürther Nachrichten vom 5. Juli 2025, S. 11 (Druckausgabe)
  3. Kanzlergattin im Blick. In: Fürther Nachrichten vom 28. Juli 2025, Seite 25 (Druckausgabe)

Bilder

Bilder als Galerie / Tabelle anzeigen, sortieren und filtern