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Abendmahlkelch aus der Gustavstraße dann noch mit diversen Ver­ stärkungen versehen, innen fcuervergoldet und später mit dem Fuß verschraubt. Die Schrauben, mit einem 8 Milli­ meter Gewinde, wurden dafür extra von uns aus Silber herge­ stellt. Der Fuß wurde mit ins­ gesamt vier verschiedenen Böden versehen, teilweise zur Verstärkung, teilweise als Gravurplatte für die Stifter. Auch die Fassung für den Rosenquarz ist geschraubt, damit man später einmal ohne Probleme den Kelch im Falle einer Reparatur zerlegen kann. Rosenquarz und Goidkreuz

Tausende von Hammerschlägen waren zur Fertigung des Abendmahlketches notwendig.

Es gibt viele Schmuckstücke, die mir in Erinnerung bleiben werden, aber die Herstellung eines Abendmahlkelches ist schon etwas ganz Besonderes: wir hatten Glück und wurden von der Wilhelm-LöhcGedächtniskirchc in Fürth mit dein Entwurf und der Her­ stellung eines solchen Kelches beauftragt. Der neue Kelch sollte zum vorhandenen Altar­ gerät passen. So haben meine Frau Bianca und ich circa 20 Entwürfe angefertigt. Nach genauer Prüfung in Bezug auf Handhabung. Standfestigkeit und Machbarkeit haben wir dann 10 Entwürfe eingereicht. Erst die Werkzeuge

Die Freude tvar groß, als wir etwa zwei Monate später offi­ ziell den Auftrag bekamen. Die Anfertigung des Kelches nahm einen vollen Monat in Anspruch, wobei allein die Herstellung des Werkzeuges zwei Wochen dauerte. Es wur­ den 45 Hämmer gekauft, von denen 30 Stück letztendlich nicht passten und zurückgege­ ben wurden. Die restlichen 15 Hämmer wurden sogleich so in Form geschliffen und auf Hochglanz poliert, dass sie einer großen Silberschmiedcarbeit gerecht werden konnten.

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Leider kann man gutes Silber­ schmiedewerkzeug nicht ein­ fach kaufen. Es muss der Form entsprechend speziell angefertigt werden. Kennen Sic eigentlich den Unterschied zwischen einem Goldschmied und einem Silberschmied? Der Gold­ schmied fertigt Schmuck­ stücke. Diese können sowohl aus Gold, als auch aus Silber sein. Der Silberschmied da­ gegen stellt Geräte her, z.B. Kannen, Becher. Tabletts. Auch diese können aus den verschiedensten Edelmetallen sein. Beides sind eigenständi­ ge Ausbildungsberufe. Für den abschließenden ZierHammerschlag mussten zwei Gcgcnformcn angefcrligt wer­ den. beide aus massiven Stahl und zusammen über 25 kg schwer. Alleine für das Polieren der Gegenform von Hand benötigte ich einen gan­ zen Tag. Parallel dazu hatte ich das Glück, nach langem Suchen in einem Sägewerk in Cadolzburg altes abgelagertes Buchenholz zu bekommen. Daraus fertigte ich die so genannten Aufziehhölzer und eine Auftiefform. Nach zwei Wochen Vorbereitung konnte ich dann endlich mit der Arbeit beginnen. Alle benötig­

ten Hämmer, Eisen Hölzer lagen bereit.

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Der Kelch

Als erstes wurde die Kuppa aufgezogen. Dazu wurde eine große Silberscheibe in Falten geschlagen. Diese Falten wur­ den dann wieder nach innen geschlagen, so dass der obere Durchmesser immer kleiner und dicker wurde. Das Material wurde also mit dem Hammer um 20 Prozent dicker geschlagen. Bei einer reinen Treibarbeit würde das Material mit jedem Schlag dünner. Nach jeder Runde des Auf­ ziehens wurde die Kuppa mit offener Flamme zur Rotglut gebracht. Dieser Arbeitsabschnill dauerte mehrere Tage. Danach wurde planiert, das heißt mit dem Hammer und einem Eisen (alles feinstens poliert) solang geschlagen, bis das Stück glatt war, ohne jede Delle, nur durch den Planier­ schlag poliert. Zu guter Letzt wurde zur Verzierung der Hammerschlag aufgebracht. Die Form und das Maß muss­ ten ständig kontrolliert wer­ den. Bei einem Kuppadurchmesser von 14 cm gab es beim fertigen Stück eine Ab­ weichung von lediglich 0,3 Millimeter. Die Kuppa wurde

Der Rosenquarz stellt für sich schon eine Besonderheit dar. Weil Rosenquarz normaler­ weise mikrokristallin ist, d.h. aus aberiausendcn kleinen Kristallen besteht, ist er oft trübe und recht derb. Das Roh­ material liir die zwei verwen­ deten Halbkugeln ist jedoch besonders durchsichtig und extra aus Indien besorgt wor­ den. So wird das Licht „in der Grotte gefangen" und bei Lichteinfall erstrahlt der Fuß von innen. Aus 750/000 Gelbgold wurde ein Kreuz angefertigt und unterhalb der Kuppa auf den Fuß gelötet. Nach Fertigstellung des Kelches habe ich zur Auf­ bewahrung noch eine Holzschatullc angefertigt. Diese wird mit einem silbernen Nagel verschlossen. Was bleibt ist die Erinnerung an tausende Hammerschläge und der Dank für einen außer­ gewöhnlichen Auftrag. Der Kelch wurde zum Erntedankfest 2005 seiner Bestimmung zugeführt. An jedem ersten Sonntag dient er als Saftkelch beim Abend­ mahl in der Wilhchn-LöhcGcdächtniskirchc in 90765 Fürth Emdener Straße 6. Eingang Lauben weg. Rainer Sachrau