Die Stadt leistete sich ein „Faulei“ für 1,7 Mio DM an der Kläranlage beim Fürther Friedhof am Wiesengrund. Der neue Turm fasste 6000 Kubikmeter Schlamm. Die den Städten vorgesetzte Behörde hatte von der Stadt Fürth eine stärkere Klärung der Abwässer gefordert. Freitag, 21. März 1969 Die gefährliche Kreuzung Fronmüller-/Waldstraße wurde entschärft. Verkehrsteiler und mehr als ein Dutzend Ampeln sorgten ab sofort für mehr Sicherheit. Heute werden die Verkehrsströme dort mittels Kreisverkehrs gelenkt. Zwei Geldinstitute betrieben schon eine konkrete „Altstadt-Sanierung“. Die Deutsche Bank und die Bayerische Staatsbank wollten zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen So ließ die Bayerische Staatsbank die rückwärtigen alten Gebäude an der Mathildenstraße zugunsten von Kundenparkplätzen abreißen (heute steht dort das Parkhaus Mathildenstraße), die Deutsche Bank ließ den westlichen Teil ihres Hauptgebäudes an der Schwabacher Straße abtragen, um auf der Grundfläche einen neuzeitlichen Anbau zu errichten. Die schöne neue Fürther Satzung für die Straßenreinigung wurde von der Bezirksregierung nicht genehmigt. Schuld daran waren die Hinterlieger der Vorderlieger! Auf gut Deutsch: Fürth ließ in der Satzung nur die vorne wohnenden Eigentümer die Kehrgebühren bezahlen, die dahinter liegenden Eigentümer wurden nicht zu Straßenreinigungsgebühren herangezogen. Dies war ein Verstoß gegen den Grundsatz der Gleichheit – Satzung ungültig. Null Einnahmen für die Stadt. Ab sofort kehrten die städtischen Kehrmaschinen wieder umsonst. Im Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Pudelnackt in Oberbayern“ mit Beppo Brem (Admiral), „Candy“ mit Ewa Aulin, Marlon Brando und Charles Aznavour (Bambi) Frankenstein: „Zweikampf der Giganten“ (City) sowie „Der heiße Tod“ (Park). Samstag, 22. März 1969 In einem Leserbrief an die FN beschwerte man sich über ein Schularztzimmer ohne Gardinen in der Pfisterschule. Jedes Kind musste sich dort zur Untersuchung ausziehen. Der Antrag auf einen Vorhang wurde Jahr für Jahr mit dem Vermerk „nicht bewilligt“ abgelehnt. Vielleicht deshalb, weil mittlerweile jedes Kinoplakat mehr Nacktheit zeigte. Die Stadt erschloss ein Gelände zur Ansiedlung von neuen Betrieben. Es lag im Vorort Burgfarrnbach nahe an der Würzburger Bahnlinie. Begrenzt wurde es von der Hinteren Straße, dem verlängerten Breiten Steig und der Bahnlinie. Die Fläche sah übel aus, hatte doch die Stadt in ihrer größten Not, als Müllablagerungsplätze fehlten, hier vor Jahren den Hausmüll abgelagert. Und die Burgfarrnbacher Bürger warfen immer noch eifrig Müll auf dieses Gelände gegenüber ihrem Bahnhof. Wurde in Fürth zu teuer gebaut? Stadtrat Dörfler griff die Baukosten für das Personalratsgebäude auf dem Krankenhausgelände an. Er wies nach, dass die Kosten pro Kubikmeter umbauten Raum um mindestens 100% höher lagen als bei vergleichbaren Kosten für Eigentumswohnungen. Für das Münchner Architektenbüro waren zudem Honorare in Höhe von rund drei Millionen DM (!) fällig geworden. Nur mit der Verzinsung dieses Architektenhonorars wäre es der Stadt möglich gewesen, mehrere Architekten ganzjährig und ausschließlich mit der Bauplanung zu beschäftigen. Die FN veranstalteten ein Oster-Preisausschreiben. Die Lösungen kamen waschkorbweise an, winkte als 1. Preis doch eine 22 Tage Quelle-Flugreise „Rund um die Welt“. Insgesamt gingen 125 120 richtige Lösungen ein. Montag, 24. März 1969 Die Fürther Jugend stürmte das Fürther Stadttheater zum Bänkelsong-Abend: APO-Caruso Franz Josef Degenhardt griff aggressiv in die Saiten seiner Klampfe. Mit Bart und rauer Stimme eroberte er schnell das ausschließlich aus Jugendlichen bestehende Publikum im völlig überfüllten Musentempel. Von der Galerie des zweiten Ranges wurde unter Begeisterungsstürmen eine Vietcongfahne entrollt. Jede Menge erhobener Arme mit geballten Fäusten begleiteten die meisten Songs. Viele der Möchtegernrevoluzzer trugen Che-Guevara-Mützen. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die komische Oper „Die Regimentstochter“ von Donizetti sowie die Operette „Glückliche Reise“ von Eduard Künneke als Wiederholungen in der jeweiligen Besetzung. Ferner die Oper „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart, u.a. mit Gaststar Kammersängerin Lotte Schädle aus München und Claudia Hellmann, Monika Kienzl, Sebastian Feiersinger, Georg Goll, Barry Hanner, Klaus Lange und Robert Licha. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei Hessen Kassel mit 0:2 und verabschiedete sich mit Rang sieben der Tabelle vorerst von der Spitzengruppe der Regionalliga Süd. Dienstag, 25. März 1969 Die gute alte Zeit war oft gar nicht so gut: Am helllichten Tag überfielen drei Jugendliche am Brunnenweg einen 70jährigen Spaziergänger, warfen ihn brutal zu Boden und raubten ihm die Geldbörse. Trotz guter Beschreibung konnten die Täter nicht ermittelt werden.
15