Max Mendel Rawicz: Unterschied zwischen den Versionen

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Deutsche Übersetzung:
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:''Mein Vater war das vierte von sechs Kindern. In Fürth arbeitete er als Portefeuiller (Geldbörsenmacher), bevor er 1932 nach Berlin ging. Im Mai 1933 reiste er nach Lille und später nach Paris. Dort arbeitete er und spielte Fußball, während er auf sein Visum für Brasilien wartete, das ihm von der jüdischen Organisation HIAS vermittelt wurde. Im März 1934 reiste er mit anderen Flüchtlingen nach Brasilien. Die Verheiratung mit meiner Mutter Eva Sporer, geboren am 6. Juli 1913 in Fürth, wurde von den Eltern arrangiert, da sie sich aus Deutschland kannten (die Familie meiner Mutter war im November 1925 nach Lille ausgewandert). Mein Vater beschloss daher, nach Frankreich zurückzukehren, kam im Juli 1936 an und die beiden heirateten im April 1937 in Paris.</br>
:''Mein Vater war das vierte von sechs Kindern. In Fürth arbeitete er als Portefeuiller (Geldbörsenmacher), bevor er 1932 nach Berlin ging. Im Mai 1933 reiste er nach Lille und später nach Paris. Dort arbeitete er und spielte Fußball, während er auf sein Visum für Brasilien wartete, das ihm von der jüdischen Organisation HIAS vermittelt wurde. Im März 1934 reiste er mit anderen Flüchtlingen nach Brasilien. Die Verheiratung mit meiner Mutter Eva Sporer, geboren am 6. Juli 1913 in Fürth, wurde von den Eltern arrangiert, da sie sich aus Deutschland kannten (die Familie meiner Mutter war im November 1925 nach Lille ausgewandert). Mein Vater beschloss daher, nach Frankreich zurückzukehren, kam im Juli 1936 an und die beiden heirateten im April 1937 in Paris.''</br>
Sie lebten in Paris. Mein Vater arbeitete illegal in einem Optikergeschäft, meine Mutter als Hutmacherin. Meine Schwester Colette wurde am 1. Dezember 1939 in Lille geboren. Mit Kriegsausbruch und der Besetzung eines Teils Frankreichs wurde mein Vater am 15. Mai 1941 verhaftet und nach Pithiviers bei Orléans gebracht. Im November 1941 gelang ihm die Flucht, und er versteckte sich sechs Wochen lang bei seiner Schwester Jenny in Montreuil bei Paris. Am 1. Januar 1942 überquerten mein Vater, meine Mutter und meine Schwester die [[wikipedia:Demarkationslinie (Frankreich)|Demarkationslinie]] und gelangten in die sogenannte unbesetzte Zone. Sie ließen sich in Fontaine-sur-Saône bei Lyon nieder. Mein Vater arbeitete nachts in einem Bahnhof und sortierte Pakete und Post für sehr wenig Geld, da er nicht arbeiten durfte und keine Papiere besaß. Ich wurde am 18. Juli 1942 in Lyon geboren. Am Abend des 23. August 1943 wurde mein Vater erneut verhaftet. Er wurde zur Arbeit für die Organisation TODT in das [[wikipedia:Miramas#Internierungslager Miramas|Lager Miramas]] bei Marseille geschickt und blieb dort bis zum 15. April 1944. Anschließend wurde er für zehn Tage in das Gefängnis Beaumettes in Marseille verlegt, bevor er am 30. April 1944 in Drancy eintraf.</br>
:''Sie lebten in Paris. Mein Vater arbeitete illegal in einem Optikergeschäft, meine Mutter als Hutmacherin. Meine Schwester Colette wurde am 1. Dezember 1939 in Lille geboren. Mit Kriegsausbruch und der Besetzung eines Teils Frankreichs wurde mein Vater am 15. Mai 1941 verhaftet und nach Pithiviers bei Orléans gebracht. Im November 1941 gelang ihm die Flucht, und er versteckte sich sechs Wochen lang bei seiner Schwester Jenny in Montreuil bei Paris. Am 1. Januar 1942 überquerten mein Vater, meine Mutter und meine Schwester die [[wikipedia:Demarkationslinie (Frankreich)|Demarkationslinie]] und gelangten in die sogenannte unbesetzte Zone. Sie ließen sich in Fontaine-sur-Saône bei Lyon nieder. Mein Vater arbeitete nachts in einem Bahnhof und sortierte Pakete und Post für sehr wenig Geld, da er nicht arbeiten durfte und keine Papiere besaß. Ich wurde am 18. Juli 1942 in Lyon geboren. Am Abend des 23. August 1943 wurde mein Vater erneut verhaftet. Er wurde zur Arbeit für die Organisation TODT in das [[wikipedia:Miramas#Internierungslager Miramas|Lager Miramas]] bei Marseille geschickt und blieb dort bis zum 15. April 1944. Anschließend wurde er für zehn Tage in das Gefängnis Beaumettes in Marseille verlegt, bevor er am 30. April 1944 in Drancy eintraf.''</br>
Am 15. Mai 1944 wurde er zusammen mit 878 anderen Männern im Konvoi Nr. 73 nach [[wikipedia:IX fortas|Kowno]] (Reval) deportiert. Mein Vater hat nicht überlebt. Meine Mutter, meine Schwester und ich haben überlebt. Meine Großeltern Mechl Salomon und Fanny Rawicz, mein Onkel [[Jakob Rawicz]], meine Tante Jenny mit ihrem Mann Ernst Roos und ihren beiden Kindern, meine Tante Lilli mit ihrem Mann Bernhard Lissberger und meine Tante Anni Rawicz wurden deportiert und haben nicht überlebt. Nur mein Onkel Richard Rawicz, seine Frau und sein Sohn gingen 1935 nach Israel und überlebten somit.
:''Am 15. Mai 1944 wurde er zusammen mit 878 anderen Männern im Konvoi Nr. 73 nach [[wikipedia:IX fortas|Kowno]] (Reval) deportiert. Mein Vater hat nicht überlebt. Meine Mutter, meine Schwester und ich haben überlebt. Meine Großeltern Mechl Salomon und Fanny Rawicz, mein Onkel [[Jakob Rawicz]], meine Tante Jenny mit ihrem Mann Ernst Roos und ihren beiden Kindern, meine Tante Lilli mit ihrem Mann Bernhard Lissberger und meine Tante Anni Rawicz wurden deportiert und haben nicht überlebt. Nur mein Onkel Richard Rawicz, seine Frau und sein Sohn gingen 1935 nach Israel und überlebten somit.''


==Siehe auch==
==Siehe auch==

Version vom 2. Dezember 2025, 16:17 Uhr

Person
Max Mendel Rawicz
Vorname
Max Mendel
Nachname
Rawicz
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
4. Juli 1904
Geburtsort
Fürth
Todesdatum
15. Mai 1944
Todesort
Kowno (Kaunas)
Religion
jüdisch
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Max Mendel Rawicz,מנדל מקס רביץ, (geb. 23. April 1908 in Fürth; verschollen seit 15. Mai 1944 Kowno (Kaunas)), Sohn des Mechl Salomon Rawicz und dessen Ehefrau Fanny Feige, geb. Rosenblüth, war seit April 1937 mit Eva, geb. Sporer verheiratet. Die Familie wohnte in Fürth

Leben

In einer Aufzeichnung seiner Tochter Eliane Rawicz heißt es[1]:

My father was the fourth of six children of his parents. In Fürth he worked as a Portefeuiller (purse-maker) before leaving for Berlin in 1932. He went to Lille in May 1933 and later went to Paris. He worked and was a player in a football-team while he was waiting for his visa to go to Brasil, helped by a Jewish organization called HIAS. He embarked for Brasil with other refugees in March 1934. The arrangement of a marriage with my mother Eva Sporer, born 6.7.1913 in Fürth, was made by the parents as they knew each other from Germany (my mothers family left Germany for Lille in November 1925). So my father decided to come back to France, arrived in July 1936 and they got married in April 1937 in Paris. They lived in Paris and my father worked illegally in an opticien shop and my mother as a millinary. My sister Colette was born in Lille the 1.12.1939. When the war came and the occupation of part of France, my father was arrested the 15.5.1941, was sent to Pithiviers near Orleans, escaped in November 1941, was hidden for 6 weeks at his sister Jenny in Montreuil, Paris. On the 1st of January 1942, my father, mother ans sister crossed la ligne de démarcation to the so-called unoccupied zone. They lived at Fontaine sur Saône, near Lyon. My father worked night-shift in a train station sorting out parcels and mail for very little pay as he was not supposed to work and had no papers. I was born in Lyon the 18.7.1942. On the evening of the 23rd of August 1943, my father was arrested. He was sent to work for the organization TODT at the camp of Lager Miramas near Marseille until the 15.4.1944, when he was sent to the prison des Beaumettes, Marseille, for 10 days, before arriving at Drancy the 30.4.1944. He was deported on the 15th of May 1944, convoi No.73 to Kowno or Reval with 878 other men. My father did not survive. My mother, my sister and myself survived. My grandparents Mechl Salomon and Fanny Rawicz, my uncle Jakob Rawicz, my aunt Jenny together with her husband Ernst Roos and their two children, my aunt Lilli and her husband Bernhard Lissberger, and my aunt Anni Rawicz were deported and did not survive. Only my uncle Richard Rawicz, his wife and son went to Israel in 1935 and thus survived.

Deutsche Übersetzung:

Mein Vater war das vierte von sechs Kindern. In Fürth arbeitete er als Portefeuiller (Geldbörsenmacher), bevor er 1932 nach Berlin ging. Im Mai 1933 reiste er nach Lille und später nach Paris. Dort arbeitete er und spielte Fußball, während er auf sein Visum für Brasilien wartete, das ihm von der jüdischen Organisation HIAS vermittelt wurde. Im März 1934 reiste er mit anderen Flüchtlingen nach Brasilien. Die Verheiratung mit meiner Mutter Eva Sporer, geboren am 6. Juli 1913 in Fürth, wurde von den Eltern arrangiert, da sie sich aus Deutschland kannten (die Familie meiner Mutter war im November 1925 nach Lille ausgewandert). Mein Vater beschloss daher, nach Frankreich zurückzukehren, kam im Juli 1936 an und die beiden heirateten im April 1937 in Paris.
Sie lebten in Paris. Mein Vater arbeitete illegal in einem Optikergeschäft, meine Mutter als Hutmacherin. Meine Schwester Colette wurde am 1. Dezember 1939 in Lille geboren. Mit Kriegsausbruch und der Besetzung eines Teils Frankreichs wurde mein Vater am 15. Mai 1941 verhaftet und nach Pithiviers bei Orléans gebracht. Im November 1941 gelang ihm die Flucht, und er versteckte sich sechs Wochen lang bei seiner Schwester Jenny in Montreuil bei Paris. Am 1. Januar 1942 überquerten mein Vater, meine Mutter und meine Schwester die Demarkationslinie und gelangten in die sogenannte unbesetzte Zone. Sie ließen sich in Fontaine-sur-Saône bei Lyon nieder. Mein Vater arbeitete nachts in einem Bahnhof und sortierte Pakete und Post für sehr wenig Geld, da er nicht arbeiten durfte und keine Papiere besaß. Ich wurde am 18. Juli 1942 in Lyon geboren. Am Abend des 23. August 1943 wurde mein Vater erneut verhaftet. Er wurde zur Arbeit für die Organisation TODT in das Lager Miramas bei Marseille geschickt und blieb dort bis zum 15. April 1944. Anschließend wurde er für zehn Tage in das Gefängnis Beaumettes in Marseille verlegt, bevor er am 30. April 1944 in Drancy eintraf.
Am 15. Mai 1944 wurde er zusammen mit 878 anderen Männern im Konvoi Nr. 73 nach Kowno (Reval) deportiert. Mein Vater hat nicht überlebt. Meine Mutter, meine Schwester und ich haben überlebt. Meine Großeltern Mechl Salomon und Fanny Rawicz, mein Onkel Jakob Rawicz, meine Tante Jenny mit ihrem Mann Ernst Roos und ihren beiden Kindern, meine Tante Lilli mit ihrem Mann Bernhard Lissberger und meine Tante Anni Rawicz wurden deportiert und haben nicht überlebt. Nur mein Onkel Richard Rawicz, seine Frau und sein Sohn gingen 1935 nach Israel und überlebten somit.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Angaben nach Jüdisch in Fürth zu Max Mendel Rawicz

Bilder

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