Fürth (Familienname)
Der Familienname Fürth geht vor allem bei jüdischen Familien in Süddeutschland und Österreich in vielen Fällen auf eine Herkunft aus Fürth zurück. Laut Bernd Noack identifizierten sich Exilanten mit ihrem verlassenen Geburtsort, einerseits aus Anhänglichkeit an die Heimat und andererseits aufgrund von profanen bürokratischen Vorschriften, denen sich Juden damals beugen mussten. Ein Nachname war im Königreich Bayern verpflichtend, konnte aber im Gegensatz zu manchen anderen Gebieten von Juden frei gewählt werden. Toponyme sind bei Juden häufig, aber mitunter missverständlich, so deutet der Nachname Berlin nicht auf den Herkunftsort hin, sondern ist in aller Regel ein Diminutiv von Bär. Anders liegt der Fall jedoch z.B. bei Feuchtwanger, Oppenheimer, Frankfurter, Offenbach, Wertheimer, Kissinger etc.
Fürth ist der Name einer jüdischen Kaufmannsfamilie, die aus dem mittelfränkischen Fürth stammt und sich weit verzweigt hat - insbesondere in der damaligen österreichischen Habsburgermonarchie.
Geschichte
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wanderten Angehörige der Familie Fürth vom mittelfränkischen Fürth in den südböhmischen Raum aus (Sušice/Schüttenhofen, Strakonice/Strakonitz), der damals zur Habsburgermonarchie zählte, und gründeten dort einige Unternehmen oder waren daran beteiligt wie an der Zündholzfabrik SOLO.[1] Auf Grund von staatlichen Vorschriften gab sich die Familie den Familiennamen "Fürth" nach ihrem Herkunftsort. Im Laufe der Zeit wurden sie eine weitverzweigte Familie.
Bekannte Namensträger
- Vera Kreisky (1916 - 1988), geborene Fürth, Gattin des ehemaligen Bundeskanzlers der Republik Österreich, Bruno Kreisky.
- August von Fürth (1812–1846), deutscher Rechtshistoriker
- Emil von Fürth (1863–1911), österreichischer Politiker
- Ernestine von Fürth (1877–1946), österreichische Frauenrechtlerin
- Henriette Fürth (1861–1938), deutsche Frauenrechtlerin und Politikerin
- Jaro Fürth (1871–1945), österreichischer Filmschauspieler
- Otto von Fürth (1867–1938), tschechisch-österreichischer Chemiker
- Bernhard Fürth (1796-1849), österreichischer Zündholzfabrikant
- Bernhard Fürth (Fabrikant), Inhaber der «Zündwaren-Fabrik Bernhard Fürth» ("Solo") im böhmischen Schüttenhausen (heute Susice).
- Julius Fürth (Arzt), er gab dem Sanatorium Fürth in Wien seinen Namen, sein Sohn Lothar Fürth und seine Schwiegertochter Susanne Fürth wurden 1938 vom NS-Mob zum Selbstmord getrieben (Stolperstein beim Haus, heute an kaum einsehbarer Stelle).
- Vera Fürth, die spätere Frau von Bruno Kreisky.
- Walter Fürth, Mitglied des literarischen Prager Kreises und Freund von Franz Kafka.
- Henriette Fürth, Frauenrechtlerin.
- Jaro Fürth, Schauspieler.
- Reinhold Fürth, Physiker
Bekannte Unternehmungen und Betriebsstätten
Literatur
- Bernd Noack: Die Familie Fürth. Jüdische Franken gründeten einst im böhmischen Schüttenhofen ein Zündholzimperium. In: Magazin am Wochenende vom 19./20. September 2009, S. 3 (Online)
- Bernd Noack: Die Fürths. Recherchen zur Geschichte einer Familie. In: Fürther Geschichtsblätter, 2/2012, S.31 - 49
Weblinks
- Bernd Noack: Die Familie Fürth. Auf: nordbayern.de vom 19. September 2009.
- Familie Fürth in der Kulturzeitschrift DAVID, Wien - Online
- Begriffsklärung Fürth (Wikipedia)
- Jüdischer Name. Orts- und Ländernamen (Wikipedia)
Einzelnachweise
- ↑ Die Familie Fürth, von Bernd Noack, Onlinedienst nordbayern.de, Verlag Nürnberger Presse, Nürnberg, vom 19. September 2009, aufgerufen am 21. Dezember 2023
- ↑ Sanatorium Fürth (Wikipedia)
- ↑ Sanatorium Fürth, Wien Geschichte Wiki
- ↑ Das Sanatorium Fürth in Wien; Autor: Stephan Templ; Werk: DAVID - Jüdische Kulturzeitschrift; Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: DAVID - Jüdischer Kulturverein, Ebenfurth, Österreich