Der Weg in den Stadtwald wurde umständlich. Wegen Straßenbauarbeiten sperrte man die Heilstättenstraße zwischen Europakanal und Paul-Keller-Straße für acht Monate. Eine Sekunde der Unaufmerksamkeit kostete einer 33-jährigen Fürtherin das Leben. Beim Grünen Markt in Höhe des Gasthauses „Goldener Schwan“ wollte sie die Straße überqueren und bemerkte dabei die in Richtung Billinganlage fahrende Straßenbahn nicht. Sie wurde von dieser erfasst, auf die Straße geschleudert und dabei schlug sie so unglücklich mit dem Kopf auf, dass sie noch an der Unfallstelle verstarb. Die Fürther Landwirte kamen in Scharen in das Burgfarrnbacher Sportheim des TSV 98, um Bundeslandwirtschaftsminister Josef Ertl zu den politischen Neuerungen in der europäischen Agrarpolitik zu hören. Viele Besucher bekamen nur einen Stehplatz. Anschließend beantwortete der Minister geduldig eingereichte „Kummerkastenbeiträge“. Für Ertl war erst um 22.35 Uhr Feierabend. Die SpVgg besiegte in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 3000 Zuschauern die SpVgg 07 Ludwigsburg mit 2:1. Tore für Fürth durch Schülke und Unger. Damit belegte man Platz acht der Tabelle. Dienstag, 17. April 1973 Kirchenrat und Pfarrer Karl Will war nur mit Mühe zu bremsen, seinen Predigerdienst zu beenden. Obwohl er schon längst im Ruhestand war, übernahm er ab Juni 1972 die vakante 3. Pfarrstelle in der Gemeinde St. Paul. Jetzt wurde Karl Will von Pfarrer Röhring, dem „Herrn“ von St. Paul, endgültig verabschiedet. Mit 1660 Mitgliedern war die Turnabteilung des TV Fürth 1860 die größte Sparte des Vereins. Allein 1051 Kinder wurden von einem Stab von Mitarbeitern betreut. In Anbetracht der gesundheitspolitischen Bedeutung hielt man die staatlichen Zuschüsse an die Sportvereine für völlig unzureichend. Wie das „Statistische Jahrbuch für Bayern 1972“ zeigte, musste Fürth seit 1961 eine Bevölkerungsabnahme von 1,5% hinnehmen. In keiner kreisfreien Stadt war die Bevölkerungsentwicklung so negativ. Nürnberg legte im gleichen Zeitraum um 8,2% zu, Schwabach um 17,5% und Erlangen um 27,0%. Mittwoch, 18. April 1973 Die höchste Laienehrung der katholischen Kirche, das Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifex“, das nur der jeweilige Papst verleihen konnte, wurde dem Fürther Josef Ruhland zuteil. Dieser war 50 Jahre lang Mesner in der HerzJesu-Gemeinde Mannhof. Begonnen hatte Ruhland seine Tätigkeit 1923 im Tanzsaal des Gasthauses Reißner in Vach, wo katholische Gottesdienste abgehalten wurden. Die Leichtathleten des TV Fürth 1860 hatten es vorgemacht. Nun überlegte die Fußballabteilung der 60er, ob nicht eine Fusion ihrer Abteilung mit der BSG Schickedanz Sinn machen würde. Eine zukünftige „SG Quelle“ wäre sportlich und wirtschaftlich wesentlich stärker. Vor allem bei Letzterem schielte man wohl schon mal auf die jährlichen Finanzhilfen aus dem Hause Quelle. Die Abstimmung ergab ein klares „Ja“ zu einem Zusammenschluss. Damit konnten die Verhandlungen mit der Vorstandschaft beginnen. In der Rosenstraße 21 eröffnete Getränke-Israel seinen Wein- und Bierhandel. Eine Probierstube lud zum Verkosten ein. Der Ausbau der Räume direkt neben dem Weißengarten kostete 120.000 DM. Stadttheater: „Unsere kleine Stadt“ von Wilder (Bühne 64 Zürich). Donnerstag, 19. April 1973 Nur auf großen Druck der Anwohner hin versprach die Deutsche Bundesbahn, die Bahnsteigkante am Haltepunkt Westvorstadt 1974 anzuheben. Die neuen Zuggarnituren der „Zirndorfer Mockl“ erforderten schon akrobatisches Geschick, wenn man die unterste Stufe erklimmen wollte. Für Damen mit engem Rock nicht möglich. Auf der Fürther Freiheit machte ein Bundesschatzbrief-Informationsbus Station. Dort konnte man sich über Vermögensbildung informieren. Sogar wer kein Geld hatte, konnte etwas gewinnen, wenn er erriet, wieviel DM in der großen Schatztruhe klapperten. Der Info-Bus machte in 50 Städten Süddeutschlands Station. Im Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte (Ostern) u.a.: „Der letzte Tango in Paris“ mit Marlon Brando und Maria Schneider (Admiral), „“Madly“ mit Alain Delon und Mireille Darc (Bambi), „“Via Mala“ mit Gert Fröbe und Mario Adorf (City) sowie „08/15 erster Teil“ mit Joachim Fuchsberger und Helen Vita (Park). Samstag, 21. April 1973 Enttäuschung bei der Tennisabteilung der SpVgg Fürth: Der ehemalige bayerische Ranglistenspieler Alexander Cernoch hatte den Fürthern trotz Ehrenwort einen Korb gegeben und spielte nun für einen anderen Verein. Während andere Tennisvereine Aufnahmesperren verhängen mussten, konnte die SpVgg durchaus noch etwa 50 Mitglieder gebrauchen. Trotzdem erhöhte man die Jahresbeiträge jetzt um 20%. Die Aufnahmegebühr wurde mit 150 DM auf der bisherigen Höhe belassen. Ein 14-jähriger türkischer Junge aus Fürth wurde von der Polizei aufgegriffen, als er in der Nürnberger Brunnengasse aus einem Bretterverschlag kroch. Da er schon mehrfach ausgerissen war, hatten seine Eltern in Fürth nicht einmal mehr eine Vermisstenanzeige aufgegeben, obwohl ihr Sohn schon mehrere Tage überfällig war.
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