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Bürgervereinigung Altstadtviertel St. Michael e.V.

Auiößcecbicbtc • 3 Hausgeschichte Schießplatz 5 - Das alte Schießhaus Das Rätsel über die Entstehungsgeschichte des heu­ tigen Anwesens Schießplatz 5 wird wahrscheinlich niemals richtig gelöst werden können. Die vier nam­ haften Chronisten Saueracker, Fronmüller, Eger und Dennemarck sind nicht in Einklang zu bringen. Ein ge­ wagter Versuch, darüber eine Hausgeschichte zu schreiben! Zur Ausübung des Schießsportes wurde 1686 an sel­ ber Stelle eine Bretterbude errichtet, die dann ange­ sichts der immer größeren Zahl der Anhänger nicht mehr ausreichte. Im Jahre 1722 erbaute man eine neue Schießstätte. Ob es das heute noch vorhande­ ne, nun neurenovierte Haus bereits war, läßt sich historisch nicht einwandfrei feststellen. Chronist Dennemarck meint gegenüber Eger, daß aufgrund des historischen Kleides das Bauwerk dem puritani­ schen Klassizismus des beginnenden 19. Jahrhun­ derts zugeordnet werden muß. Er vermutet den Erbauungszeitraum zwischen den Jahren 1800 und 1810. Dafür führt er das Schmuckmotiv des mittleren Haupteingangs, die profilierte Oberlichtanlage in den beiden Flügeltoren und das, um das ganze Haus ver­ laufende, ebenfalls streng profilierte Horizontalgurt­ band an. Diese Merkmale seien die damalig herr­ schende Geschmacksrichtung gewesen Aber wie steht es mit dem halbrunden, stumpf überdachten Anbau, der kunst historisch gesehen in das Jahr 1722 passen würde (Spätbarock)? Auf einer alten Schützenscheibe aus dem Jahr 1776 sieht man einen rechteckigen Anbau. Man vermutet, daß es sich hier um eine Rückansicht des Gebäudes handelt, bei der der Rundturm nicht sichtbar sein kann Saueracker und Fronmüller aber meinen, die Schützenscheibe stelle die Vorderansicht dar; der Turm sei angebaut worden. Glaubt man dem kunst­ historischen Urteil, so wäredas heutige Hauptgebäu­ de nicht identisch mit dem von 1722. Irgendwann um die Jahrhundertwende hätte dann ein erneuter Abriß und Erweiterungsbau stattgefunden, der jedoch in den bekannten Chroniken Fürths mit keinem Wort erwähnt wird. Dennemarck beruft sich auf eine Quel­ le, demnach „1818 wegen Raummangels das Bürger­ meisteramt einen erst kürzlich (um 1800) errichteten Neubau im klassizistischen Stil an eines dort schon bestanden habenden Bauwerks“ verlassen hat. Unumstritten bleibt wohl die Nutzung des alten Schießhauses.

Saueracker berichtet: „daß auf dem Gemeinhaus, das der Schützengesellschaft zugleich zur Schieß­ stätte dienet, die Versammlungen der Vorsteher Ge­ mein gehalten werden" - daß der „hierzu bestimmte ordentliche Locus, das Gemeindehaus sey, das, weil anizo das Scheibenschießen darein gerichtet, das Schießhaus genannt wird und der Platz, worauf das­ selbe steht, der Schießanger heißt“. Eger und Fronmüller überliefern dazu: „Das jetzige Schießhaus war früher das Gemeinde­ haus, wovon der Raum im Parterre der Schützenge­ sellschaft unentgeltlich überlassen war, während der obere Teil zur Abhaltung der Gemeindeversammlun­ gen und zur Aufbewahrung gemeindlicher Utensilien und zur Verteilung des öffentlichen Almosens diente". 1869 zog die Fürther Schützengesellschaft aus dem alten Schützenhaus in das neuerbaute um (Schieß­ platz 11), weil wieder einmal der Platz zu eng wurde Ab diesem Zeitpunkt klafft eine chronistische Lücke. Nachforschungen über das Besitzrecht blieben erfolglos. 1926 geht das Anwesen in den Besitz des Metzger­ meisters Eder über, der dieses 1928 an den Färbereibesitzer Georg Dubrau ver­ kauft. 1960 tritt Karl Dubrau als Erbe in Erscheinung. 1983 kauft die Familie Pomerance das als „abbruch­ reif" deklarierte Haus auf und renoviert es in vorbildlicher Weise. G.W.

Altstadtbläddla 24/88

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