Eine Welt- und Infoladen Mühsam: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
Im März [[1994]] wurden die Räume in der [[Gustavstraße]] angemietet. Mieter war der Verein zur Förderung kultureller und politischer Initiativen, der sich hierzu im Vorfeld gegründet hatte. Die Initiatoren sahen sich gezwungen, zu diese Form einer juristischen Person zu greifen, da sie sonst keine Verkaufsrechte erhalten hätten um sogenannte Dritte-Welt-Produkte auf Kommissionsbasis verkaufen zu können. Der Mitgliedsbeitrag betrug 1 DM. Der Vorstand des Vereins, der nach eigenen Angaben nur der Form halber auf dem Papier bestand, sollte ohne Hierarchien die Geschicke des Vereins lenken. Die Eröffnung des Infoladens fand Anfang Mai 1994 statt.  
Im März [[1994]] wurden die Räume in der [[Gustavstraße]] angemietet. Mieter war der Verein zur Förderung kultureller und politischer Initiativen, der sich hierzu im Vorfeld gegründet hatte. Die Initiatoren sahen sich gezwungen, zu diese Form einer juristischen Person zu greifen, da sie sonst keine Verkaufsrechte erhalten hätten um sogenannte [[Weltladen#Name|Dritte-Welt-Produkte]] auf Kommissionsbasis verkaufen zu können. Der Mitgliedsbeitrag betrug 1 DM. Der Vorstand des Vereins, der nach eigenen Angaben nur der Form halber auf dem Papier bestand, sollte ohne Hierarchien die Geschicke des Vereins lenken. Die Eröffnung des Infoladens fand Anfang Mai 1994 statt.  


Zuvor wurde um den Namen des Ladens gerungen. Der Mühsamladen, wie er oft Umgangssprachlich genannt wurde, hatte laut den Initiatoren als Arbeitstitel auch andere Namen. So waren auch die Namen "Heiliger Stuhl", Dullnrat, Kopfschuß oder Mutabor im Gespräch. Letztendlich entschied man sich aber für den Namen des ehemaligen Anarchisten und Schriftsteller [[wikipedia:Erich Mühsam|Erich Mühsam]] - der selbst außer durch einen regen Briefverkehr mit dem Fürther [[wikipedia:Anarchismus|Anarchisten]] und [[wikipedia:Syndikalismus|Syndikalisten]] [[Fritz Oerter]] in den 1920er Jahren keinen Fürthbezug hatte.  
Zuvor wurde um den Namen des Ladens gerungen. Der Mühsamladen, wie er oft Umgangssprachlich genannt wurde, hatte laut den Initiatoren als Arbeitstitel auch andere Namen. So waren auch die Namen „Heiliger Stuhl“, Dullnrat, Kopfschuß oder Mutabor im Gespräch. Letztendlich entschied man sich aber für den Namen des ehemaligen Anarchisten, Antimilitaristen und Schriftstellers [[wikipedia:Erich Mühsam|Erich Mühsam]], der als politischer Aktivist 1919 maßgeblich an der Ausrufung der [[wikipedia:Münchner Räterepublik|Münchner Räterepublik]] beteiligt war, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde, aus der er nach 5 Jahren im Rahmen einer Amnestie freikam. Mühsam wurde in der Nacht des [[wikipedia:Reichstagsbrand|Reichstagsbrandes]] von den [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] verhaftet und am 10. Juli 1934 von der SS-Wachmannschaft des KZ Oranienburg ermordet.<ref>{{Quelle Wikipedia|Erich Mühsam}}</ref> Ansonsten hatte Mühsam außer durch einen regen Briefverkehr mit dem Fürther [[wikipedia:Anarchismus|Anarchisten]] und [[wikipedia:Syndikalismus|Syndikalisten]] [[Fritz Oerter]] in den 1920er Jahren keinen weiteren Fürthbezug.


== Politische Ziele und Aktionen ==
== Politische Ziele und Aktionen ==
Ziel des Infoladens bzw. des Vereins war einen Treffpunkt zu etablieren, für alle die sich nicht in den etablierten Parteien zu Hause fühlten und sich selbst als "''antifaschistisch, antirassistisch, antiautoritär und antisexistisch''" verstanden. Laut der örtlichen Berichterstattung bestand die Gruppe der Aktiven aus ca. 20 Personen zwischen 18 und 30, die aber gegenüber der Presse "aus Vorsicht" ihre Namen nicht nennen wollten, da sie "für die Utopie einer gewaltlosen und herrschaftsfreien Gesellschaft" auf unterschiedlichen Ebenen kämpften.  
Ziel des Infoladens bzw. des Vereins war einen Treffpunkt zu etablieren, für alle die sich nicht in den etablierten Parteien zu Hause fühlten und sich selbst als ''„antifaschistisch, antirassistisch, antiautoritär und antisexistisch“'' verstanden. Laut der örtlichen Berichterstattung bestand die Gruppe der Aktiven aus ca. 20 Personen zwischen 18 und 30, die aber gegenüber der Presse „aus Vorsicht“ ihre Namen nicht nennen wollten, da sie „für die Utopie einer gewaltlosen und herrschaftsfreien Gesellschaft“ auf unterschiedlichen Ebenen kämpften.  


Schwerpunkt des Non-Profit-Ladens war nach eigenen Angaben nicht der Verkauf von sogenannten Dritte-Welt-Produktion, sondern die Information von politischen linken Inhalten über Zeitschriften, Büchern und Broschüren, sowie über vielfältige Veranstaltungen. Hierzu wurden Seminare mit politischen Themen angeboten, aber auch gemeinschaftliches Kochen in der "Volxküche" sowie "Zocken für den Frieden".  
Schwerpunkt des Non-Profit-Ladens war nach eigenen Angaben nicht der Verkauf von sogenannten Dritte-Welt-Produktion, sondern die Information von politischen linken Inhalten über Zeitschriften, Büchern und Broschüren, sowie über vielfältige Veranstaltungen. Hierzu wurden Seminare mit politischen Themen angeboten, aber auch gemeinschaftliches Kochen in der „Volxküche“ sowie „Zocken für den Frieden“.  


Bereits im Vorfeld der Eröffnung hatte sich die Initiatoren in der Öffentlichkeit bemerkbar gemacht. So forderten sie die kurzfristige Umbenennung des [[Franz-Josef-Strauß-Platz]]es vor dem Amtsgericht in "Erich Mühsam Platz", oder forderten die Stadt Fürth auf, ein leerstehendes Haus für selbstbestimmtes Wohnen und der Etablierung von Subkultur zur Verfügung zu stellen - vergleichbar mit den Kulturläden oder dem Stadtteilzentrum DESI in Nürnberg. In dem Zusammenhang setzten sie auch für die Einstellung der Verfahren gegen die "Fürther Hausbesetzer" ein.
Bereits im Vorfeld der Eröffnung hatte sich die Initiatoren in der Öffentlichkeit bemerkbar gemacht. So forderten sie die kurzfristige Umbenennung des [[Franz-Josef-Strauß-Platz]]es vor dem [[Amtsgericht]] in „Erich Mühsam Platz“, oder forderten die Stadt Fürth auf, ein leerstehendes Haus für selbstbestimmtes Wohnen und der Etablierung von Subkultur zur Verfügung zu stellen - vergleichbar mit den Kulturläden oder dem Stadtteilzentrum DESI in Nürnberg. In dem Zusammenhang setzten sie auch für die Einstellung der Verfahren gegen die „Fürther Hausbesetzer“ ein.


== Schließung ==
== Schließung ==
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