VORBILDLICHE HEIMATPFLEGE, MUTIGER EINSATZ FÜR DIE ALTSTADT
äußerten sich jeweils aus unterschiedlichen Positionen und Perspektiven zu den Themen Denkmal- und Umwelt schutz, Heimatpflege und Bürgerinitiativen.
ERNEUTE AUSZEICHNUNG DER BÜRGERVER EINIGUNG - BAYERISCHER LANDESVEREIN FÜR HEIMATPFLEGE VERLEIHT URKUNDE UND MEDAILLE
Den eigentlichen Festvortrag hielt Dr. Erich Mulzer von den Nürnberger Altstadtfreunden zum Thema: »Alte Stadt und Bürgerinitiative am Beispiel Nürnbergs«.
Man sollte es nicht für möglich halten: schon wieder hat es ei ne Ausze ich n u ng fü r d ie Bü rgerve rei n ig u ng gegeben. Nachdem der Bezirk Mittelfranken sie im Vorjahr für ihre denkmalpflegerischen Leistungen geehrt hatte, hat nun in diesem Jahr der Bayereische Landesverein für Heimat pflege aus München die Qualitäten der Fürther AltstadtInitiative erkannt und ihr dafür eine Bronzemedaille »für vorbildliche Heimatpflege« verliehen. Da man diese aber nicht ständig präsentieren kann, hat die Bürgervereini gung außerdem noch eine Urkunde erhalten »in Würdi gung ihrer großen Verdienste«, die nun zusätzlich zu den anderen »Pretiosen« aus den Vorjahren in der Geschäfts stelle ihren Platz finden soll.
Auf ihn bezog sich später Rudolf Hanauer in seiner Lau datio auf die Bürgervereinigung:
»Wir wollen als erstes anschließen an die Bemühungen der im Festvortrag vorgestellten Bürgerinitiative, indem wir die parallel dazu wirkende Bürgervereinigung Fürth e.V. - Altstadtviertel St. Michael bitten, die Medaille »Für vorbildliche Heimatpflege« entgegenzu nehmen. Sie nimmt sich der oft unterschätzten Fürther Altstadt an und versucht tatkräftig, sie vor zerstörenden Eingrif fen zu bewahren. Gerade weil sie dabei oft mit erheb lichen Schwierigkeiten kämpfen und sich gelegentlich mit unangebrachten Widerständen auseinandersetzen muß, sollte die Auszeichnung mit der Medaille des Bayer. Landesvereins für Heimatpflege eine Ermutigung sein, unbeirrt auf diesem Weg weiterzugehen. Herzlichen Glückwunsch!« Die drei Fürther Vertreter hörten dies mit Freuden, vor allem den Passus mit den »erheblichen Schwierigkeiten« und den »unangebrachten Widerständen«. Woher Hanau er das bloß gewußt und an wen er dabei wohl gedacht haben mag...?
Nun, die Bürgervereinigung wird sich diese Aufforderung sicher zu Herzen nehmen; sie braucht ja auch nur mit der selben Intensität und Tatkraft weiterzumachen wie bisher. Auch ohne Auszeichnungen - die freilich als »Streicheleinheiten« mitunter recht willkommen sind.
KNEIPENLÄRM UND STRASSENSCHMUTZ ALARMSIGNALE IM ST. MICHAELS-VIERTEL HÖCHSTE ZEIT FÜR ABHILFE
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ZWEI ZUSCHRIFTEN AN DIE BÜRGERVEREINIGUNG
Gerhard Wunschei erhält stellvertretend für die Bürgervereinigung Urkunde und Medaille aus der Hand von Ex-Landtagspräsident Rudolf Hanauer
Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege, dessen Erster Vorsitzender seit langem der ehemalige Bayerische Landtagspräsident Rudolf Hanauer ist, hatte anläßlich des Europäischen Denkmaischutzjahres 1975 diese Medaille gestiftet und sie im Jubiiäumsjahr seines 75-jährigen Bestehens, 1977, erstmals an 75 Persönlichkeiten und Gruppen verliehen, die aus privater Initiative beispielhafte denkmalpflegerische Leistungen erbracht haben. Die Regensburger Altstadtfreunde und die Nürnberger Alt stadtfreunde - bekanntlich ein wenig älter als die Fürther »Konkurrenz« - waren damals unter den Ausgezeichneten. Aus Anlaß seines 80-jährigen Bestehens verlieh nun der Landesverein in diesem Jahr nochmals 80 Medaillen für hervorragende Initiativen und Aktivitäten in ganz Bayern erneut an Einzelpersonen und Vereinigungen quer durch alle Bereiche der Heimatpflege. Auf Mittelfranken entfielen dabei 12 Medaillen. Und diesmal war die Bürgervereini gung Altstadtviertel St. Michael dabei; vorgeschlagen und nachdrücklich befürwortet von Bezirksheimatpfleger Dr. Ernst Eichhorn.
Dem Festakt im Großen Saal des Nürnberger Heilig-GeistSpitals, an dem für die Bürgervereinigung ihre drei Vor sitzenden Gerhard Wunschei, Ava Korn und EL Vogel teiinahmen, wohnte zahleiche politische Prominenz bei: Sozialminister Dr. Fritz Pirkl, Staatssekretär Dr. Franz Vorndran, Regierungspräsident Heinrich von Mosch, Be zirkstagspräsident Georg Holzbauer, Generalkonservator Dr. Michael Petzet, der Chef des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege - um nur einige herauszugreifen. Sie
Die beiden nachfolgenden Zuschriften einer Altstadtbe wohnerin, die energisch um ihr Recht auf Wohnruhe in der Fürther Altstadt kämpft, sollen - geringfügig verän dert - einer breiteren Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht werden, da sie kennzeichnend für die Denkweise vieler Altstadtbewohner und für ihre täglichen bzw. nächtlichen Probleme sind. Die Stadt Fürth - ob Verwaltung oder Stadt rat - ignoriert diese berechtigten Interessen unserer Mit bürger seit Jahren mit trauriger Konsequenz. Trotz mehr jähriger Anstrengungen der Bürgervereinigung, vor allem mit ihrer »Aktion Kneipenstop«, geschieht nichts! Man läßt seitens des offiziellen Fürth alle Zügel schleifen und sieht zu, wie der ohnehin verfahrene »Kneipenkarren« immer mehr versinkt. »... Wir haben das ganze Jahr mit der Nachbarschaft Ärger wegen des vielen Drecks. Bei den Anwesen Gustavstraße 15 und 11 wird nie gekehrt, Ich war deshalb auch schon bei der Bürger beratungsstelle. aber geändert hat sich dadurch auch nichts Sie müßten nur mal die Reihe zwischen unserem Haus und der Nr. 15 ansehen: einfach eine Sauerei, aber nichts geschieht. Oder uns gegenüber in diesem Bistro: einfach ein Trauerspiel! Jeden Abend ein Lärm! Oie Autos parken im Parkverbot (ich habe schon öfters die Polizei deswegen angerufen), man kann kein Fenster offen lassen wegen dieses Lärms. Es ist einfach nicht mehr schön, wenn es so weitergeht! Meinen Sie, einer dieser Kneipenbesitzer würde mal einen Besen in die Hand nehmen und etwa für Sauberkeit sorgen! Nichts, nein garnichts geschieht. Die sind doch nicht an der Erhaltung der Altstadt interessiert, nein, nur am Profit! Etwas Rücksicht auf die Anwohner wird da nicht genommen. Und auf so eine Wiederbelebung durch diese Kneipen kann man, glaube ich, wirklich verzichten. Da werden recht bald die letzten guten Mieter aus der Straße davonlaufen!!!
Sicherlich werden Sie sich wundern, warum schreibt die uns dies alles; aber ich ärgere mich deshalb so oft darüber, daß ich es auch mal auf Papier bringen mußte...« (Schreiben vom 29.4.82 an die Bürgervereinigung)
Altstadt-Bläddla
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