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== Wie Valentin Schlegel nach Stadeln kam == | == Wie Valentin Schlegel nach Stadeln kam == | ||
Valentin Schlegel | Valentin Schlegel schilderte hier seine Sicht zur Schulstelle in Stadeln: | ||
:''Mein Sehnen war stets in die Gegend der drei Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen gerichtet; daher ich öfters die ziemlich hohen Berge bei Pappenheim bestieg u. meine Augen sehnsüchtig nach dieser Gegend richtete. Dieser Herzensdrang nahm von Woche zu Woche zu, so daß ich fleißig nach ausgeschriebenen erledigten Schulstellen suchte.'' | :''Mein Sehnen war stets in die Gegend der drei Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen gerichtet; daher ich öfters die ziemlich hohen Berge bei Pappenheim bestieg u. meine Augen sehnsüchtig nach dieser Gegend richtete. Dieser Herzensdrang nahm von Woche zu Woche zu, so daß ich fleißig nach ausgeschriebenen erledigten Schulstellen suchte.'' | ||
:''Auf einmal las ich Stadeln. Als ich aber aus der Schulstatistik entnahm, daß im dortigen Schulhaus der Flurwächter wohnt, das Haus baufällig und die Wohnung für den Lehrer sehr beschränkt ist, unterließ ich die Meldung, obgleich der Ort ganz nach meinem Wunsch gewesen wäre. Der Zufall hat es gewollt, daß zur selben Zeit der Schulrat Höchstätter, damals noch Lehrer, später mein Gönner, und der Lehrer Ohr, der in Pappenheim geboren u. zu seiner Mutter auf Besuch kam, einen Abstecher von Fürth nach Pappenheim machten u. ich sie beide traf. Während wir die herrliche Natur bewunderten, stellte Hl. Höchstetter die Frage an mich, ob ich im Gräfl. Bezirk zu bleiben gedenke u. ich die Frage verneinte, forderten sie mich auf, mich nach Stadeln zu melden; sie wüßten wenig Orte um Fürth, der so geeignet läge wie Stadeln, sie den Neubau des Schulhauses geschildert hatten, sowie andere Vorzüge, z B. die Nähe der Städte, die schöne Gegend, ergriff ich gleich am andern Morgen die Feder, ein Gesuch zu stellen. Nach einigen Wochen kam der Sohn des k. Distriktsschulinspektors u. Baron Liederer von Liederskron zu Bieswangen u. überreichte mir ein Zettelchen mit der Gratulation zur Ernennung als Schullehrer in Stadeln. Obwohl ich schon vorher den Ort ansah u. einen sehr guten Eindruck auf mich machte, besonders das an der frequenten Straße Fürth - Erlangen gelegene neue Schulhaus, so zitterte ich doch an allen Gliedern bei Ankunft dieser Nachricht, teils vor Freude, teils auch vor | :''Auf einmal las ich Stadeln. Als ich aber aus der Schulstatistik entnahm, daß im dortigen Schulhaus der Flurwächter wohnt, das Haus baufällig und die Wohnung für den Lehrer sehr beschränkt ist, unterließ ich die Meldung, obgleich der Ort ganz nach meinem Wunsch gewesen wäre. Der Zufall hat es gewollt, daß zur selben Zeit der Schulrat Höchstätter, damals noch Lehrer, später mein Gönner, und der Lehrer Ohr, der in Pappenheim geboren u. zu seiner Mutter auf Besuch kam, einen Abstecher von Fürth nach Pappenheim machten u. ich sie beide traf. Während wir die herrliche Natur bewunderten, stellte Hl. Höchstetter die Frage an mich, ob ich im Gräfl. Bezirk zu bleiben gedenke u. ich die Frage verneinte, forderten sie mich auf, mich nach Stadeln zu melden; sie wüßten wenig Orte um Fürth, der so geeignet läge wie Stadeln, sie den Neubau des Schulhauses geschildert hatten, sowie andere Vorzüge, z. B. die Nähe der Städte, die schöne Gegend, ergriff ich gleich am andern Morgen die Feder, ein Gesuch zu stellen. Nach einigen Wochen kam der Sohn des k. Distriktsschulinspektors u. Baron Liederer von Liederskron zu Bieswangen u. überreichte mir ein Zettelchen mit der Gratulation zur Ernennung als Schullehrer in Stadeln. Obwohl ich schon vorher den Ort ansah u. einen sehr guten Eindruck auf mich machte, besonders das an der frequenten Straße Fürth - Erlangen gelegene neue Schulhaus, so zitterte ich doch an allen Gliedern bei Ankunft dieser Nachricht, teils vor Freude, teils auch vor Furcht vor einer einklassigen Schule. Am 1. Sept. 1866 trat ich meine neue Schulstelle an.'' | ||
:''Bei meiner Ankunft waren der Ortsvorsteher und einige Taglöhner anwesend, die meine Effekten ins alte Schulhaus schafften, in welchem ich noch 6 Wochen wohnen mußte, bis das neue vollständig war. Während dieser Zeit gab es fürchterliche Stürme, die das mit starken Pfosten gestützte Haus in schwankende Bewegung versetzten, daß ich einmal vor Angst aus dem Bette sprang. Zugleich schellte die außer dem Haus vor dem Fenster angebrachte Glocke u. das längste Brett am Giebel der | :''Bei meiner Ankunft waren der Ortsvorsteher und einige Taglöhner anwesend, die meine Effekten ins alte Schulhaus schafften, in welchem ich noch 6 Wochen wohnen mußte, bis das neue vollständig war. Während dieser Zeit gab es fürchterliche Stürme, die das mit starken Pfosten gestützte Haus in schwankende Bewegung versetzten, daß ich einmal vor Angst aus dem Bette sprang. Zugleich schellte die außer dem Haus vor dem Fenster angebrachte Glocke u. das längste Brett am Giebel der Kalb’schen Scheune fiel um die Mitternachtsstunde bei stockfinsterer Nacht in den Garten des Schulhauses mit einer furchtbaren Wucht, daß man annehmen konnte, die Welt sei ihrem Untergange nahe. Die Wohnung des Lehrers bestand aus einem Wohnzimmer mit anstoßendem kleineren Schlafzimmer u. einem Kachelofen. In der Umgebung vom Schulhaus standen kleine Häuschen mit vorliegenden Dungstätten u. einer äußerst schlechten und schmutzigen Straße, daß sich in derselben einmal eine Kanone vergrub, so daß die 6 vorgespannten Militärpferde sie aus der Versenkung nicht herauszuziehen vermochten u. weiterer Vorspann geleistet werden mußte. Ich war äußerst glückich, als der Zeitpunkt heran kam, meine Wohnung mit dem neuen stattlich gebauten Schulhaus, das 4 heizbare u. 3 unheizbare Zimmer enthält, vertauschen konnte. Der Einzug und die Einweihung des neuen Schulhauses (1866) ging in der feierlichsten Weise vor sich. Das Haus war außen und innen mit Kränzen u. Guirlanden geziert. In Anwesenheit der Gemeindeverwaltung, der sonstigen Bewohner von Stadeln u. der umliegenden Orte zog ich mit den Schulkindern unter Absingung des Liedes: „Weicht ihr Berge, fallt ihr Hügel" u. unter Glockengeläute vom alten Schulhaus zum neuen. Daselbst angekommen, hielt ich auf der Treppe vor dem Hause vor einer ansehnlichen Versammlung die Festrede, der Ortsvorsteher Fleischmann übergab mir mit entsprechenden Worten die Schlüssel zum Schulhaus. Als wir in demselben eingezogen waren, stellte sich der k. Distriktsschulinspektor, der 1. Stadtpfarrer zu Fürth, Hl. Lehmus ein u. hielt auch eine Rede im Schulzimmer an die Anwesenden. Nach Beendigung der offiziellen Feier gingen die Geladenen zum Festessen im Kalb’schen Local, wo es bis früh 4 Uhr bei Gesang u. sonstiger gemütlicher Unterhaltung belebt zuging. Dieser Festtag über den ein aufgenommenes Protokoll in der gemeindlichen Registratur zu Stadeln vorliegt u. in der von mir verabfaßten Chronik von Stadeln zur Unvergeßlichkeit der Festteilnehmer eine Schilderung des Festes niedergeschrieben ist, bleibt ein herrlicher Gedenkstein der Geschichte des Ortes Stadeln.''<ref>Archiv Georg Mehl - Dipl.-Ing. H. Schlegel, Enkel: Auszug aus dem Nekrolog der Familie Schlegel, Fürth, 14. März 1973</ref> | ||
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