Ebenso bringen aufwendige Bepflanzungen mit Blumen zuwenig. Zum einen sind die Folgekosten zu hoch, zum anderen würden sie nur billige Blumensträuße abgeben. Für die erste Zeit der Gewöhnungsphase an die Verkehrs beruhigung werden in der Gustavstraße jetzt Tröge aus Granitsteinplatten aufgestellt. Nach dieser Übergangs zeit müssen aber ebenerdige Pflanzbereiche geschaffen werden. Gefordert ist in der Gustavstraße aber gerade nicht der kostspielige und aufwendige Aufbau, wie er an vielen Stellen des Sanierungsgebietes zu finden ist, sondern es müssen billigere Alternativen, die gerade wegen der Ver wendung von vorhandenen Materialien einer Gestaltung besser bekommen können, gefunden werden. Denn was bewirken teuere gußeiserne Baumscheiben? Reicht eine Bepflanzung und Holzpfosten als Schutz vor forschen Autofahrern nicht aus?
Seitdem man erkannt hat, daß auch Straßenbäume aus optisch-psychologischen Gründen zu einer Geschwindig keitssenkung beitragen (denn wer hält sich auf schnur geraden Asphaltstraßen mit Häusermauern links und rechts schon an Tempo 50) und seitdem man das Wohnen in den Städten wieder menschlicher werden lassen will, wächst die Zahl der Straßenbäume wieder - auch an Hauptstraßen. Bei der Durchgrünung historischer Stadt kerne ergeben sich nun aber zwei Hauptprobleme, verteilt über und unter der Straße: die Verrohrung und Verka belung des St raßen Untergrundes und das denkmalge schützte St raßen bi Id.
Den unterirdischen Straßen bereich haben die Versor gungsträger wie Post und Stadtwerke eingenommen, sodaß es oft schwerfäilt, Platz für die Wurzeln der Bäume zu finden. Ihr Standort wird so nicht von der Notwendig keit, sondern vom leitungsfreien Raum bestimmt. Einen Ausweg zeigt hier einen Vorschlag vom stellvertre tenden Leiter des Fürther Tiefbauamtes, Herr Matuschowitz, der bestimmte Baumsorten über Versorgungsleitun gen zuläßt mit der Begründung: lieber 15 Jahr Grün über einer Leitung, als 15 Jahre Nichts, weil ja die Leitung vielleicht einmal aufgegraben werden muß. Na also! Solche guten Vorschläge gilt es nun in die Praxis umzusetzen. Damit wären wir auch schon bei dem zweiten Punkt, den es bei der Begrünung von historischen Stadtvierteln zu beachten gilt.
Während es manchen »modernen« Wohnvierteln nicht schaden würde, sie hinter einer grünen Laubwand zu verstecken, soll dies gerade bei einer reich gegliederten Essernblereihe wie der Gustavstraße vermieden werden.
Es wäre traurig, wenn solcherlei Maßnahmen der Ver besserung des Lebensraumes Straße an übertriebener Gesetzes- und Verordnungshysterie oder hochgetriebenen Kosten scheitern müßten.
Gerade die Verkehrsberuhigung ist ein Feld für vielfältige verkehrspolitischer Experimente, erfordert daher Engage ment und Toleranz. Ein Pochen auf millimetergenaue Verkehrsspuren bringt keine Verbesserung, auch nicht für die Verkehrssicherheit. In Fürth herrscht in Bezug auf den Wohnstraßenbau noch ein erheblicher Nachholbedarf, dessen Ausgleich auch an den m.M. nach bisher zu kosten intensiv begonnenen Projekten zu scheitern droht. Denn welcher Anwohner ist schon für eine Verkehrsberuhigung zu gewinnen, wenn er zum Ausbau nicht gefragt wird und dann auch noch zigtausende Mark an Kosten tragen muß. Das bringt nur Argumente für die Raser-Lobby, die Straßen so zu lassen wie sie sind.
Ebenso wie die Verwaltung sind nun aber auch die An wohner der Gustavstraße gefragt, nun ihre Wünsche vorzu bringen und das Vorhaben nicht von vornherein aus un begründeten Vorurteilen heraus abzuiehnen.
Denn wer kann schon jetzt das jetzige Aussehen der Gustavstraße im Ausbaustadium einer Bundesstraße begründet verteidigen und fordern, diese in ihrem Zustand zu belassen.
Es gilt nun, diese als Wohnstraße zu etablieren, damit viele Bürger wieder in diesem Viertel wohnen und in die alte Bausubstanz investieren wollen. Es gilt aber auch, die allabendlichen Kneipenparker und die vielen Geschwindigkeitsfanatiker in ihre Schranken zu verweisen.
Die Bepflanzung darf nicht dort angelegt werden, wo es die unterirdischen Leitungen zu lassen, sondern sie muß dort einsetzen, wo sie das Straßen bi Id belebt und Zurück haltung üben, wo sie historisch gewachsenes sprengt. Die Bepflanzung darf die Häuser nicht zurückdrängen, er drücken. Die optische Wirkung als Straße muß erhalten bleiben.
Und dabei spielt die Begrünung in der Straße auch eine entscheidende Rolle. KGA
Niedrige Sträucher und kleinwüchsige Baumarten sind vorzuziehen. Aber bitte diesmal nicht den Allesvertrager »Platane.
Gestaltungswerte - Das Fachwerk
Auf keinen Fall dürfen diese aufgedonnerten Fertigbeton kübel mit markant maschineller Oberfläche aufgereiht werden, die aussehen wie überall und die Straße dann auch so wirken lassen.
Das Fachwerk, jene Balkenkonstruktion, die aus einer Hausfassade ein graphisches Meisterwerk machen kann, ist seit der Mitte der siebziger Jahre wieder in Mode ge kommen. Bei immer mehr Häusern wird Holz und Gefächer wieder hervorgeholt und aufgeputzt. Daß dies nicht ohne Probleme geht, wird dieser Artikel zeigen. Und es soll versucht werden, einige Leit- und Schwerpunkte aufzuführen, die es zu beachten gilt. Fürth wurde nach den Zerstörungen im Dreissigjährigen Krieg hauptsächlich mit Fachwerkhäusern wiederaufge baut, denn nur reiche Leute oder die Obrigkeit konnten sich damals den teuren Baustoff Sandstein leisten. Dies beweisen am anschaulichsten die Bilder von Alexander Boehner aus der Zeit um 1700.
Darin wird dann oft ein Brei aus salz- und säurefesten Exoten angemanscht und man nennt dies auch noch einen gelungenen Abschluß! Dabei werden diese Kübel eher als Abfallkörbe und Aschenbecher mißbraucht.
Allmählich muß das Fachwerk dann aber in der Gunst seiner Bewohner gesunken sein und das negative Image eines Arme-Leute-Hauses angenommen haben. In Fürth begann die Industrialisierung. Die Häuser wurden nun
Vielleicht plant man Experimente ein. Wie wäre es bei spielsweise mit Mandelbäumchen, japanischer Zierkirsche oder Rotdorn; so etwas hat es vor Jahrzehnten schon einmal in unseren Straßen gegeben
Die zu bepflanzenden Bereiche müssen unbedingt eben erdig angelegt werden, eben noch mit Holz oder Stein eingefaßte Hochbeete. Die Materialien müssen sich den Häuserfronten an passen.
Altstadt-Blädd la 17/84 15