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Altstadtverein Fürth_______ chen Erkenntnisse zu denen vom letzten Jahr. In der Nähe eines Tümpels oder Altwassers des Boxdorfer Landgrabens ha­ ben in der späten Bronzezeit Menschen gesiedelt und Haus­ rat in diesem Tümpel entsorgt. Durch tiefgreifende Einwirkung des Pfluges waren nur noch kleine Stellen im Grabungsbe­ reich unversehrt. Nach Katalo­ gisierung und Beschriftung der Funde können wir durch groß­ flächige Ausbreitung der Kera­ mik versuchen, zusammenpas­ sende Teile zu suchen, um ent­ sprechende Gefäße oder Teile davon zu rekonstruieren.

Spektakulär und von großem öf­ fentlichen Interesse waren un­ sere Untersuchungen am und im Lochnerschen Gartenhaus (Theaterstr. 33). Neben einigen Sondierungsschnitten im Hof­ bereich haben wir im Haus selbst in mehreren Räumen so­ genannte Fehlbodenuntersu­ chungen durchgeführt. Nach Herausnahme der Dielenböden wurde das lose Material darun­ ter zusammengekratzt und durchgesiebt. Die dabei ge­ machten Funde wurden sowohl den angereisten Mitgliedern des Landesdenkmalamtes aus München unter Leitung von Herrn Generalkonservator Prof. Dr. Greipl am 29.7. 2003 als auch am Tag des offenen Denk­ mals am 14.9.2003 vorgelegt und erläutert (siehe separaten Bericht). In einer weiteren Unterstüt­ zungsaktion der Kreisarchäolo­ gie der Wetterau haben einige Mitglieder der Arbeitsgruppe im September für zwei Wochen bei Ausgrabungen von Herrn Dr. Lindenthal mitgewirkt, der im Amt Frau Dr. Rupp nachgefolgt war. Gegraben wurde ein römi­ sches Brandgräberfeld und eine Linienbandkeramische Siedlung der Jungsteinzeit wie man kürz­ lich erst eine in der Nähe von Uffenheim entdeckt hat. Solche Aktionen sind für uns deshalb wichtig, weil wir dadurch die Möglichkeit haben, Grabungs­ erfahrung zu sammeln oder die­

se zu erweitern, denn ohne eine offizielle Genehmigung gibt es dafür sonst keine Gelegenheit.

Exkursionen: Durch die Übernahme von Fun­ den aus dem nördlichen Land­ kreis und damit zusammenhän­ genden angrenzenden Gebie­ ten haben wir die Räumlichkei­ ten auf der Nürnberger Burg, der Außenstelle des Landesam­ tes für Denkmalpflege, entla­ stet. Dadurch wurde auch die Zusammenarbeit intensiviert und wir mussten uns mit den örtlichen Gegebenheiten der Fundstellen vertraut machen. Am 6.4.2003 haben wir eine Exkursion unternommen, um diese Stellen kennen zu lernen, aber auch um einige obertägi­ gen Geländedenkmäler im be­ nachbarten Landkreis Neustadt/Aisch zu besichtigen (Abb. 2). Nur wenige Meter jen­ seits der Landkreisgrenze sind wir zum Burgstall von Altkatter­ bach aufgestiegen, der noch ei­ nige interessante Geheimnisse preiszugeben hat. Neben impo­ santen Burgwällen gibt es auch einen Felsengang (Abb. 3), der den Ablagerungsspuren zufolge einmal bis fast unter die Decke mit Wasser gefüllt war. Die Burgstelle ist für unser Gebiet herausragend, da man hier vor Jahren mittelalterliche Schach­ figuren des 10.-12. Jhds. ge­ funden hat. Der Weg führte uns weiter zur Wüstung Zennhausen im Zenntal. die erst vor kur­ zem ausgegraben worden ist, wo wir die Reste eines Turm­ hauses und eines Ziegelbrenn­ ofens besichtigt haben. Die Ar­ beitsgruppe hatte hier bereits am 26.2.2000 den Grabungs­ leiter Herrn Dr. Vychitil unter­ stützt (siehe Altstadtbläddla Nr. 35). Über Obernzenn ging es weiter ins Becken von Bad Windsheim, wo wir die land­ schaftlichen Lagen von mittel­ alterlichen Wüstungen in Au­ genschein nahmen. Auf dem Osing haben wir in einer Wan­ derhütte mit Informationstafeln zu dieser hier anzutreffenden, mittelalterlichen Form der

Abb. 3: Felsengang unter dem Burgstall Altkatterbach. Foto Werner

Landverteilung eine Pause ein­ gelegt und sind dann über den Burgstall von Hohenkottenheim, der Neuenburg bei Ingolstadt/Markt Sugenheim und der markgräflichen Burg Hoheneck am Rande des Windsheimer Beckens mit einem Halt an un­ serer mittelsteinzeitlichen Fundstelle am Haaghof bei Wil­ helmsgreuth wieder zurückge­ kehrt. Im Rahmen der Fundübernah­ me aus benachbarten Gebieten hat sich auch ein Kontakt zum Heimatverein Emskirchen erge­ ben. Am 2. November wurde eine Ausstellung im Heimatmu­ seum Emskirchen eröffnet, die wir für den Verein zusammen­ gestellt und aufgebaut haben (siehe separaten Bericht).

Tagungen: Am 22. und 23. 11. 2002 wa­ ren Ralf Röder und Michael Gottwald beim Mittelfränki­ schen Archäologentag in Din­ kelsbühl und haben Kontakt zu gleichgesinnten Archäologen geknüpft sowie zahlreiche Vor­ träge zur Archäologie Mittel tränkens angehört. Für Aufre­ gung sorgte ein Beitrag von Herrn Dr. Sebastian Sommer. Leiter der Abt. Bodendenkmal­ pflege des Bayerischen Landes­ amtes für Denkmalpflege, als er durchblicken ließ, dass er die Mithilfe der „Ehrenamtlichen" zurückführen, wenn nicht gar ganz einstellen wolle. Diese Ausführungen lösten auch noch Wochen danach z.B. bei Herrn Dr. Mühldorfer von der NHG

eine erhebliche Entrüstung aus. Inzwischen haben sich hier aber die Wogen wieder etwas geglät­ tet, nachdem Vertreter der Bo­ dendenkmalsämter auf die Unverächtbarkeit der „Ehrenamtli­ chen“ hingewiesen und mit de­ ren Aktivitäten belegt hatten. Am 8. April haben wir im Ar­ chäologenkeller eine Diskussi­ onsrunde begonnen, zu der auch Heimatpflegerin Barbara 0hm und von der örtlichen Pres­ se Herr Volker Dittmar eingela­ den waren. Thema war die Auf­ arbeitung und Klarstellung un­ serer mittelalterlichen Funde und Befunde im Altstadtgebiet, weil durch neuere Funde aus der Nürnberger Altstadt und de­ ren Bekanntgabe ein neuer Kon­ kurrenzkampf der beiden Nach­ barstädte auf der Ebene der ar­ chäologischen Interpretation drohte. Es wurde klargestellt, dass weder Nürnberger noch Fürther Funde einen Anspruch erheben können, die jeweils äl­ teren zu sein und es darauf an­ kommt - gerade im Bereich der Bodendenkmalpflege - zusam­ men zu arbeiten. Zu diesem Treffen hat Herr Dittmar dann auch einen Artikel in den Fürther Nachrichten geschrieben. Interessenten an unserer ar­ chäologischen Arbeit in Fürth besuchen uns entweder in un­ serem Archäologenkeller im Rathaus, jeweils montags ab 18:00 Uhr oder aut der Home­ page: www.archaeologiefuerth.de. Thomas Werner 39