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Königsplatz 6 - seit einigen Jahren ist hier ein Sexshop zu finden
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Gebäude
Königsplatz 6
Straße / Hausnummer
Königsplatz 6
Postleitzahl
90762
Objekt
Wohnhaus
Teil des Ensembles
Ensemble Altstadt
Denkmalstatus besteht
Ja
Akten-Nr.
D-5-63-000-589 (1)
Quellangaben
BLfD - Denkmalliste Fürth
Baustil
Klassizismus
Geo-Daten
49° 28' 39.37" N
10° 59' 27.36" E
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Freistehender, dreigeschossiger Walmdachbau mit Sandsteinfassade und Gurtgesimsen, klassizistisch. Das Gelände Garten ob der Mühl war 1651 eine öde Brandstätt. Zwei Jahre später wurde das jetzige Haus gebaut und beherbergte bald das Gasthaus Zum Storch.[1] Fassadenänderung und Dachumbau erfolgten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Haus ist Teil des Ensembles Altstadt.

Sexshop

Ende des 19. Jahrhunderts kaufte Johann Adam Schoder das Gebäude, in dem sich im Erdgeschoss das Gasthaus "Zum Storch" befand. Sein Sohn Friedrich Schober baute 1924 das Erdgeschoss als Ladengeschäft aus. Die Familie Schoder war eine Altwarenhändler-Dynastie in Fürth, die vor allem ihr Geld mit dem Recycling von Schrott verdienten. Die Familie sammelte u.a. Altreifen, Metalle, Lumpen, Papier, Glasabfälle und Tierknochen. Auch eine Eisen- und Kohlehandlung war im Besitz der Familie Schoder, die sich am Rand des Gänsberg und an anderen Standorten befand, ehe es in den 1930er Jahren auch in der Königstraße 6 beheimate war.

Anschließend folgte im Erdgeschoss in den 1950er Jahren erst eine Heißmangel, die später in das Rückgebäude zog. Es folgte eine Kleintierhandlung, bevor ab ca. 1980 eine Dame aus der „Branche“, die "eine gepflegte, attraktive Erscheinung aus München" darstellte, in Fürth den bis dato ältesten Sexshop eröffnete. Sie selbst sagte ohne Umschweife, dass sie in der Vergangenheit selbst "anschaffen" gegangen sei - allerdings immer ohne einem Zuhälter zu dienen[2] Eigentümer war inzwischen Adam Schoder, Sohn von Friedrich Schoder. Der Betreiber Erich Söllner und seine Frau übernahmen Ende der 1990er Jahre den Laden von seiner Vorbesitzerin, zunächst als Teilhaber, später übernahm er den Laden vollständig. Söllner selbst bezeichnete gegenüber den Fürther Nachrichten seinen Laden liebevoll „als den Tante-Emma-Laden der Sex-Shops“.[3] Neben dem Laden am Königsplatz besaß Erich Söllner und seine Frau, auf die der Laden am Königsplatz offiziell lief, noch zwei weitere Sexshops in Nürnberg. Diese waren allerdings alle moderner als der Laden in Fürth.

Der Fürther Sex-Shop wirkte von außen nicht sonderlich einladend. Nach eigenen Angaben lief allerdings das Geschäft, trotz oder vielleicht gerade wegen dessen schmuddeligen Ambientes. Die Innenmöblierung versprühte den Charme der 1970er Jahre, der Verkaufsraum war bis auf den letzten Zentimeter mit Ware ausgestattet, es fehlte eine Heizung im Verkaufsraum und die Räume wirkten mit den niedrigen Holzdecken eher drückend - die Heizung im Erdgeschoss war im Winter ein Elektro-Ofen. Der Betreiber dachte schon des Öfteren an einen Umzug, allerdings gestaltete er sich schwierig. In einem Interview gegenüber den Fürther Nachrichten äußerte Söllner: Immer wie­der habe er daran gedacht, innerhalb Fürths umzuziehen; in schönere Räu­me in einer besseren Lage, aber das sei utopisch. Entweder falle der Vermie­ter aus allen Wolken oder die Bewoh­ner. „Sie würden bei dir einkaufen, aber im Haus wollen sie dich nicht haben.“[3]

Bevor Söllner Sex-Shop-Betreiber wurde, arbeitete er beruflich als Pfleger im Tiergarten bei den Elefanten. Danach betrieb er das Fitnessstudio Paradise in der Fürther Südstadt (Schwabacher Straße) und betrieb selbst Bodybuilding. Im Fitnessstudio lernte er auch den damaligen Betreiber kennen. Der damals 62-jährige (2015) Sex-Shop-Betreiber plante das Geschäft noch ein paar Jahre zu führen, bevor er in den Ruhestand geht. Wer dann seine Stammkunden weiter bedient, von denen der Sex-Shop aktuell lebte, war damals noch ungewiss.

2009 kam es zu einem kleinen Eklat um den Sexshop. Der Stadtmarketingverein Vision Fürth hatte von der Kommune die Aufgabe bekommen, das leerstehende Modehaus Fiedler zumindest im Bereich der Schaufenster mit lokalen Einzelhändlern zu bespielen. Die Einzelhändler erhielten drei bis vier laufende Meter Schaufenster in der Rudolf-Breitscheid-Straße, in denen sie ihre Ware zur Dekoration auslegen konnten. Auch Söllner bekam das Angebot die Schaufenster zu bespielen. Söllner selbst zeigte sich skeptisch ob der Anfrage und meinte „Freunde, ich bin ein Sexshop, gibt´s da Ärger?“ Nachdem dies von offizieller Seite verneint wurde, dekorierte er das Schaufenster mit rotem Samt, auf dem „Love-Cuffs – Plüsch besetzte Handschellen –, buntglitzernde Vibratoren, Kondome oder eine Peitsche“ lagen, also alles Sachen, die laut Söllner auch in einem Warenkaufhaus käuflich zu erwerben wären. Nach diversen Beschwerden gegenüber dem Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung musste Söllner die Utensilien wieder entfernen. Die Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann gab gegenüber der Presse bekannt, dass solche Sachen an Ostern nicht „tragbar“ seien - weshalb auch sie den Abbau der Utensilien mit unterstützte.

Im Dezember 2016 wurde durch einen Aushang am Geschäft bekannt, dass Hr. Söllner den ältesten Fürther Sexshop zum 31. Dezember 2016 für immer schloss. Der Eigentümer Friedrich Schoder hat inzwischen das leerstehende Gebäude saniert. Die Obergeschosse wurden als Wohnung, das Erdgeschoss mit 39 qm neu als Ladengeschäft ausgebaut.

Lokalberichterstattung

  • Johannes Alles: Leidenschaft hinter dem Vorhang. In: Fürther Nachrichten vom 22. September 2015, HFN S. 27 - online
  • cis: Zoff um Fürther Sex-Shop: Jetzt greift der OB ein. In: Abendzeitung vom 5. April 2009 - online
  • Birgit Heidingsfelder: Ein Lädchen mit bewegter Geschichte. In: Fürther Nachrichten vom 18. Juli 2025 (Druckausgabe)
  • Birigt Heidingsfelder: Wo Fürth lange den "Tante-Emma-Sexshop" hatte: Jetzt tut sich was in dem Gebäude. In: Fürther Nachrichten vom 18. Juli 2025 - (https://www.nn.de/fuerth/1.14761076 online]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hans-Otto Schmitz: Der Königsplatz – Seine Besiedelung vom 11. Jahrhundert bis heute, 2. Teil. In: Fürther Geschichtsblätter, 1/2013. Allerdings scheint eine Gastwirtschaft Zum Storchen auch schon vor den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges bestanden zu haben: siehe.
  2. Persönliche Erinnerung Dr. Friedrich Schoder, Dezember 2024
  3. 3,0 3,1 Johannes Alles: Leidenschaft hinter dem Vorhang. In: Fürther Nachrichten vom 22. September 2015, HFN S. 27

Bilder

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