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9 Gegensatz zu einem zweiten Krönchen, das aus einem Fried­ hofsbereich des 18. Jahrhun­ derts stammt und bei der Gestal­ tung des Kindergartenaußenge­ ländes entdeckt worden war. Der Bestattungsbrauch, einer nicht verheirateten Jungfrau anstatt des Brautkränzchens eine Toten­ krone beizugeben, ist damit nach der Zusammenstellung Schwammbergers für den Land­ kreis Fürth aus den 60er Jahren auch für den Altstadtfriedhof nachgewiesen.

Bürgervereinigung St. Michael - Altstadtbläddla Keramik aus der Latrine

Ebenfalls bei den Gestaltungsar­ beiten am Kindergartenaußen­ gelände wurden von den Arbei­ tern in einem Bereich des ehe­ maligen Messnergärtchens gro­ ße Mengen Keramik geborgen. Vermutlich wurde der obere Teil einer Latrine oder Kloake ange­ schnitten. Von den Scherben lassen sich einige wieder zu­ sammenfügen. so daß hier die einmalige Gelegenheit gegeben ist, sich einen Überblick über ei­

nige Gefäßformen des Alltags vonca. 1780 zu verschaffen. Funde in der Pfarrgasse

Ganz interessant war der Befund auf dem Anwesen Pfarrgasse 1. Hier wichen die freigelegten Fundamentreste mit Pflasterung um ca. 20 Grad von der Ausrich­ tung des abgerissenen Hauses ab. in dem 1802 eine Schlosser­ werkstatt eingerichtet worden war, so daß die Bebauung aus

der Zeit vor Anfertigung der Bauakte dieses Hauses, also vor ca. 1780. zu stammen scheint. Es konnten zwei Bauphasen be­ obachtet werden, wobei der jün­ gere Abschnitt einen Fußboden aus Backsteinen besaß, die noch nicht das später gültige Reichs­ format aufzuweisen hatten. (Abb S 19) Darüber befand sich ein 5 cm dicker, festgetretener Lehm­ fußboden, auf dem ein Großteil der geborgenen Funde, zwei Nachttöpfe, eine Obstschale mit Standring, zwei Milchkännchen und eine vollständig erhaltene Milchsatte, angetroffen wurden. In der Füllmasse über dem Pfla­ ster waren außerdem Fragmente von Apotheken- oder Parfüm­ fläschchen sowie die umgeleg­ ten Ränder von Butzenscheiben zu finden. Unter dem Pflaster wurden die Fragmente von spät­ barocken Ofenkacheln und Kera­ mik des 18. Jahrhunderts ent­ deckt Am aufschlußreichsten waren jedoch die gefundenen Werkstattreste eines Drechslers und Knochenschnitzers als ein­ maliger Befund. Mit den bisher zusammengetra­ genen Funden ist mittlerweile Materialmenge angefallen, die ausreicht, die Anfänge der Fürther Stadtarchäologie in Form einer geplanten Ausstel­ lung hinreichend zu präsentie­ ren. Thomas Werner

Ansprechpartner für den Ar­ beitskreis Archäologie: Thomas Werner, Tel.: 7362 69

Freilegung eines Brunnens in der Helmstraße. Foto 4 Mayer.

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