Sozialdemokratische Partei Deutschlands: Unterschied zwischen den Versionen

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Während des [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialismus]] wurde die SPD - wie überall im Reich - durch das NS-Regime verboten. Viele führende SPD-Mitglieder, darunter die SPD-[[Stadtrat 1929 - 1933|Stadtratsfraktion]] von [[1933]], wurde in Schutzhaft genommen und in das KZ Dachau verbracht. Von den 19 Abgeordneten vor der Machtergreifung waren [[1945]] nur noch fünf übriggeblieben. Acht Mitglieder waren seit [[1933]] verstorben, der Jude [[Leo Bergmann]] konnte [[1936]] noch in die USA auswandern. Weitere vier ehemalige Mitglieder fühlten sich für die politische Arbeit zu alt und ein ehemaliges Stadtratsmitglied ([[Tobias Schorr]]) galt als "verschollen". Von der alten Führung blieben u. a. nur noch [[Konrad Grünbaum]], [[Hans Rupprecht]], [[Heinrich Stöhr]] und [[Konrad Eberhard]]. Letzterer war als [[Oberbürgermeister]] vorgesehen, verstarb aber unerwartet im September [[1945]] an einer banalen Wurstvergiftung.  
Während des [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialismus]] wurde die SPD - wie überall im Reich - durch das NS-Regime verboten. Viele führende SPD-Mitglieder, darunter die SPD-[[Stadtrat 1929 - 1933|Stadtratsfraktion]] von [[1933]], wurde in Schutzhaft genommen und in das KZ Dachau verbracht. Von den 19 Abgeordneten vor der Machtergreifung waren [[1945]] nur noch fünf übriggeblieben. Acht Mitglieder waren seit [[1933]] verstorben, der Jude [[Leo Bergmann]] konnte [[1936]] noch in die USA auswandern. Weitere vier ehemalige Mitglieder fühlten sich für die politische Arbeit zu alt und ein ehemaliges Stadtratsmitglied ([[Tobias Schorr]]) galt als "verschollen". Von der alten Führung blieben u. a. nur noch [[Konrad Grünbaum]], [[Hans Rupprecht]], [[Heinrich Stöhr]] und [[Konrad Eberhard]]. Letzterer war als [[Oberbürgermeister]] vorgesehen, verstarb aber unerwartet im September [[1945]] an einer banalen Wurstvergiftung.  


Den Aufbau übernahm somit [[Hans Rupprecht]] als erster Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes. Die ersten Treffen der SPD nach dem 2. Weltkrieg fanden zunächst in der privaten Wohnung des ehem. SPD-Landtagsabgeordneten [[Konrad Eberhard]] in der Schwabacher Straße statt. Seine Frau [[Emilie Eberhard]], die letzte politische Sekretärin der SPD in der Fürther Vorkriegszeit, bot den Anwesenden eine karge Nahrung zur ersten Besprechung an. Die Besprechung leitete nicht der Hausherr, sondern der ehem. SPD-Vorsitzende und Fraktionsvorsitzende der Vorkriegsjahre [[Johann Rupprecht|Hans Rupprecht]]. Trotz der Bespitzlung durch die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] und dem einjährigen Aufenthalt im KZ Dachau hatte Rupprecht den Kontakt zu den ehemaligen Genossen noch aufrecht erhalten. Mit am Küchentisch war die Familie Eberhard, sowie [[Johann Schmidt|Hans Schmidt]]. Nach dem ersten Treffen verlagerte man die Treffen in das [[Rotes Ross|Rote Ross]] am [[Waagplatz]]. Neben den sog. alten Genossen aus Fürth stieße "neue Genossen" zur Neugründung der Partei ins Rote Roß hinzu, wie z.B. der Jude [[Leo Rosenthal]], der die NS-Zeit durch die Heirat mit einer Arierin in Fürth überlebt hatte. Neu im Kreis der Fürther SPD war ebenfalls u.a. [[Erich Herrmann]], "ein Herr vom Scheitel bis zur Sohle", der 1933 aus Breslau nach Fürth übergesiedelt war und dort bereits politisch für die Deutsche Demokratische Partei (DDP) im Preußischen Landtag vertreten war. Ebenfalls neu in der Runde - der niedergelassene Nervenarzt Dr. [[Wilhelm Kluth]] mit eigener Praxis.  
Den Aufbau übernahm somit [[Hans Rupprecht]] als erster Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes. Die ersten Treffen der SPD nach dem 2. Weltkrieg fanden zunächst in der privaten Wohnung des ehem. SPD-Landtagsabgeordneten [[Konrad Eberhard]] in der Schwabacher Straße statt. Seine Frau [[Emilie Eberhard]], die letzte politische Sekretärin der SPD in der Fürther Vorkriegszeit, bot den Anwesenden eine karge Nahrung zur ersten Besprechung an. Die Besprechung leitete nicht der Hausherr, sondern der ehem. SPD-Vorsitzende und Fraktionsvorsitzende der Vorkriegsjahre [[Johann Rupprecht|Hans Rupprecht]]. Trotz der Bespitzlung durch die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] und dem einjährigen Aufenthalt im KZ Dachau hatte Rupprecht den Kontakt zu den ehemaligen Genossen noch aufrecht erhalten. Mit am Küchentisch war die Familie Eberhard, sowie [[Johann Schmidt|Hans Schmidt]]. Nach dem ersten Treffen verlagerte man die Treffen in das [[Rotes Ross|Rote Ross]] am [[Waagplatz]]. Neben den sog. alten Genossen aus Fürth stieße "neue Genossen" zur Neugründung der Partei ins Rote Roß hinzu, wie z. B. der Jude [[Leo Rosenthal]], der die NS-Zeit durch die Heirat mit einer Arierin in Fürth überlebt hatte. Neu im Kreis der Fürther SPD war ebenfalls u.a. [[Erich Herrmann]], "ein Herr vom Scheitel bis zur Sohle", der 1933 aus Breslau nach Fürth übergesiedelt war und dort bereits politisch für die Deutsche Demokratische Partei (DDP) im Preußischen Landtag vertreten war. Ebenfalls neu in der Runde - der niedergelassene Nervenarzt Dr. [[Wilhelm Kluth]] mit eigener Praxis.  


Zunächst war der Themenschwerpunkt der Besprechungen im Roten Ross die unterschiedlichen Erfahrungen der Akteure während der Zeit des Nationalsozialismus. Im Laufe der Zeit änderten sich die Themen, vor allem um die immer drängenden Fragestellungen der Stadt und deren Verwaltung nach dem Krieg. Die SPD war bereits kurz nach Kriegsende wieder fester Bestandteil der Stadtverwaltung, u.a. durch die Besetzung wichtiger Schlüsselpositionen in der Verwaltung. So war Schmidt bereits seit Oktober 1945 kommissarischer Oberbürgermeister, das Sozialreferat wurde von [[Heinrich Burghart]], die Polizei von [[Anton Kaltenhäuser]] geleitet.<ref>Hans Woller: Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone. München, Oldenburg Verlag, 1986, S. 172 ff.</ref> 1949 hatte die SPD in Franken bereits wieder die Stärke vor der Machtergreifung im Jahr 1933. [[1950]] gab [[Hans Rupprecht|Rupprecht]] seine Parteiämter auf und übergab seinen Vorsitz an [[Willi Fischer]]. Zusätzliches Diskussionsthema innerhalb der deutschen Sozialdemokratie war die Frage des politischen Zusammenschlusses der Kommunisten und Sozialdemokraten zur sozialistischen Einheitspartei. Während dieser Zusammenschluss in vielen deutschen Städten durchaus für einige Parteimitglieder eine Option war, war dies für die Fürther Sozialdemokraten keine nennenswerte Option. Die Bestrebung zur Schaffung einer sozialistischen Einheitspartei wurde in Fürth von dem Führungskader kategorisch abgelehnt. Viele Sozialdemokraten bezeichneten die Kommunisten als "Sozialfaschisten" und als spalterische Elemente, da die Kommunisten vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten den Versuch unternommen hatten, Vereine- und Gewerkschaften der Arbeiterbewegung zu Spalten. Selbst in der Schutzhaft im KZ Dachau, soll sich der Zwist zwischen den örtlichen Sozialdemokraten und Kommunisten weiter zugetragen haben. So wird von [[Konrad Grünbaum]], ehem. SPD-Mitglied berichtet, dass [[Gustav Schneider]] zu ihm in Dachau voller Hass gesagt haben soll: "''Hoffentlich kommst Du hier nicht mehr raus.''" Hintergrund war der Versuch Schneiders den sozialdemokratischen Verein der [[Naturfreunde Fürth|Naturfreunde]] unter die kommunistische Regie zu bekommen. Letzteres scheiterte aber an Grünbaums entgegenwirken.<ref>Mündliche Überlieferung Konrad Grünbaum, 29. November 1984</ref> Höhepunkt der Auseinandersetzungen der beiden politischen Gruppierungen war ein Auftritt Kurt Schumachers, der die Überzeugung vertrat, dass wie in der Weimarer Republik den Kommunisten es nicht gelingen werde, sich von der Rolle der Handlanger der sowjetischen imperialistischen Außenpolitik befreien zu können. Deshalb sprach er den Kommunisten die Fähigkeit ab, "''am deutschen Wiederaufbau als eigenständige, die nationalen Interessen gebührend berücksichtigende Kraft teilzunehmen''". Dies wiederholte Schumacher in einer Rede im Frühjahr 1946 im überfüllten [[Stadttheater]] in Fürth, und schärfte den anwesenden Sozialdemokraten ein: "''Ein Zusammengehen mit den Kommunisten, diese "rotlackierten Nazis" ... komme nicht in Frage''."<ref>Kurt Klotzbach: Der Weg zur Staatspartei. Dietz, J. H. W., Nachfolger, 1996, S. 70</ref> Die örtliche KPD und deren Vertreter, u.a. [[Anton Hausladen]], schäumten vor Wut und setzten in dessen Folge eine Propagandakampagne gegen die SPD ein. Das Klima zwischen den beiden Parteien ([[KPD]] und SPD) war in Folge dessen durch den Streit auf Jahre hinaus vergiftet.<ref>Sartiz: Über die Fürther KPD. In: Nürnberger Nachrichten, Fürther Ausgabe vom 20., 23. und 27 März 1946</ref>  
Zunächst war der Themenschwerpunkt der Besprechungen im Roten Ross die unterschiedlichen Erfahrungen der Akteure während der Zeit des Nationalsozialismus. Im Laufe der Zeit änderten sich die Themen, vor allem um die immer drängenden Fragestellungen der Stadt und deren Verwaltung nach dem Krieg. Die SPD war bereits kurz nach Kriegsende wieder fester Bestandteil der Stadtverwaltung, u.a. durch die Besetzung wichtiger Schlüsselpositionen in der Verwaltung. So war Schmidt bereits seit Oktober 1945 kommissarischer Oberbürgermeister, das Sozialreferat wurde von [[Heinrich Burghart]], die Polizei von [[Anton Kaltenhäuser]] geleitet.<ref>Hans Woller: Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone. München, Oldenburg Verlag, 1986, S. 172 ff.</ref> 1949 hatte die SPD in Franken bereits wieder die Stärke vor der Machtergreifung im Jahr 1933. [[1950]] gab [[Hans Rupprecht|Rupprecht]] seine Parteiämter auf und übergab seinen Vorsitz an [[Willi Fischer]]. Zusätzliches Diskussionsthema innerhalb der deutschen Sozialdemokratie war die Frage des politischen Zusammenschlusses der Kommunisten und Sozialdemokraten zur sozialistischen Einheitspartei. Während dieser Zusammenschluss in vielen deutschen Städten durchaus für einige Parteimitglieder eine Option war, war dies für die Fürther Sozialdemokraten keine nennenswerte Option. Die Bestrebung zur Schaffung einer sozialistischen Einheitspartei wurde in Fürth von dem Führungskader kategorisch abgelehnt. Viele Sozialdemokraten bezeichneten die Kommunisten als "Sozialfaschisten" und als spalterische Elemente, da die Kommunisten vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten den Versuch unternommen hatten, Vereine- und Gewerkschaften der Arbeiterbewegung zu Spalten. Selbst in der Schutzhaft im KZ Dachau, soll sich der Zwist zwischen den örtlichen Sozialdemokraten und Kommunisten weiter zugetragen haben. So wird von [[Konrad Grünbaum]], ehem. SPD-Mitglied berichtet, dass [[Gustav Schneider]] zu ihm in Dachau voller Hass gesagt haben soll: "''Hoffentlich kommst Du hier nicht mehr raus.''" Hintergrund war der Versuch Schneiders den sozialdemokratischen Verein der [[Naturfreunde Fürth|Naturfreunde]] unter die kommunistische Regie zu bekommen. Letzteres scheiterte aber an Grünbaums entgegenwirken.<ref>Mündliche Überlieferung Konrad Grünbaum, 29. November 1984</ref> Höhepunkt der Auseinandersetzungen der beiden politischen Gruppierungen war ein Auftritt Kurt Schumachers, der die Überzeugung vertrat, dass wie in der Weimarer Republik den Kommunisten es nicht gelingen werde, sich von der Rolle der Handlanger der sowjetischen imperialistischen Außenpolitik befreien zu können. Deshalb sprach er den Kommunisten die Fähigkeit ab, "''am deutschen Wiederaufbau als eigenständige, die nationalen Interessen gebührend berücksichtigende Kraft teilzunehmen''". Dies wiederholte Schumacher in einer Rede im Frühjahr 1946 im überfüllten [[Stadttheater]] in Fürth, und schärfte den anwesenden Sozialdemokraten ein: "''Ein Zusammengehen mit den Kommunisten, diese "rotlackierten Nazis" ... komme nicht in Frage''."<ref>Kurt Klotzbach: Der Weg zur Staatspartei. Dietz, J. H. W., Nachfolger, 1996, S. 70</ref> Die örtliche KPD und deren Vertreter, u.a. [[Anton Hausladen]], schäumten vor Wut und setzten in dessen Folge eine Propagandakampagne gegen die SPD ein. Das Klima zwischen den beiden Parteien ([[KPD]] und SPD) war in Folge dessen durch den Streit auf Jahre hinaus vergiftet.<ref>Sartiz: Über die Fürther KPD. In: Nürnberger Nachrichten, Fürther Ausgabe vom 20., 23. und 27 März 1946</ref>  
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