Erich Herrmann

Aus FürthWiki

Erich Herrmann ca 1925.jpg
Erich Herrmann, vermutlich in Breslau 1925
Person
Erich Herrmann
Vorname
Erich
Nachname
Herrmann
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
7. Januar 1882
Geburtsort
Beuthen/ Oberschlesien
Todesdatum
28. April 1960
Todesort
Fürth
Beruf
Lehrer, Rektor, Stadtrat
Partei
SPD
Friedhof
Erlanger Straße
Grabstelle
C1 53
 semantisches Browsen   Sem. Browsen / Abfrage

Erich Herrmann (geb. 7. Januar 1882 in Beuthen/Oberschlesien; gest. 28. April 1960 in Fürth) war von Beruf Lehrer, kaufmännischer Direktor und Stadtrat für die SPD in Fürth. Neben seinem politischen und beruflichen Engagement war Herrmann auch Autor von verschiedenen Romanen. Er war verheiratet mit Lotte Herrmann (geb. 4. November 1884; gest. 28. März 1948).

Ausbildung und Berufsleben in Breslau

Herrmann kam in Oberschlesien auf die Welt, das bis 1945 zum Deutschen Reich gehörte. Seine Eltern waren der in Oberschlesien geborene Emil Herrmann, der als Gerichtskanzleiangestellter seit 1884 in Breslau arbeitete. Seine Mutter war Luise Herrmann, geborene Ebbrecht aus Höxter in Westfalen. Herrmann verbrachte seine Jugend in Breslau und ging an die evangelische Volksschule und Ludwigsche Präparandenanstalt. Ab Ostern 1899 absolvierte bis 1902 ein Lehrerseminar in Münsterberg (seit 1945: Ziębice) - gefolgt von einem Einsatz als alleiniger Lehrer an der Schule Nechlau (Gmina Niechlów) im Kreis Guhrau in der seit 1945 polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Es folgte im Oktober 1904 sein Wehrdienst beim preußischen Heer als Einjährig-Freiwilliger mit Dienstgrad Unteroffizier bzw. Reserveoffizieraspirant.

Im Anschluss an seinen Dienst in der Armee bekam er eine Lehrerstelle in Surmin, Kreis Groß-Wartenberg und legte während dieser Zeit in Münsterberg die zweite Lehrprüfung ab. Mit Abschluss der Ausbildung trat er schließlich eine Stelle als Volksschullehrer in Königshütte an, die er nicht allzu lange innehielt, da er wieder näher zur Familie in Breslau sein wollte. Am 1. April 1908 trat er nach entsprechender Bewerbung seine neue Stelle als Volksschullehrer an der evangelischen Volksschule Nr. 32 in der ehemaligen Anderssenstraße in Breslau an. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs zog man zunächst Herrmann in den Kriegsdienst ein, allerdings wurde er im September 1915 erneut aus gesundheitlichen Gründen bzw. als nicht kriegsverwendungsfähig als Vizefeldwebel aus dem Militärdienst entlassen. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges wurde Herrmann allerdings wieder am 1. März 1917 zum Dienst eingezogen - bis zur Demobilisierung am 2. Dezember 1918. Für seinen Dienst im Ersten Weltkrieg als Feldwebelleutnant bekam er das Eiserne Kreuz II. Klasse.

Politisches Engagement in Breslau

Nach Ende des Ersten Weltkrieges ging Herrmann wieder an seinen alten Arbeitsplatz in Breslau als Lehrer. Beginnend mit seiner Rückkehr in den Schuldienst, engagierte sich Herrmann zunehmend im Breslauer Ortsverein der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Nach der Niederschlagung des Kapp-Putsches wurde er am 24. März 1920 in den eigens dafür geschaffenen Vollzugsrat gewählt und dafür befristet von der Arbeit als Lehrer freigestellt. Dem schloss sich eine ebenfalls befristete Tätigkeit im Untersuchungsausschuss des Oberpräsidiums und danach als 1. Schriftführer im Wahlausschuss an. Bei der Wahl zum Preußischen Landtag für den Wahlkreis Breslau am 20. Februar 1921 errang er ein Mandat für die DDP, das er bei der nächsten Wahl am 7. Dezember 1924 verteidigen konnte. Als Landtagsabgeordneter vertrat er nach eigenen Angaben die schlesischen Belange - insbesondere die der Oberschlesier - sowie die Fragen der Schul- und Erziehungsfragen. Nach dem Ausscheiden aus dem Landtag ging er erneut in seinen erlernten Beruf und wurde schließlich am 1. April 1925 mit Anfang 40 zum Rektor der 77. evangelischen Knaben-Volksschule ernannt. Im selben Jahr wurde er auch zum Vorsitzenden des Schlesischen Lehrerverbandes gewählt.

Neben seinem beruflichen Engagement bzw. politischem Engagement in der DDP, engagierte sich Herrmann auch zunehmend im Mai 1924 neu gegründeten Ortsverein und Gauverband des Reichsbanners "Schwarz-Rot-Gold", zu deren ersten Funktionären Herrmann als DDP-Abgeordneter zählte. Der Reichsbanner war und ist ein in der Weimarer Republik gegründeter politischer Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik und war während der Weimarer Republik einer der größten demokratischen Massenorganisationen mit mehr als drei Millionen Mitgliedern.[1] Am 14. Dezember 1924 wurde er schließlich auf der ersten Gau-Vollversammlung zu einem der beiden Vorsitzenden gewählt und blieb dies auch in Folge, bis zu seiner letzten Wiederwahl am 16. Juni 1928.

Im Mai 1928 erhielt er nicht mehr die erforderlichen Stimmen für einen erneuten Einzug in den Landtag für die DDP. Bedingt durch interne Streitigkeiten über die politische Ausrichtung der DDP im Zusammenhang mit dem Besuch des Reichspräsidenten Hindenburg in Breslau verließen Ende der 1920er Jahre viele Mitglieder die Partei, so auch Herrmann im Jahr 1929. Herrmann legte in Folge dieser Streitigkeiten gemeinsam mit seinem Co-Vorsitzenden alle seine Ämter in der DDP nieder und trat schließlich am 7. Mai 1929 aus der DDP aus. Nur kurze Zeit später, am 14. Mai 1929 trat er stattdessen in die SPD in Breslau ein, ohne jedoch weitere führende Ämter für sich in Anspruch zu nehmen. Sein Engagement für das Reichsbanner blieb davon unberührt. Bis zum 18. März 1933 hatte er den Gau- und Ortsvorsitz des Reichsbanners in Breslau inne, es folgte das Verbot und die Auflösung des Reichsbanners durch die Nationalsozialisten. Er wurde am 1. März 1933, wie alle anderen Funktionäre des Reichsbanners, verhaftet und in Schutzhaft genommen. Es blieb bis zum 6. März 1933 in Schutzhaft und wurde nach dem Gesetz vom 7. April 1933 zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums mit sofortiger Wirkung zum 1. Juni 1933 aus dem Schuldienst entlassen. Am 13. Juni 1933 unterzeichnete er eine im Verhör erzwungene Erklärung, in der er den neuen Machthabern ihre Legitimität aussprach. Im gleichen Schreiben beantragte Herrmann seine Versetzung in den Ruhestand und schied aus dem Schuldienst nach 31 Berufsjahren aus.[2] Der Staat entließ ihn stattdessen aus dem Schuldienst und entzog ihm seinen Beamtenstatus.

Vermutlich in Folge der politischen Verfolgung traten auch im Sommer 1933 gesundheitliche Probleme auf. Neben einem Gallenblasen- und Nierenleiden musste er sich einer komplizierten Blinddarmoperation mit mehreren Operationen unterziehen, die ihn zu einem Sommeraufenthalt in einem Sanatorium zwangen.

Zeit nach dem 2. Weltkrieg in Fürth

Ende 1933 bzw. Anfang 1934 kam Herrmann nach Fürth und fand Arbeit in der chemischen Fabrik Schny Nachfolger in Nürnberg Doos. Die Arbeitsstelle hatte ihm sein Bruder Dr. Wilhelm Herrmann vermittelt, der dort als Chemiker und Hauptaktionär tätig war. Im Jahr 1938 wurde er zum Prokuristen ernannt und war bis kurz vor Kriegsende 1944 kaufmännischer Direktor des Unternehmens, ehe er mit Anfang 60 in den Ruhestand ging.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schloss er sich erneut der SPD an und war 1945 in Fürth Mitbegründer der örtlichen SPD. 1946 wurde er mit 64 Jahren in den Stadtrat gewählt, wo er sich vorwiegend auf kulturellem, wirtschaftlichen und volksbildnerischem Gebiet betätigte. Während dieser Zeit war er stellvertrender Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat und Bürgermeister-Stellvertreter. 1956 trat Herrmann aus gesundheitlichen Gründen aus dem Stadtrat aus. Vier Jahre später verstarb Herrmann mit 78 Jahren.[3] Am 18. Februar 1959 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.[4]

Die SPD ehrte Herrmann an seinem 10. Todestag am Fürther Friedhof. Die Fränkische Tagespost berichtete am 30. April 1970, dass neben einer Vielzahl von SPD-Stadträten auch Vertreter der CSU gekommen waren. Auch der 84jährige Bruder Dr. Wilhlem Herrmann kam aus seinem damaligen Wohnort Deisenhofen mit Schwiegertochter und Enkel nach Fürth. MdL Walter Dorsch, Fraktionsvorsitzender Otto Gellinger, Franz Svoboda und Bürgermeister Heinrich Stranka würdigten den Verstorbenen mit den Worten: "Kaum einer wie er habe es nach dem Zusammenbruch verstanden, sein reiches politisches Wissen weiterzugeben ... Er war kein Techniker der Politik, sondern eine starke, markante, gediegene Persönlichkeit von menschlicher Wärme und vornehmer Gesinnung."[5]

Veröffentlichungen

  • Erich Herrmann: Vorher und Hernach. Die Geschichte eines Findlings. Der Bücherkreis [J. H. W. Dietz Nachf.], Berlin 1930.
  • Erich Herrmann: Theo Tass Trill, der große Lügner. Eine deutsche Heldengeschichte. Verlag der Volkswacht, Breslau 1931.
  • Erich Herrmann: (Hrsg.): Fabeln, zusammgestellt aus älterer Dichtung. Priebatsch, Breslau 1932.
  • Erich Herrmann: Ein Feuer flammt auf! Sozialer Roman von der Ostgrenze. J. H. W. Dietz, Berlin 1932.
  • Erich Herrmann: Sosenka. Grenzlandroman. Bergstadtverlag, Breslau 1938.
  • Erich Herrmann: Das Fünfgestirn. 1941.

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold - Wikipedia, online abgerufen am 22. April 2025 | 23:33 Uhr
  2. Abschrift: Erklärung Erich Herrmann vom 13. Juni 1933, S. 280, Archiv R. Müller
  3. StA Nürnberg, handschriftlicher Lebenslauf von Erich Herrmann erstellt
  4. Stadtarchiv StR 1959a.1270
  5. nl: "... und vornehmer Gesinnung" - Fürther SPD gedachte im Friedhof des vor zehn Jahren verstorbenen E. Herrmann. In: Fränkische Tagespost vom 30. April 1970

Bilder

Bilder als Galerie / Tabelle anzeigen, sortieren und filtern