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Altstadtverein Fürth________

.Augusterlebnis“: Die in Fürth stationierten Truppen verließen am 7. und 8. August 1914 .unter nicht enden wollenden Hurra- und Abschiedsruten“ den Standort. Die Fußgängerüberführung im Bild existiert nicht mehr, sie stürzte 1920 ein. Repro: A Mayer.

Krall gegen Frankreich Krieg führen zu können. Die deutsche Flotte - v.a. U-Boote - müßten sich auf den Krieg gegen Eng­ land einrichten. Generalstabs­ chet von Moltke betonte wie so oft. ein europäischer Krieg sei unvermeidlich, und je eher er komme, desto besser. Allge­ mein wurde jedoch die Notwen­ digkeit gesehen, das Volk auf den Krieg einzustimmen. Flot­ tenchef Tirpitz empfahl ein „Hin­ ausschieben des Kampfes um 1 1/2 Jahre“, bis der Kaiser-Wil­ helm-Kanal für Großkampf­ schiffe ausgebaut und der UBoothafen auf Helgoland fertig­ gestellt sei. Der Kaiser stimmte dem Aufschub des Krieges auf Mitte 1914 nur ungern zu. Zwei Tage später sprach der Kaiser gegenüber dem Gesandten der Schweiz vom unvermeidlichen „Rassenkrieg .. des Slawentums gegen das Germanentum. Der „Rassenkampf“ sei unvermeid­ lich, er werde voraussichtlich in ein bis zwei Jahren ausbrechen.

Mit der These des .Rassen­ kampfes“ befand sich der Kaiser in Übereinstimmung mit Gene­ ralstabschef v. Moltke. Reichs­ kanzler Bethmann Hollweg und dem Auswärtigen Amt. Julikrise 1914

Es gibt zwar keine Beweise (sie schlummern vielleicht in den Ar­ chiven), aber doch ein paar Hin­ weise darauf, daß die Kriegsvor­ bereitungen schon im Gange waren, als am 28. Juni 1914 in Sarajewo der österreichische Thronfolger ermordet wurde. Ei­ nige maßgebende Personen in der Reichsleitung empfanden diesen Zwischenfall als ein Ge­ schenk des Himmels: Der unsi­ chere Bündnispartner Öster­ reich-Ungarn konnte nun in den angestrebten Krieg reibungslos hineingezogen werden und da­ mit die russische Armee in gro­ ßen Teilen binden. Kaiser Wil­ helm II. notierte am 30 Juni

1914:.. mit den Serben muß en nach Frankreich zu genehmi­ aufgeräumt werden, und zwar gen habe. Belgien lehnte umge­ bald.“ Die deutsche Diplomatie hend ab, was Deutschland aber drängte Österreich zum Los­ nicht hinderte, am 4. August in schlagen, wohl wissend, daß Belgien einzumarschieren. Der das mit Frankreich verbündete Angriff begann gegen Frank­ Rußland dem niemals tatenlos reich, obwohl Deutschland vor­ zusehen konnte. geblich durch die russische Mo­ bilmachung zum Krieg gezwun­ Die Mobilisierung in Rußland - gen gewesen sei. Österreich Un­ ausgelöst zunächst durch die garn erklärte Rußland erst am 6. Kriegserklärung Österreich-Un­ August nach drängenden Mah­ garns an Serbien und die Be­ nungen aus Berlin den Krieg. schießung Belgrads - beantwor­ Wien beendete somit die grotes­ tete man in Berlin mit umgehen­ ke Situation, daß sich Deutsch­ den Kriegserklärungen an Ruß­ land sechs Tage früher im Krie­ land (1. August) und Frankreich ge mit Rußland befand als (3. August), obwohl die deut­ Osterreich-Ungarn, dessentwilsche Reichsleitung sehr wohl len es - nach eigener Darstel­ wußte, daß die träge russische lung gegenüber der Weltöffent­ Mobilisierung noch lange kein lichkeit - den Kampf überhaupt Angriff bedeuten mußte, wofür aulnahm. Tatsächlich hatten der Zar dem deutschen Kaiser sich zwischen Österreich-Un­ im übrigen sein Wort gegeben garn und Rußland gewisse An­ hatte. Schon vor der Kriegser­ zeichen zur Entspannung aufge­ klärung an Frankreich erging an tan und zu einem Verhandlungs­ das neutrale Belgien ein Ultima­ ansatz verdichtet. Aber die trei­ tum, daß es den Durchmarsch bende Kraft zum Weltkrieg war deutscher Truppen durch Belgi­ Deutschland, und Deutschland 11