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Altstadtverein Fürth

Dieser Vorgang erfolgte in eigens dafür angelegten Friedhöfen, die so groß waren, dass mit Hunderten von Be­ stattungen ganze Feldareale abgedeckt waren. Aus dieser Beobachtung hat sich die Bezeichnung „Umenfelder“ durchge­ setzt. Neuzeitliche Antiquitätensammler hatten kein Problem, sie zum „Urnen­ stechen“ anhand weniger Gelände­ merkmale wieder ausfindig zu machen, was sich in Akademikerkreisen zu einem

ca. 15 Hektar ab. Die Pfahlbausiedtung Unteruhldingen am Bodensee wurde bis 850 v. Chr. genutzt und dann aufgegeben, weil durch klimatische Veränderungen mit höheren Niederschlagsmengen der Wasserspiegel angestiegen war. Daneben belegen viele befestigte Höhensiedlungen ein Schlitzbedürfnis in Unruhezeiten

menten eines Rasiermessers. Leider sind die Beifunde heute verschollen und las­ sen sich nur noch aufgrund einer alten Postkarte (Abb. 13) dem Fund zuordnen. Das Etagengefäß zählt zu den „Leitfossilien“ der sogenannten Knovizer

(Abb. 12).

Die Lebensweise des Menschen hat sich wahrscheinlich aufgrund der anders­

Abb. 13: Alte Postkarte vom Urnenfund in der Lehmusstrasse

Abb. 12: Rekonstruktionszeichnung der Heunischenburg bei Gehülz, LKr Kronach

regelrechten Sonntagssport des ausgehen­ den 19. Jahrhunderts entwickelte. Der Zeitraum der Umenfelderkultur lässt sich auch wie die vorangegangenen Epochen in regionale Kulturgruppen ein­ teilen. So stehen sich die Süddeutsche Umenfelderkultur und die im Osten und Nordosten angesicdelte Lausitzer Kultur zeitlich gegenüber. Von Bedeutung im Rahmen dieser Kulturausbreitung sind Erscheinungen, die sich bis nach Italien beobachten lassen. So gibt es unter den lausitzischen Hausumcn (Urnen in Form von Hausmodellen) des Harzvorlandes Parallelen in der italischen Protovillanova-Kultur, die sich nicht ohne jeglichen Kontakt selbständig entwickelt haben konnten. Einige Forscher gehen heute davon aus, dass sich das Ritual der Leichenverbrennung von der Lausitz aus über ganz Mitteleuropa ausgebreitet hat. Das Siedlungswesen der Menschen hat sich verändert. Man rückte näher zu­ sammen, die Siedlungen wurden größer. Am Beispiel Unterhaching bei München deckt die Siedlung eine Fläche von

artigen Bestattungsform vollkommen verändert. Kultgeräte in Form von Tonklappern und Bronzeblechrasseln treten im archäologischen Fundgut her­ vor. Morphologisch spielen besonders Wasservögel und konzentrische Kreise, die an einen Sonnenkult denken lassen, eine Rolle. In der Bewaffnung der Krieger tauchen Schutzwaffen wie Helm, Bronzeschild und Beinschienen auf. Die Handwerker sind in der Lage, große Bronzegefäße wie Eimer und Becken aus mehreren Bronzeblechteilen herzustellen. Die künstlerische Ausdrucksweise findet in der gepunzten Toreutik der Bronze­ gefäße ihren Niederschlag. Im Fürther Umfeld lässt sich diese Kulturstufe am Besten durch das 1903 in der Lehmusstrasse entdeckte Umengrab belegen. Die Ausstattung dieser Grab­ anlage bestand aus einem sogenannten Etagengefäß oder „Etagenurne“, einem kleinen Schälchen, einer Nadel für den Zusammenhalt des Gewandes, einem Bronzeamiring. einem Messer mit Strich­ muster verziertem Rücken und den Frag­

Kultur, die sich hauptsächlich in Böhmen aber auch in der Oberpfalz und Ober­ franken ausbreitet. Die Fundlage westlich der Rednitz und die Verbindung zum Hauptverbreitungsgebiet lässt vermuten, dass die Furt im Fluss zu dieser Zeit bereits bekannt war und auch genutzt wurde. In die gleiche ost-westliche Bewegungs­ richtung der Durchziehenden fügt sich auch die Bewertung der weiteren Fund­ stellen ein. Eine der zahlreichen Flach­ landsiedlungen konnte die Arbeitsgruppe in der Gemarkung Herboldshof-Schleifweg aufdecken, die an einem verlandeten Altarm des Boxdorfer Landgrabens gele­ gen war. Hier haben die Bewohner die Relikte ihrer Siedlungstätigkeit in das Altwasser entsorgt. Die Funde lassen Schlüsse über das Alltagsleben der ansäs­ sigen Bevölkerung zu und können einen Beitrag für einen Ausschnitt zur Sachkultur dieser Zeit liefern. Auf der westlichen Rednitzseite sind zu nennen die Siedlungsstellen von ZirndorfHirtenacker und Weinzierlein-Kemmühle sowie die Grabstätte Leichendorf-Im Wöhr, dass ein westwärts gewandter Durchzug im Tal der Bibert anzunehmen ist. Die Entdeckung einer Höhensiediung am Colmberg bei Neuhof/Zenn ist eben­ falls den Aktivitäten der Arbeitsgruppe Archäologie zu verdanken. Diese durch einen Wall in Spornlage abgesicherte

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