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=Einführung Frauenwahlrecht in Deutschland am 12. November 1918= | =Einführung Frauenwahlrecht in Deutschland am 12. November 1918= | ||
Nach der Novemberrevolution und dem Ende des Deutschen Kaiserreichs hatte der Rat der Volksbeauftragten am 12. November 1918 in Berlin das als demokratisch geltende gleiche, geheime, direkte und allgemeine Wahlrecht für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen ausgerufen. | Nach der Novemberrevolution und dem Ende des Deutschen Kaiserreichs hatte der Rat der Volksbeauftragten am 12. November 1918 in Berlin das als demokratisch geltende gleiche, geheime, direkte und allgemeine Wahlrecht für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen ausgerufen. | ||
Das feudale Dreiklassenwahlrecht das von 1850 bis 1918 galt, und nur wohlhabenden Männern die Teilhabe an Wahlen zugestand war damit beendet.<ref>Bundeszentrale für politische Bildung "Politiklexikon Dreiklassenwahlrecht"</ref> | Das feudale Dreiklassenwahlrecht das von 1850 bis 1918 galt, und nur wohlhabenden Männern die Teilhabe an Wahlen zugestand war damit beendet.<ref>Bundeszentrale für politische Bildung "Politiklexikon Dreiklassenwahlrecht"</ref> | ||
Bis 1908 war Frauen in Preußen und Bayern jede politischen Betätigung verboten.<ref>Bundeszentrale für politische Bildung "Die Parteien, das Wahlrecht und die Frauen.</ref> | Bis 1908 war Frauen in Preußen und Bayern jede politischen Betätigung verboten.<ref>Bundeszentrale für politische Bildung "Die Parteien, das Wahlrecht und die Frauen.</ref> | ||
Mit eine der größten demokratischen Errungenschaften bis heute. | |||
''Die Selbstverständlichkeit dass Frauen das Aktive Wahlrecht - das Recht gewählt zu werden | ''Die Selbstverständlichkeit dass Frauen das Aktive Wahlrecht - das Recht gewählt zu werden | ||
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Die Wahlberechtigten erhöhen sich durch die neue Gesetzesregelung vom 12. November enorm. | Die Wahlberechtigten erhöhen sich durch die neue Gesetzesregelung vom 12. November enorm. | ||
Um deren Anzahl zu ermitteln gehen Mitarbeiter des Stadtmagistrats von Haus zu Haus um Wahllisten zu erstellen. | Um deren Anzahl zu ermitteln gehen Mitarbeiter des Stadtmagistrats von Haus zu Haus um Wahllisten zu erstellen. | ||
Diese entscheiden über die neue Anzahl der Wahllokale, das Bauamt wird beauftragt für die Bereitstellung der Wahlurnen in genügender | Diese entscheiden über die neue Anzahl der Wahllokale, das Bauamt wird beauftragt für die Bereitstellung der Wahlurnen in genügender Anzahl zu sorgen. Die Wahlberechtigungen werden verschickt? | ||
Anzahl zu sorgen. Die Wahlberechtigungen werden verschickt? | Ohne Erfahrung über das Wahlverhalten der weiblichen Wähler ist es schwierig die Menge der benötigten Wahlzettel mit Kuvert einzuschätzen. Für die Kreis- Gemeindewahl im Juni entscheidet man sich für die Unterscheidung der Wahlvorgänge zu zwei verschiedenen Farben der Kuverts in die die Wahlzettel eingelegt werden. | ||
Ohne Erfahrung über das Wahlverhalten der weiblichen Wähler ist es schwierig die Menge der benötigten Wahlzettel mit Kuvert | Jedes Wahllokal benötigt einen Wahlvorsteher und entsprechende Stellvertreter. | ||
einzuschätzen. Jedes Wahllokal benötigt einen Wahlvorsteher und entsprechende Stellvertreter. | |||
Für das Auszählen der Wahlzettel müssen enorme Überstunden geleistet werden. Es ergibt sich eine enorme Kostensteigerung für die der Magistrat alleine aufzukommen hat. | Für das Auszählen der Wahlzettel müssen enorme Überstunden geleistet werden. Es ergibt sich eine enorme Kostensteigerung für die der Magistrat alleine aufzukommen hat. | ||
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== Landtagswahl am 12. Januar 1919 == | == Landtagswahl am 12. Januar 1919 == | ||
Der Provisorische Nationalrat des Freien Volksstaats Bayern tagte vom 8. November 1918 bis 4. Januar 1919. Er war Vorläufer der bayerischen Landtage nach Absetzung der Wittelsbacher Monarchie im Zuge der Novemberrevolution 1918.<ref>Profisorischer Nationalrat Bayern</ref> | |||
Der Landtag wurde durch allgemeine, gleiche, geheime und unmittelbare Wahl nach dem Verhältniswahlrecht gebildet.<ref>Wahlrecht (Weimarer Republik) - Historisches Lexikon Bayern</ref> | |||
Die Regierungsbezirke Ober- Mittel- und Unterfranken bilden den 26. Wahlkreis. | Die Regierungsbezirke Ober- Mittel- und Unterfranken bilden den 26. Wahlkreis. | ||
=== Wahlergebnisse === | === Wahlergebnisse === | ||
'''Bayerische Volkspartei''' 34,99% | '''Bayerische Volkspartei''' 34,99% | ||
62 Sitz für Männer 4 Sitze für Frauen | 62 Sitz für Männer | ||
4 Sitze für Frauen diese sind: | |||
1 * '''Amman, Ellen, geborene Sundström''' geb. am 01.07.1870 in Stockholm. gest. am 23.11.1932 in München. Sie ist in Stockholm aufgewachsen. Heiratet 1890 den deutschen Arzt Ottmar Ammann, mit dem Sie nach München übersiedelt. Beruf: Leiterin der der Sozialen Frauenschule des Katholischen Frauenbundes. Wohnort: München Konfession: katholisch | 1 * '''Amman, Ellen, geborene Sundström''' geb. am 01.07.1870 in Stockholm. gest. am 23.11.1932 in München. Sie ist in Stockholm aufgewachsen. Heiratet 1890 den deutschen Arzt Ottmar Ammann, mit dem Sie nach München übersiedelt. Beruf: Leiterin der der Sozialen Frauenschule des Katholischen Frauenbundes. Wohnort: München Konfession: katholisch | ||
* '''Mitgliedschaft im Landtag für 5 Wahlperioden von 1919 bis 23.11.1932''' Nach einer Rede im Landtag an des Folgen eines Hirnschlags gestorben. Nachfolger: Schmid, Karl | * '''Mitgliedschaft im Landtag für 5 Wahlperioden von 1919 bis 23.11.1932''' Nach einer Rede im Landtag an des Folgen eines Hirnschlags gestorben. Nachfolger: Schmid, Karl | ||
1895 ist sie die Mitbegründerin des '''"Marianischen Mädchenschutzvereins''', aus dem '''1897''' die '''katholische Bahnhofsmission''' '''in München''' hervorgeht. 1904 Gründerin der Zweigstelle des Katholischen Frauenbundes in München.1909 Initiative zum Aufbau der Sozialen und Caritativen Frauenschule (später Katholische Stiftungshochschule deren Leiterin sie bis 1925 ist. 1911 Mitbegründerin des bayerischen Landesverbands des Katholischen Frauenbundes. 1914 - 1918 während des Ersten Weltkriegs gemeinsam mit Luise Kiesselbach für die soziale Kriegshilfe in München zuständig. | 1895 ist sie die Mitbegründerin des '''"Marianischen Mädchenschutzvereins''', aus dem '''1897''' die '''katholische Bahnhofsmission''' '''in München''' hervorgeht. 1904 Gründerin der Zweigstelle des Katholischen Frauenbundes in München.1909 Initiative zum Aufbau der Sozialen und Caritativen Frauenschule (später Katholische Stiftungshochschule deren Leiterin sie bis 1925 ist. 1911 Mitbegründerin des bayerischen Landesverbands des Katholischen Frauenbundes. 1914 - 1918 während des Ersten Weltkriegs gemeinsam mit Luise Kiesselbach für die soziale Kriegshilfe in München zuständig. | ||
'''1923 Mitinitiatorin zur Niederschlagung des Hitler Putsches'''<br> | '''1923 Mitinitiatorin zur Niederschlagung des Hitler Putsches'''<br> | ||
2 *'''Eberle, Aloisia''' geb. am 22.04.1889 in Scharfenstein/Sachsen. gest. unbekannt. Beruf: Weberin Sekretärin des Verbandes süddeutscher katholischer Arbeiterinnen-Vereine in München. Wohnort: München Konfession: katholisch bis 1924 | 2 *'''Eberle, Aloisia''' geb. am 22.04.1889 in Scharfenstein/Sachsen. gest. unbekannt. Beruf: Weberin Sekretärin des Verbandes süddeutscher katholischer Arbeiterinnen-Vereine in München. Wohnort: München Konfession: katholisch bis 1924 | ||
* '''Mitgliedschaft im Landtag für 2 Wahlperioden von 1919 bis 1924''' | * '''Mitgliedschaft im Landtag für 2 Wahlperioden von 1919 bis 1924''' | ||
Sie ist Weberin, Schriftführerin des katholischen Arbeiterinnenvereins in Kottern bei Kempten, Sekretärin des Verbands süddeutscher katholischer Arbeiterinnen-Vereinein München. 1918/19 Provisorischer Nationalrat (Ortskartell der christlichen Gewerkschaften Münchens und Bezirksverband der katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine Münchens).<br> | Sie ist Weberin, Schriftführerin des katholischen Arbeiterinnenvereins in Kottern bei Kempten, Sekretärin des Verbands süddeutscher katholischer Arbeiterinnen-Vereinein München. 1918/19 Provisorischer Nationalrat (Ortskartell der christlichen Gewerkschaften Münchens und Bezirksverband der katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine Münchens).<br> | ||
3 *'''Gebsattel, Maria Freifrau von ''' geb. am 05.12.1885 in Bamberg, gest. am 03.11.1958 in Altötting. Beruf: Lehrerin, Wohnort: Augsburg, Konfession: katholisch | 3 *'''Gebsattel, Maria Freifrau von ''' geb. am 05.12.1885 in Bamberg, gest. am 03.11.1958 in Altötting. Beruf: Lehrerin, Wohnort: Augsburg, Konfession: katholisch | ||
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'''Mai 1933 aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Beamtentums" in den Ruhestand versetzt.'''<br> | '''Mai 1933 aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Beamtentums" in den Ruhestand versetzt.'''<br> | ||
4 *'''Schmitt, Therese'''geb. am 31.01.1877 in Ludwigshafen a.Rhein, gest. 17.08.1949 in Ludwigshafen a.Rhein. Beruf: Zweigverbandsvorsitzende, Wohnort: Ludwigshafen a.Rhein, Konfession: katholisch. | 4 *'''Schmitt, Therese'''geb. am 31.01.1877 in Ludwigshafen a.Rhein, gest. 17.08.1949 in Ludwigshafen a.Rhein. Beruf: Zweigverbandsvorsitzende, Wohnort: Ludwigshafen a.Rhein, Konfession: katholisch. | ||
* '''Mitgliedschaft im Landtag 1 Wahlperiode von 1919 bis 1920'''<br> | * '''Mitgliedschaft im Landtag 1 Wahlperiode von 1919 bis 1920'''<br> | ||
'''Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)''' 33,00% | '''Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)''' 33,00% | ||
61 Sitz für Männer 2 Sitze für Frauen | 61 Sitz für Männer | ||
2 Sitze für Frauen diese sind: | |||
1 * '''Maurer, Emilie''' geb. am 09.09.1863 in Geroldsgrün, Bezirsamt Naila, | 1 * '''Maurer, Emilie''' geb. am 09.09.1863 in Geroldsgrün, Bezirsamt Naila, | ||
gest. am 17.12.1924 in München. Beruf: Hausfrau, Wohnort: München, Konfession: keine Angabe | gest. am 17.12.1924 in München. Beruf: Hausfrau, Wohnort: München, Konfession: keine Angabe | ||
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'''Deutsche Demokratische Partei (DDP)''' 14% | '''Deutsche Demokratische Partei (DDP)''' 14% | ||
25 Sitze für Männer 2 Sitze für Frauen | 25 Sitze für Männer | ||
2 Sitze für Frauen diese sind: | |||
1* Günther, Käthe, geb. am 11.01.1873 in Gnötzheim/Ufr., gest. am 09.10.1933 in Rothenburg o.d.Tauber. Beruf: Bezirksoberlehrerin, Wohnort Nürnberg, Konfession: evangelisch | 1* Günther, Käthe, geb. am 11.01.1873 in Gnötzheim/Ufr., gest. am 09.10.1933 in Rothenburg o.d.Tauber. Beruf: Bezirksoberlehrerin, Wohnort Nürnberg, Konfession: evangelisch | ||
* '''Mitgliedschaft im Landtag für 2 Wahlperiode von 1919 bis 19.09.2024''' | * '''Mitgliedschaft im Landtag für 2 Wahlperiode von 1919 bis 19.09.2024''' | ||
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'''Vorstandsmitglied des Deutschen Reichsverbands für Frauenstimmrecht.''' | '''Vorstandsmitglied des Deutschen Reichsverbands für Frauenstimmrecht.''' | ||
Mitglied des Ständigen Ausschusses für Arbeiterinneninteressen, Zentrale der deutschen Landfrauen. | Mitglied des Ständigen Ausschusses für Arbeiterinneninteressen, Zentrale der deutschen Landfrauen. | ||
''' (BBB)''' 9,1% | ''' (BBB)''' 9,1% | ||
16 Sitze für Männer 0 Sitze für Frauen | 16 Sitze für Männer | ||
0 Sitze für Frauen | |||
'''(DNVP+DVP)''' 5,8% | '''(DNVP+DVP)''' 5,8% | ||
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''' (USDP)''' 2,5% | ''' (USDP)''' 2,5% | ||
3 Sitze für Männer 0 Sitze für Frauen | 3 Sitze für Männer 0 Sitze für Frauen | ||
== Wahl der verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 == | == Wahl der verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 == | ||
Die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung war die erste reichsweite Wahl nach der Novemberrevolution von 1918 und hatte die Bildung der verfassunggebenden Weimarer Nationalversammlung zum Ziel. Auch sollte der Rat der Volksbeauftragten durch eine demokratisch legitimierte Regierung abgelöst werden. Sie war die erste reichsweite Wahl nach dem Verhältniswahlrecht und die erste, in der auch Frauen das Wahlrecht hatten | |||
Die Regierungsbezirke Ober- Mittel- und Unterfranken bilden den 26. Wahlkreis | Die Regierungsbezirke Ober- Mittel- und Unterfranken bilden den 26. Wahlkreis | ||
Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt wie viele Frauen wählen gehen und sich als Kandidatin zur Wahl stellen werden. | Es wird nach dem Verhältniswahlrecht gewählt. Auch Soldaten können an der Wahl teilnehmen. | ||
Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt wie viele Frauen wählen gehen und sich als Kandidatin zur Wahl stellen werden. Das politische Interesse am Ausgang dieser Wahl ist sehr groß (Stadtarchiv Fürth) Es werden Hilfsmittel Formulare erstellt mit denen die Wahlbeteiligung der Frauen und Jungen Männer festgehalten werden sollen. | |||
Der Reichsjustiz ist es wichtig darauf zu achten, dass keine entmündigten Frauen zur Wahl zugelassen sind. Stadtarchiv Fürth) | |||
Es wird eine rasche Übermittlung an das Reichsamt für Statistik erwartet. | Es wird eine rasche Übermittlung an das Reichsamt für Statistik erwartet. | ||
Die Wahlvorsteher erhalten eine Anleitung zur Berichterstattung über das Ergebnis der Wahlen zur deutschen Nationalversammlung. Wahlhelfer sind Tag und Nacht mit auszählen beschäftigt. Es müssen weitere Hilfskräfte eingestellt und Überstunden gemacht und bezahlt werden. Die Kosten für die Wahl sind deutlich höher als bei früheren Wahlen. | |||
''Eine Auswertung des Wahlgeschehens mit weiblicher Beteiligung und jüngerem Wahlalter ergeben sich aus der Auswertung'' | ''Eine Auswertung des Wahlgeschehens mit weiblicher Beteiligung und jüngerem Wahlalter ergeben sich aus der Auswertung'' | ||
''der Anlagen A bis D die verpflichtend auszufüllen sind.''[[Datei:C7 I GR 98 3 Stadtarchiv Nürnberg Anlage A.jpg|thumb|left]] [[Datei:C7 I GR 98 5 Stadtarchiv Nürnberg Anlage B.jpg|thumb|right]] | ''der Anlagen A bis D die verpflichtend auszufüllen sind.''[[Datei:C7 I GR 98 3 Stadtarchiv Nürnberg Anlage A.jpg|thumb|left]] [[Datei:C7 I GR 98 5 Stadtarchiv Nürnberg Anlage B.jpg|thumb|right]] | ||
[[Datei:Stadtarchiv Fürth AR 27 8, (2) Meldung über die Wahlbeteiligung nach Geschlecht und Alter.jpg]] | |||
Wahlliste für die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung | Wahlliste für die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung | ||
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=== Wahlergebnisse === | === Wahlergebnisse === | ||
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