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== Leben & Wirken == | == Leben & Wirken == | ||
[[Bild:Friedrichstraße 10.jpg|mini|left|Alfred Nathans Geburtshaus: [[Friedrichstraße 10]]]] | [[Bild:Friedrichstraße 10.jpg|mini|left|Alfred Nathans Geburtshaus: [[Friedrichstraße 10]]]] | ||
Alfred Nathan wurde am [[8. Dezember]] [[1870]] als einziger Sohn des Bankiers [[Sigmund Nathan]] und dessen Frau [[Amalie Nathan]] in der [[Friedrichstraße 10]] in Fürth geboren. Er besuchte die Vor- und Lateinschule in der Israelitischen Schule in der [[Mathildenstraße 7]]<ref> | Alfred Nathan wurde am [[8. Dezember]] [[1870]] als einziger Sohn des Bankiers [[Sigmund Nathan]] und dessen Frau [[Amalie Nathan]] in der [[Friedrichstraße 10]] in Fürth geboren. Er besuchte die Vor- und Lateinschule in der Israelitischen Schule in der [[Mathildenstraße 7]]<ref>{{Quelle Wikipedia|Alfred Nathan (Philanthrop) | ||
}}: "[...]''Er besuchte die Vorschule und die Lateinschule in der Mathildenstraße in Fürth'' [...]"</ref> und anschließend das humanistische Gymnasium in Erlangen. | |||
Von [[1888]] bis [[1893]] studierte er in München Rechtswissenschaft. Nach dem Referendariat in Fürth, wechselte er 1895 als Rechtspraktikant nach Bad Reichenhall und noch im gleichen Jahr München. Nur kurze Zeit später, ließ er sich [[1897]] in München als Rechtsanwalt nieder. Aufgrund seines schlechten gesundheitlichen Zustands zog er [[1902]] nach Bad Reichenhall; aus gleichen Gründen erfolgte die baldige Aufgabe der dortigen Kanzlei. Den Rest seines Lebens lebte er in Bad Reichenhall und Meran, wo er als Schriftsteller tätig war (z. B. siehe unten). Alfred Nathan blieb bis zu seinem Tod am [[9. Oktober]] [[1922]] in Bad Reichenhall ledig. | Von [[1888]] bis [[1893]] studierte er in München Rechtswissenschaft. Nach dem Referendariat in Fürth, wechselte er 1895 als Rechtspraktikant nach Bad Reichenhall und noch im gleichen Jahr München. Nur kurze Zeit später, ließ er sich [[1897]] in München als Rechtsanwalt nieder. Aufgrund seines schlechten gesundheitlichen Zustands zog er [[1902]] nach Bad Reichenhall; aus gleichen Gründen erfolgte die baldige Aufgabe der dortigen Kanzlei. Den Rest seines Lebens lebte er in Bad Reichenhall und Meran, wo er als Schriftsteller tätig war (z. B. siehe unten). Alfred Nathan blieb bis zu seinem Tod am [[9. Oktober]] [[1922]] in Bad Reichenhall ledig. | ||
Am [[26. Oktober]] [[1922]] schreibt die Zeitschrift ''Der Israelit'' über seinen Tod: | Am [[26. Oktober]] [[1922]] schreibt die Zeitschrift ''Der Israelit'' über seinen Tod: | ||
: | :''„Am [[9. Oktober]] ist in Bad Reichenhall der bekannte Philanthrop und Wohltäter, Geheimer Hofrat Alfred Nathan, gestorben. Selbst von einfachster, schlichtester Lebensweise, streute er mit vollen Händen Wohltaten aus, verschönerte das Stadtbild seines Wohnsitzes Reichenhall und seiner Geburtsstätte Fürth und gründete daselbst hervorragende Wohlfahrtseinrichtungen. Er war Ehrenbürger beider Städte, besaß hervorragende Auszeichnungen von Fürsten und gekrönten Häuptern; Prinzregent Luitpold von Bayern überreichte ihm das große Bronzerelief von Hildebrand - eine Auszeichnung, die nur den nächsten persönlichen Freunden des Regenten zuteil wurde. Die Tagesblätter widmen dem Heimgegangenen und seinem menschenfreundlichen Wirken lange Nachrufe; der 'Reichenhaller Grenzbote' schließt den seinigen mit den Worten: 'Nun wissen die Leser, warum die Stadt an seiner Bahre trauert. Heute früh haben wir seine Leiche zum Bahnhof verbracht. Die Beerdigung wird in Fürth stattfinden. Der Stadtrat mit beiden Bürgermeistern, Bezirksamtmann Bason Hornau und viele Beamte, Bürger, und, was besonders ansprach, viele Arme gingen trauernd im Zuge. Auch die Schuljugend fehlte nicht. Veteranen, Krieger- und sonstige Vereine erwiesen ihrem Ehrenmitglied die letzten Ehren mit Fahnen. Leichter Regen fiel. Die Berge, die er so sehr geliebt, trauerten. Die [[Stadtkapelle Fürth|Stadtkapelle]] spielte Trauermärsche; die dumpfen Klänge der Trommeln begleiteten den Zug. Der Heimgegangene hatte sich alle äußeren Ehren verbeten und wollte still, wie er gelebt, begraben sein.“''<ref>Aus: ''Der Israelit'' vom [[26. Oktober]] [[1922]]; In: ''[http://www.alemannia-judaica.de/fuerth_personen.htm#Zum%20Tod%20des%20Philanthropen%20und%20Wohlt%C3%A4ter%20Alfred%20Nathan%20%281922%29%C2%A0 Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde]'' auf [http://www.alemannia-judaica.de www.alemannia-judaica.de]</ref> | ||
Sein Grab befindet sich auf dem [[Alter Jüdischer Friedhof|Alten Jüdischen Friedhof]], allerdings wurde es ''geschändet'' <ref name="alter jüd. Friedhof">[[Gisela Naomi Blume]]: ''[[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)]] - 1607 - 2007'', 2007; Seite 54 und 381. Das Grab fiel - wie 320 weitere Gräber - der Errichtung eines Löschwasserteiches 1944 im Friedhof zum Opfer.</ref>, so dass nur noch der Grabstein zu sehen ist. | Sein Grab befindet sich auf dem [[Alter Jüdischer Friedhof|Alten Jüdischen Friedhof]], allerdings wurde es ''geschändet''<ref name="alter jüd. Friedhof">[[Gisela Naomi Blume]]: ''[[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)]] - 1607 - 2007'', 2007; Seite 54 und 381. Das Grab fiel - wie 320 weitere Gräber - der Errichtung eines Löschwasserteiches 1944 im Friedhof zum Opfer.</ref>, so dass nur noch der Grabstein zu sehen ist. | ||
In einem Nachruf ehrte ihn [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Robert Wild]] | In einem Nachruf ehrte ihn [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Robert Wild]] ''„als einen der größten Wohltäter und Menschenfreunde, die Fürth jemals hervorgebracht hat“''. | ||
== Stiftungen == | == Stiftungen == | ||
[[Bild:Nathanstift_ca_1950.jpg|mini|right|Das Nathanstift in der Tannenstraße, ca. 1950]] | [[Bild:Nathanstift_ca_1950.jpg|mini|right|Das Nathanstift in der Tannenstraße, ca. 1950]] | ||
Seine berühmteste Stiftung in Fürth ist auch heute noch das | Seine berühmteste Stiftung in Fürth ist auch heute noch das „[[Nathanstift]]“, in dem jeder geboren wird, der im [[Klinikum Fürth]] das Licht der Welt erblickt. Die Stiftung selbst erfolgte im Jahr [[1906]] (zum Gedenken an seine Eltern „Sigmund und Amalie Nathan Stiftung“ genannt) und wurde mit einem Grundstock von 300.000 M und weiteren jährlich 5000 Mark für den Betrieb ausgestattet. Die Einweihung des Gebäudes fand im Jahr [[1909]] statt. | ||
Am [[2. März]] [[1911]] erhielt die Stadt Fürth von einem vorerst ungenannten Spender 70.000 Goldmark. Nach dem Willen des Stifters sollte das Geld für den Bau eines Sanitäts-Kolonnenhauses verwendet werden, was auch geschah. [[1912]] wurde das Kolonnenhaus für das Rote Kreuz in der [[Otto-Seeling-Promenade]] (frühere [[Nordstraße]]) fertiggestellt. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde bekannt, dass Alfred Nathan von Meran aus den Betrag gespendet hatte.<ref>{{BuchQuelle|Fürth 1960/61 (Buch)|Seite=53; Donnerstag, 2. März 1961}}</ref> | Am [[2. März]] [[1911]] erhielt die Stadt Fürth von einem vorerst ungenannten Spender 70.000 Goldmark. Nach dem Willen des Stifters sollte das Geld für den Bau eines Sanitäts-Kolonnenhauses verwendet werden, was auch geschah. [[1912]] wurde das Kolonnenhaus für das Rote Kreuz in der [[Otto-Seeling-Promenade]] (frühere [[Nordstraße]]) fertiggestellt. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde bekannt, dass Alfred Nathan von Meran aus den Betrag gespendet hatte.<ref>{{BuchQuelle|Fürth 1960/61 (Buch)|Seite=53; Donnerstag, 2. März 1961}}</ref> | ||
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Er dichtete zu seinen Stiftungen einmal: | Er dichtete zu seinen Stiftungen einmal: | ||
: '' | : ''„Dem blinden Zufall danke ich die Gaben,'' | ||
: ''Die tausend andren hat das Glück verwehrt,'' | : ''Die tausend andren hat das Glück verwehrt,'' | ||
: ''Ist es so rühmlich, etwas menschlich schenken,'' | : ''Ist es so rühmlich, etwas menschlich schenken,'' | ||
: ''Vom Überfluß, den das Geschick beschert. | : ''Vom Überfluß, den das Geschick beschert.“'' | ||
Nach seinem Tod 1922 erbte die israelitische Waisenanstalt in Fürth sein gesamtes Vermögen.<ref>Daniela Eisenstein: | Nach seinem Tod 1922 erbte die israelitische Waisenanstalt in Fürth sein gesamtes Vermögen.<ref>Daniela Eisenstein: ''Alfred Nathan - stiften aus Tradition'', Museumszeitung Ausgabe 76 vom 13.10.2022, S. 19</ref> | ||
== Persönlichkeit == | == Persönlichkeit == | ||
Alfred Louis Nathan war ein sehr großzügiger Mensch, für sich selbst jedoch gab er wenig Geld aus. So trug er seine Anzüge teils so lange, bis sie völlig abgenutzt waren. Dagegen sorgte er gerne dafür, dass seine Stiftungen auch künstlerisch ausgestaltet wurden. Er beauftragte bedeutende Künstler wie den Bildhauer [[Johannes Götz]] und ließ im Nathanstift beispielsweise Steinreliefs am Eingang aufstellen, die liebevolle Mütter und ein Wickelkind zeigen, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Bilder, wie das 2022 im Stadtarchiv wieder entdeckte ''Der Jugendbrunnen'' von Albert Maurer, schmückten den Speisesaal.<ref>Sabine Rempe: ''Ein Wohltäter für die ganze Stadt''. In: Fürther Nachrichten vom 25. Oktober 2022</ref> | Alfred Louis Nathan war ein sehr großzügiger Mensch, für sich selbst jedoch gab er wenig Geld aus. So trug er seine Anzüge teils so lange, bis sie völlig abgenutzt waren. Dagegen sorgte er gerne dafür, dass seine Stiftungen auch künstlerisch ausgestaltet wurden. Er beauftragte bedeutende Künstler wie den Bildhauer [[Johannes Götz]] und ließ im Nathanstift beispielsweise Steinreliefs am Eingang aufstellen, die liebevolle Mütter und ein Wickelkind zeigen, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Bilder, wie das 2022 im Stadtarchiv wieder entdeckte ''Der Jugendbrunnen'' von Albert Maurer, schmückten den Speisesaal.<ref>Sabine Rempe: ''Ein Wohltäter für die ganze Stadt''. In: Fürther Nachrichten vom 25. Oktober 2022</ref> | ||
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Alfred Nathan liebte seine Heimatstadt, er konnte aber aus gesundheitlichen Gründen die meiste Zeit nicht in ihr leben. Nathan bedichtete sein Fürth: | Alfred Nathan liebte seine Heimatstadt, er konnte aber aus gesundheitlichen Gründen die meiste Zeit nicht in ihr leben. Nathan bedichtete sein Fürth: | ||
: '' | : ''„Nach Dir und Deinen teuren Stätten'' | ||
: ''Mein heißes Sehnen zieht und schwirrt,'' | : ''Mein heißes Sehnen zieht und schwirrt,'' | ||
: ''Dich lieb' ich bis zum letzten Hauche,'' | : ''Dich lieb' ich bis zum letzten Hauche,'' | ||
: ''Du teure Heimat, liebes Fürth. | : ''Du teure Heimat, liebes Fürth.“'' | ||
Dies ist die letzte Strophe des Gedichts | Dies ist die letzte Strophe des Gedichts ''„Heimkehr nach Fürth“'' aus dem Gedichtband ''„Heimatbilder. Gedichte eines treuen Fürthers. Meiner geliebten teuren Vaterstadt Fürth gewidmet, zum besten der Kriegsfürsorge.“'' erschienen [[1917]]. | ||
Soweit die | Soweit die „Liebeserklärung“ Nathans an seine Heimatstadt Fürth. In diesem Zusammenhang ist die Dichtung zu Fürth seines Zeitgenossen [[Stadt der tausend Schlöte|Jakob Wassermann]] sehr interessant. | ||
==Sonstiges== | ==Sonstiges== | ||
Am [[19. März]] [[1917]] wurde Nathan in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen.<ref>[http://www.blumenorden.de/data/_uploaded/archiv/Mitgliederliste.htm Mitgliederliste des Blumenordens]</ref> Anlässlich seines 100. Todestages würdigte die Stadt Fürth Leben und Werk Nathans mit einer Ausstellung im [[Jüdisches Museum Franken|Jüdischen Museum Franken]]. Auch wurde von der [[Schreiner]]-Innung ein Festwagen zum [[Erntedankfestzug]] der [[Michaelis-Kirchweih]] gestaltet. | Am [[19. März]] [[1917]] wurde Nathan in den [[wikipedia:Pegnesischer Blumenorden|Pegnesischen Blumenorden]] aufgenommen.<ref>[http://www.blumenorden.de/data/_uploaded/archiv/Mitgliederliste.htm Mitgliederliste des Blumenordens]</ref> Anlässlich seines 100. Todestages würdigte die Stadt Fürth Leben und Werk Nathans mit einer Ausstellung im [[Jüdisches Museum Franken|Jüdischen Museum Franken]]. Auch wurde von der [[Schreiner]]-Innung ein Festwagen zum [[Erntedankfestzug]] der [[Michaelis-Kirchweih]] gestaltet. | ||
== Veröffentlichungen == | == Veröffentlichungen == | ||
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* [[Jugendbrunnen]] | * [[Jugendbrunnen]] | ||
* [[König-Ludwig-II.-Brunnen]] | * [[König-Ludwig-II.-Brunnen]] | ||
* [[wikipedia:Alfred Nathan (Philanthrop)|Alfred Nathan (Philanthrop)]] ''(Wikipedia)'' | |||
* [[Fiorda]] | |||
==Einzelnachweise== | ==Einzelnachweise== | ||
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