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LIEBE MITBÜRGERINNEN UND MITBÜRGER, LIEBE FREUNDE DER FÜRTHER ALTSTADT! Bei kritischer Betrachtung des nun bald zurückliegenden Jahres muß man als engagierter BürgervereinigungsMacher eigentlich feststellen, daß derzeit in der Fürther Altstadt vieles schief läuft, und daß längst nicht alles so ist, wie es wünschenswert, ja dringend nötig wäre.

Viel Ärger, wenig Hoffnung Sicher: es gibt so manch Erfreuliches (siehe Berichte an anderer Stelle!), auch die Jahresbilanz als ganzes kann sich sehen lassen; und doch scheint es mehr Anlaß zur Resignation zu geben. Aggression freilich wäre ange­ brachter. Da siecht die ■-Aktion Kneipenstop« dank der allgemeinen städtischen Trägheit und Ohnmacht mühsam vor sich hin, während eine Kneipe oder Spielhalle nach der anderen öffnet; die »Aktion Verkehrsberuhigung Gustavstraße« scheint noch am flottesten voranzugehen (wenn man ein­ mal großzügig übersieht, daß bereits 1978 und 1979 die ersten Bürgervereinigungs-Vorstöße unternommen wur­ den...); da muffeln weiterhin städtische An wesen im St. Michaels-Viertel beispiellos in den grauen AltstadtHimmel; da gibt es energische Bestrebungen der städ­ tischen Ordnungsbehörden, den Graffl markt aus den bisher als Marktfläche dienenden Altstadtstraßen heraus­ zunehmen und ihn stattdessen auf dem Schießanger tot­ zuwürgen; die Gastarbeiterkonzentration im Vierte! nimmt eher zu als ab - und die Bürgervereinigung darf als städtisch geduldeter, von den Mitbürgern mitleidig oder bewundernd belächelter Privatverschönerungs­ verein im Hobby-Sanierer-Look hie und da ein paar Qua­ dratmeter Fassaden anmalen oder ein paar hundert Quadratmeter Pflaster- und Asphaltfläche für kurze Zeit und ohne nachdrücklichen Effekt vom zähen Altstadtdreck befreien. Es stinkt derzeit in der Altstadt gewaltig - nicht nur zum Himmel und nicht nur den Aktiven der Bürgervereinigung! Wie lange noch will das »offizielle Fürth« tatenlos und ohne erkennbares Konzept zusehen, wie das verbliebene historische Fürth trotz privater initiativen und der bekannt­ lich nur als »Überbrückungsmaßnahmen» gedachten Wiederbelebungsbemühungen der Bürgervereinigung mehr und mehr an Substanz und Wohnwert verliert, statt ihn neu zu gewinnen - und dies vor allem durch den bereits mehrjährigen Trend zum Vergnügungsviertel in den Abendstunden? Trotz massiver Proteste der Bürger­ vereinigung seit Jahren!

Unser Dank gilt auch allen jenen städtischen Mitarbeitern, Beamten, Räten, Referenten, Bürgermeistern, die sich für Bürgervereinigung und Altstadt besonders eingesetzt haben. Allzuviele sind's nicht. Möge jeder einzelne glau­ ben, daß er dazugehört; dann sind's ein paar mehr.

Zum Jahreswechsel Es fällt einer Bürgerinitiative angesichts der vielen schlim­ men Vorgänge der letzten Wochen und Monate auf bundes- und landespolitischem Parkett und der zahl­ reichen, bürgerverachtenden Machenschaften der Polit­ profis quer durch die trostlose Parteien land schäft ver­ dammt schwer, Loyalität und überparteiliche Zurück­ haltung zu bewahren - so, wie es ihre eigene Satzung von ihr fordert! Man möchte, verflixt nochmal, sich schon ein wenig zu der schändlichen Art und Weise äußern, wie da mit dem sogenannten mündigen Staatsbürger umge­ sprungen wurde, und wie er permanent mit immer neuen Tricks von allen Seiten für dumm verkauft werden sollte. Man möchte nicht nur, den Kopf schüttelnd, an selbigem sich kratzend zur normalen Tagesordnung übergehen, als wäre da - und dies besonders bunt in der schwarz­ weiß-blauen Region - nichts geschehen. Aber die Satzung halt!

Möge der Bürgerinitiativen-Bürger sich seine politische Wachsamkeit und Munterkeit bewahren und zur nächst­ besten Gelegenheit dokumentieren, daß sich seine Volks(ver)treter bei all dem parteitaktischen Hickhack nicht weit weg von jenem Verhalten bewegt haben, daß man eigentlich in aller Regel nur von der Stiefelspitze Italiens und dem nahegelegenen Sizilien her gewohnt ist. Gerade zur Jahreswende und den nach schöner Tradition (oder leerer Konvention?) damit verbundenen guten Vorsätzen ist die Möglichkeit gegeben, sich über das Verhältnis Amateur- bzw. Berufsbürger gegenüber den Berufs- (oder Amateur-?)Politikern einige tiefgründige Gedanken zu machen und daraus die emanzipatorischen Konsequenzen zu ziehen. Etwa nach dem Motto: »Was man nicht selbst anpackt und anderen überläßt, das wird nichts« oder so ähnlich. Eine Erkenntnis, die in der Bürger­ vereinigung seit Jahren zur alltäglichen traurigen Er­ fahrung geworden ist.

Dank an Mitarbeiter und Sympathisanten Zum Ende eines arbeitsintensiven, gleichwohl nur unter­ schiedlich erfolgreichen Jahres ist es zweifellos ange­ bracht, sich bei allen aktiven Mitarbeitern und Helfern der Bürgervereinigung - ob vor oder hinter den Kulissen, ob als Laie oder als Fachmann, ob in geistig-theoretischer oder handwerklich-praktischer Funktion - herzlich zu bedanken. Alles, was da so angepackt wurde im Laufe der zurück­ liegenden Monate (Geschäftsstelle, Schuppen am Waag­ platz, Graffl markt und Altstadtweihnacht, Straßen fest und Aktion Verkehrsberuhigung, Altstadtführungen und Bürgerberatungen, um nur einiges stellvertretend aufzu­ zählen), wäre ohne tätige Mithilfe vieler (freilich in aller Regel zu weniger) fleißiger Hände (Köpfe und Füße und was es da sonst noch an Körperteilen und Extremitäten gibt; vom Herz ganz zu schweigen) undenkbar und un­ durchführbar gewesen. Auf eine namentliche Aufzählung von Mitgliedern oder Sympathisanten wird bewußt verzichtet, um nur ja nie­ manden vergessen zu können. Denn einer ist bekanntlich und mindestens immer dabei, der übersehen wurde und sich dann besonders verprellt vorkommt.

Mögen sich also altean die überbreite BürgervereingungsBrust genommen und in den Globaldank eingeschlossen fühlen, die irgendwann und irgendwie einmal in diesem 82er Jahr Finger oder Rücken in »Sachen Bürgerver­ einigung« krumm gemacht haben.

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Altstadt-Blädd la 14/82

Der Schuppen der Bürgervereinigung während der Renovierung

Liebe Mitbürger, erinnern Sie sich Ihres sozialen Verantwortungsbewußt­ seins. werden Sie selbst aktiv und schlüpfen Sie aus dem »Karteileichenhaus« unserer Bürgervereinigung, aber auch - falls kein Mitglied - aus der Lethargiegeladenheit Ihrer eigenen Apathie heraus! Auch die kleinen lokalen, scheinbar so unbedeutenden Schritte bringen’s bereits. Aufgaben und Probleme gibt’s genug, auch im nächsten Jahr: Verkehrsberuhigung, Kneipenstop, Spekulantentum, Bürgerentscheid usw.

Trotz der vermeintlich düsteren Perspektive: ein erfolgreiches neues Jahr, möglichst viel bürgerstolze Selbsterkenntnis und bei aller sachlicher Differenz ein friedliches Miteinander oder wenigstens koexistenzielles Nebeneinander! Ihre Bürgerveretnigung Altstadtviertel St. Michael Fürth Ernst-Ludwig Vogel. Pressereferent - im Dezember 1982