Ruth Weiss: Unterschied zwischen den Versionen

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== Biographie ==
== Biographie ==
[[Datei:Ruth Weiss Sept 2020.jpg|mini|Ruth Weiss im September 2020 und damit im Alter von 96 Jahren]]
[[Datei:Ruth Weiss Sept 2020.jpg|mini|Ruth Weiss im September 2020 und damit im Alter von 96 Jahren]]
[[Datei:Ruth Weiss 25 Jahre später.jpg|mini|Widmung 1995 und 2020 für [[Alexander Mayer]] in ihrer Erzählung "Wege im harten Gras"]]
[[Datei:Ruth Weiss 25 Jahre später.jpg|mini|Widmung 1995 und 2020 für [[Alexander Mayer]] in ihrer Erzählung „Wege im harten Gras“]]
Ruth Weiss lebte in Fürth vor allem bei ihren Großeltern Max Cohen und Babette Pauline Cohen (geborene Behr) im 2. OG der [[Theaterstraße 17]] (1924 bis 1927 und 1933 bis 1936), wo sie wie ihre Schwester Margot auch geboren wurde.<ref>Mitteilung von Ruth Weiss per E-mail an [[Alexander Mayer]] vom 29. Mai 2021.</ref> Der Großvater Max Cohen (auch: Max Meyer Cohen oder Max Meier Cohen) betrieb gegenüber in der [[Theaterstraße 24]] eine Buchbinderei (zuvor Rosenstraße 21), die bis etwa 1915 auch Einlegebücher für Metallschläger fertigte ("Goldbücherverfertiger"). In der Wohnung der Großeltern waren die Eltern von Ruth Weiss sowie der Onkel Jakob Cohen und die Tante Martha Cohen gemeldet bzw. wohnhaft.<ref>[[Adressbücher|Adressbuch]] von 1935; persönliche Mitteilung von Ruth Weiss an [[Alexander Mayer]]; [[Der neue jüdische Friedhof in Fürth (Buch)]], S. 556 f.</ref> Seit Mai 2021 erinnert die erste Gedenktafel für Weiss in Fürth an die dortige Wohnung, die sie in ihrer Autobiographie ''Wege im harten Gras'' beschreibt. Ruth besuchte die isaelitische Schule, ihre Schwester war eine Schulkameradin [[Henry Kissinger|Henry Kissingers]].
Ruth Weiss lebte in Fürth vor allem bei ihren Großeltern Max Cohen und Babette Pauline Cohen (geborene Behr) im 2. OG der [[Theaterstraße 17]] (1924 bis 1927 und 1933 bis 1936), wo sie wie ihre Schwester Margot auch geboren wurde.<ref>Mitteilung von Ruth Weiss per E-mail an [[Alexander Mayer]] vom 29. Mai 2021.</ref> Der Großvater Max Cohen (auch: Max Meyer Cohen oder Max Meier Cohen) betrieb gegenüber in der [[Theaterstraße 24]] eine Buchbinderei (zuvor Rosenstraße 21), die bis etwa 1915 auch Einlegebücher für Metallschläger fertigte („Goldbücherverfertiger“). In der Wohnung der Großeltern waren die Eltern von Ruth Weiss sowie der Onkel Jakob Cohen und die Tante Martha Cohen gemeldet bzw. wohnhaft.<ref>[[Adressbücher|Adressbuch]] von 1935; persönliche Mitteilung von Ruth Weiss an [[Alexander Mayer]]; [[Der neue jüdische Friedhof in Fürth (Buch)]], S. 556 f.</ref> Seit Mai 2021 erinnert die erste Gedenktafel für Weiss in Fürth an die dortige Wohnung, die sie in ihrer Autobiographie ''Wege im harten Gras'' beschreibt. Ruth besuchte die israelitische Schule, ihre Schwester war eine Schulkameradin [[Henry Kissinger|Henry Kissingers]].


[[1936]] emigrierte ihre [[Fiorda|jüdische]] Familie nach Johannesburg (Südafrika) und folgte damit dem bereits 1933 dorthin ausgewanderten Vater.<ref>''Wege im harten Gras. Erinnerungen an Deutschland, Südafrika und England''. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1994, ISBN 3872946226, S. 18 ff.</ref> Jakob Cohen, der Onkel, war ebenfalls schon 1933 geflüchtet, nachdem er von Nazis zusammengeschlagen worden war. Über Holland erreichte er letztendlich Palästina. Martha Cohen, die Tante, konnte noch 1938 oder 1939 als „Verlobte“ eines Südafrikaners nach Südafrika folgen.<ref>E-mail von Ruth Weiss an [[Alexander Mayer]] vom 1. Juni 2021.</ref>
[[1936]] emigrierte ihre [[Fiorda|jüdische]] Familie nach Johannesburg (Südafrika) und folgte damit dem bereits 1933 dorthin ausgewanderten Vater.<ref>''Wege im harten Gras. Erinnerungen an Deutschland, Südafrika und England''. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1994, ISBN 3872946226, S. 18 ff.</ref> Jakob Cohen, der Onkel, war ebenfalls schon 1933 geflüchtet, nachdem er von Nazis zusammengeschlagen worden war. Über Holland erreichte er letztendlich Palästina. Martha Cohen, die Tante, konnte noch 1938 oder 1939 als „Verlobte“ eines Südafrikaners nach Südafrika folgen.<ref>E-mail von Ruth Weiss an [[Alexander Mayer]] vom 1. Juni 2021.</ref>
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Nach der Tätigkeit in einem Anwaltsbüro, bei einer Versicherung und einem Verlag, begann sie [[1954]] für verschiedene internationale Zeitungen und Zeitschriften zu schreiben. Sie setzte sich als Journalistin in Südafrika insbesondere gegen die Apartheid ein, sodass sie zur „Persona non grata“ erklärt und in eine so genannte „schwarze Liste“ eingetragen, auf der sie erst [[1991]] gelöscht wurde. Sie erhielt ferner ein Einreiseverbot, arbeitete fortan in Südrhodesien, begleitete dessen Weg in den unabhängigen Staat [[Wikipedia:Simbabwe|Simbabwe]] und lebte dann einige Zeit auf der Isle of Wight (England).<ref>''Wege im harten Gras. Erinnerungen an Deutschland, Südafrika und England''. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1994, ISBN 3872946226, S. 288 f. (kurzgefasster Lebenslauf bis 1994).</ref>  
Nach der Tätigkeit in einem Anwaltsbüro, bei einer Versicherung und einem Verlag, begann sie [[1954]] für verschiedene internationale Zeitungen und Zeitschriften zu schreiben. Sie setzte sich als Journalistin in Südafrika insbesondere gegen die Apartheid ein, sodass sie zur „Persona non grata“ erklärt und in eine so genannte „schwarze Liste“ eingetragen, auf der sie erst [[1991]] gelöscht wurde. Sie erhielt ferner ein Einreiseverbot, arbeitete fortan in Südrhodesien, begleitete dessen Weg in den unabhängigen Staat [[Wikipedia:Simbabwe|Simbabwe]] und lebte dann einige Zeit auf der Isle of Wight (England).<ref>''Wege im harten Gras. Erinnerungen an Deutschland, Südafrika und England''. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1994, ISBN 3872946226, S. 288 f. (kurzgefasster Lebenslauf bis 1994).</ref>  


[[1975]] kehrte sie nach fast 40 Jahren erstmals wieder in ihre Geburtsstadt Fürth zurück. Im Oktober 1990 besuchte sie Fürth erneut, besichtigte den Hinterhof von Theaterstraße 17, wo der Großvater alljährlich zum [[Wikipedia:Sukkot|Laubhüttenfest]] die [[Wikipedia:Laubhütte|Laubhütte]] errichtet hatte, und traf sich mit [[Bella Rosenkranz]].<ref>''Wege im harten Gras. Erinnerungen an Deutschland, Südafrika und England''. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1994, ISBN 3872946226, S. 27 f.</ref> In den Jahren 1974 und 2002 kehrte sie zeitweise nach Deutschland zurück, sie lebte 1974 bis 1978 in Köln und seit dem Jahre 2002 einige Jahre bei Freunden in [[Wikipedia:Lüdinghausen|Lüdinghausen]] bei Münster. Derzeit lebt sie in Dänemark bei ihrem Sohn. Heute schreibt sie primär nicht mehr Sachbücher, sondern Romane, die zum Teil im Literaturkanon der Schulen (vor allem „Meine Schwester Sara“) aufgenommen worden sind. Dieses Buch war im Schuljahr [[2006]]/[[2007]] die Prüfungslektüre der Realschulen in Baden-Württemberg.
[[1975]] kehrte sie nach fast 40 Jahren erstmals wieder in ihre Geburtsstadt Fürth zurück. Im Oktober 1990 besuchte sie Fürth erneut, besichtigte den Hinterhof von Theaterstraße 17, wo der Großvater alljährlich zum [[Wikipedia:Sukkot|Laubhüttenfest]] die [[Wikipedia:Laubhütte|Laubhütte]] errichtet hatte, und traf sich mit [[Bella Rosenkranz]].<ref>''Wege im harten Gras. Erinnerungen an Deutschland, Südafrika und England''. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1994, ISBN 3872946226, S. 27 f.</ref> In den Jahren 1974 und 2002 kehrte sie zeitweise nach Deutschland zurück, sie lebte 1974 bis 1978 in Köln und seit dem Jahre 2002 einige Jahre bei Freunden in [[Wikipedia:Lüdinghausen|Lüdinghausen]] bei Münster. Zuletzt lebte sie in Dänemark bei ihrem Sohn. Auch schrieb sie primär nicht mehr Sachbücher, sondern Romane, die zum Teil im Literaturkanon der Schulen (vor allem „Meine Schwester Sara“) aufgenommen worden sind. Dieses Buch war im Schuljahr [[2006]]/[[2007]] die Prüfungslektüre der Realschulen in Baden-Württemberg.


2022 erschien eine umfangreiche Festschrift für Ruth Weiss, die ihr im [[Wikipedia:Saal 600|Saal 600]] übergeben wurde. Herausgeber war [[Wikipedia:Frederick Alfred Lubich|Frederick Alfred Lubich]], Professor Emeritus of World Languages and Cultures, Norfolk, Virginia. Zur Übergabe der Festschrift kam sie im Juli 2022 auch nach Fürth und besuchte [[Alexander Mayer]] in ihrem Geburtshaus. Laureen Levin und Janine Schloss, die in Australien lebenden Enkel der ebenfalls in der Theaterstraße 17 geborenen Schwester Margot Schloss, besuchten 2023/24 ebenfalls das Haus.  
2022 erschien eine umfangreiche Festschrift für Ruth Weiss, die ihr im [[Wikipedia:Saal 600|Saal 600]] übergeben wurde. Herausgeber war [[Wikipedia:Frederick Alfred Lubich|Frederick Alfred Lubich]], Professor Emeritus of World Languages and Cultures, Norfolk, Virginia. Zur Übergabe der Festschrift kam sie im Juli 2022 auch nach Fürth und besuchte [[Alexander Mayer]] in ihrem Geburtshaus. Laureen Levin und Janine Schloss, die in Australien lebenden Enkel der ebenfalls in der Theaterstraße 17 geborenen Schwester Margot Schloss, besuchten 2023/24 ebenfalls das Haus.  
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Am 27. Januar 2023 sprach sie im [[Wikipedia:Landtag Nordrhein-Westfalen|Landtag Nordrhein-Westfalen]] zum [[Wikipedia:Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus|Holocaust-Gedenktag]].
Am 27. Januar 2023 sprach sie im [[Wikipedia:Landtag Nordrhein-Westfalen|Landtag Nordrhein-Westfalen]] zum [[Wikipedia:Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus|Holocaust-Gedenktag]].


Am 25. und 26. Juli 2024 feierte sie ihren 100. Geburtstag u.a. in der Ruth-Weiss-Realschule Aschaffenburg sowie im Bachsaal des Gemeindehauses der Christuskirche.  
Am 25. und 26. Juli 2024 feierte sie ihren 100. Geburtstag u. a. in der Ruth-Weiss-Realschule Aschaffenburg sowie im Bachsaal des Gemeindehauses der Christuskirche.  


Weiss war Ehrenpräsidentin des [[Wikipedia:PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland|PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland]].
Weiss war Ehrenpräsidentin des [[Wikipedia:PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland|PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland]].
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