Altstadtverein Fürth
Abb. 4: Kupferaxt und -beite aus Hessen
Abb. 5: Facettenaxt aus Stein
durchaus kupfernen Formen nach empfunden waren (Abb.4 und 5). Egal welche Gusstechnik im Einzelnen ange wandt wurde, die Reproduktion von Gegenständen gleicher Form und Funktion war nun in größeren Mengen möglich - eine Überproduktion, die auch verstärkten Handel zuließ oder sogar erforderlich machte. Die Organisatoren der Metallgewinnung und -Verarbeitung wurden einflussreich und mächtig. Was sich durch Erbfolge und -teilung an Wohlstand nicht erreichen ließ, konnte nun mit metallurgischem Wissen und Überproduktion erworben werden. Dazu gehört auch ein aufgeschlossener Kontakt zu Menschen, die dieses Wissen bereits besaßen und außerhalb der eigenen Stammesgemeinschafi anzutreffen waren. Solche interkulturellen Kontakte waren aber nicht neu. man konnte auf tradi tionelle Riten der Zusammenkunft (z.B. Handel) aulbauen. Andererseits deutet der Besitz von Metallsachen nicht immer auf die Fähigkeit hin, sie selbst herzustellen, son dern vielmehr darauf, dass sic erworben werden konnten. Auch hier wird ein
gewisser Wohlstand vorausgesetzt. Die meisten kupfernen Geräte sind ihren stei nernen Vorformen nachempfunden (Beile, Äxte), für den täglichen Gebrauch aber zunächst ungeeignet, weil die frühen Kupfersorten für eine stärkere Be anspruchung zu weich sind. Es liegt darum nahe, an reine Statussymbole im neolithischen Umfeld zu denken. Erst allmählich verstand man es, durch Kallschmieden das Kupfer zu härten, wobei die Grenze, dass das Metall nicht zu spröde wurde, spezielles Wissen voraussetzt. Dazu kommt heute die Erkenntnis, dass Kupfer selten in reinem Zustand gewonnen wurde. Je nach Lager stätte ist es verunreinigt mit Arsen, Antimon, Nickel oder Eisen. Moderne Messmethoden ermitteln den Umfang der enthaltenen Blei isothope, die sich auch beim Guss nicht verändern, um Rückschlüsse auf die entsprechenden Lagerstätten ziehen zu können. War man früher bei hohem Unreinheits gehalt geneigt von Arsen-, Antimon-, oder Nickelbronze zu sprechen, wird heute nur noch als Bronze definiert, wenn mindestens ein Anteil von 10% Zinn künstlich beigemengt ist. Das Vorhandensein anderer Metalle im Kupfer verbessen die Gießbarkeit dieses
Metalls, so dass umstritten bleibt, ob und wann künstliche Legierungen vorliegen. Die Bronzezeit (ca. 2300 -1200 v. Chr.)
In der frühen Bronzezeit hat eine ent scheidende Umstrukturierung des gesell schaftlichen Zusammenlebens stattgefun den. von der heute noch unbekannt ist, ob sie sich aus dem traditionellen Stammesgefüge gebildet hat oder von außen an die Bevölkerung herangetragen und durchge setzt wurde. Mit der Ausbreitung der neo lithischen Glockenbecherkultur, die auch als Träger der Kupferzeit in Mitteleuropa angesehen wird, gelangte eine monumen tale Grabbauweise zu uns, die weitläufig als Megalithkultur (Kultur der Großstein gräber) bekannt ist. Die mit hohem Aufwand durch eine Gemeinschaft errichteten Grabbauten dienten auch dieser Gruppe als gemeinsame Grablege. Man spricht von Kollektivgräbern in sogenannten Totenhäusern, die fortlau fend belegt wurden. Aufgrund des archäologischen Befundes lassen sich keine nennenswerten Standesunterschiede feststellen. Dies wird in der frü hen Bronzezeit dadurch anders, dass in ebenfalls aufwendigen Grabbauten der Bestattungsplatz für eine bestimmte Persönlichkeit der Gemeinschaft angelegt wurde und anhand der Beigaben diese Person manchmal in einem Licht erschei nen lässt, das als gesellschaftlich heraus ragend bezeichnet werden muss (Fürsten grab von Sömmerda-Leubingen) (Abb.6), wobei die Bezeichnung „Fürstengrab“ doch eher unseren mittelalterlichen Rang vorstellungen entnommen ist.
Abb. 6: Rekonstruktionszeichnung des Fürstengrabes von Leubingen
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