Siegfried Offenbacher

Aus FürthWiki
Person
Siegfried Offenbacher
Vorname
Siegfried
Nachname
Offenbacher
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
9. Februar 1899
Geburtsort
Fürth
Todesdatum
13. Februar 1970
Todesort
München
Beruf
Schneider, Kaufmann
Religion
Jüddisch
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Siegfried Offenbacher (geb. 9. Februar 1899 in Fürth; gest. 13. Februar 1970 in München) war Schneider und Handelskaufmann.[1]

NS-Zeit und Rückkehr

Offenbacher wurde am 9. November 1938 während der sog. Pogromnacht durch die Nationalsozialisten in Fürth in seiner Wohnung verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt. Er konnte nach der Entlassung aus dem KZ nach Palästina fliehen, musste hierzu aber sein Hab und Gut zurücklassen.

Im Alter von 54 Jahren kam er 1953 zurück nach Fürth. Allerdings zog er der Liebe zu den Bergen als Rentner nach München. Er setzte sich stets für die Versöhnung der gemeinsamen Völker ein und setzte auf den Dialog. Noch als Gaststudent suchte er z.B. den Dialog mit den jungen Menschen.[2]

Ermordung

Am 13. Februar 1970 wurde er Opfer eines Brandanschlags in München. Der bis heute (2025) nicht aufgeklärte Brandanschlag, bei dem fünf Männer und zwei Frauen jüdischen Glaubens getötet wurden, zählt zu den "grausamsten antisemitischen Verbrechen der Nachkriegszeit" und wird offiziell als "jüdischer Massenmord" eingestuft, so das Bay. Landeskriminalamt. Besonders tragisch wurde bewertet, dass neben Offenbacher auch David Jakubowicz (59) Georg Eljakim Pfau (63) Opfer des Brandanschlags wurden - letzte waren ebenfalls überlebende aus KZ-Aufenthalte während des Nationalsozialismus.[3]

Eine bis heute unbekannte Person hatte einen Benzinkanister im oberen Treppenhaus eines jüdischen Altenheims, in dem auch Studenten lebten, aus gekippt und angezündet. Alle Ermittlungen - sowohl gegen rechts- als auch linksextreme Täter - liefen in der Vergangenheit ins Leere. Neuste Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft München aus dem April 2025 legen den Verdacht nahe, dass es sich bei dem Täter um einen inzwischen verstorbenen Rechtsextremisten handeln könnte.[4] Der ehemalige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in München, Maximilian Tauchner, bezeichnete die Tat wie folgt: "Was in den Gaskammern nicht vollbracht werden konnte, ist im Altersheim 25 Jahre später zu Ende geführt worden." Während des Brandes hatte eines der Opfer in Todesangst aus dem Fenster gerufen: „Wir werden vergast, wir werden verbrannt!“[5]

Beerdigung

Offenbacher wurde nach eigenem Wunsch in Fürth am 21. Februar 1970 auf dem neuen Jüdischen Friedhof beerdigt. Unter den Trauergästen war auch der damalige Oberbürgermeister Kurt Scherzer, sowie der Schulreferent Karl Hauptmannl.[6]

Zur offiziellen Trauerfeier in München kamen neben dem ehemaligen Bundespräsident Gustav Heinemann auch der damalige Bundeskanzler Willy Brandt, sowie der Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher.

Lokalberichterstattung

  • Hans Böller: Die Mörder und die Akten. In: Fürther Nachrichten vom 10. Oktober 2023, S. 8 (Druckausgabe)

Siehe auch

Webinks

  • Brandanschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in München - Wikipedia

Einzelnachweise

  1. Naomi Blume: Jüdisch in Fürth, online abgerufen am 27. Mai 2025 | 8:34 Uhr
  2. Hans Böller: Die Mörder und die Akten. In: Fürther Nachrichten vom 10. Oktober 2023, S. 8
  3. Fire Kills Seven Elderly Jews; Pres. Heinemann Denounces Arsonists. Jewish Telegraph Agency, 16. Februar 1970
  4. AFP/dpa: Rechtsextremer könnte Münchner Brandanschlag 1970 verübt haben. In: ntv.de - online abgerufen am 27. Mai 2025 | 8:44 Uhr
  5. Ronen Steinke: Terror gegen Juden: Wie antisemitische Gewalt erstarkt und der Staat versagt. Eine Anklage. Berlin Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-8270-1425-2, S. 79
  6. Gert Kuntermann: Fürth 1970 - Fürther Geschichtswerkstatt, Eigenverlag, Fürth, S. 15

Bilder

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