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Altstadtverein Fürth

Die fränkische Keramik lässt sich in zwei Gruppen aufteilen:

Der fränkische Kn ick wandtopf repräsen­ tiert die Hauptform der sogenannten „Feinware“. Er stellt das "Leitfossil" der nierowingerzeitlichen Keramik dar. Es handelt sich dabei um überwiegend dun­ kel, also reduzierend gebrannte, feintonige und doppel konische Gefäße mit einer sauber geglätteten Oberfläche, die bis ins 7.Jhd gebräuchlich bleibt. Sie gehen wohl aus spätantiken Gefäßformen hervor. Dies gilt auch für die sogenannte rotgestriche­ ne Ware, die als letzter "Ausläufer" der römischen Terra Sigillata gehen kann. Daneben gibt es weitere Keramik formen, z.B. Schüsseln und Kannen, die in der gleichen Technik gefertigt sind.MM? 51 Hierzu zählen in erster Linie Flaschen. Die verschiedenen Cie faß formen und

Ein Fundplatz befindet sich im Gebiet der heutigen Stadt Bad Windsheim. Der damalige Königs­ hof Windsheim wird 741 anläss­ lich der Weihe von Burkhard, dem ersten Bischof von Würzburg erst­ mals urkundlich erwähnt, als König Karlmann der Domkirche von Würzburg die Kirche von Windsheim schenkt. Im fahre 822 wird der Ort „Uuinidesheim“ und eine St. Martinskirche in einer Urkunde Ludwig des Frommen ge­ nannt. Diese Urkunde bestätigt den Besitz des Dorfes in der Hand des Bistums Würzburg. Die ge­ naue Lokalisierung dieses „Uuinidesheim" gelingt jedoch noch nicht sicher. Abb. 6: Merowingerzeitliche Keramikfragmente von fränkischen Knickwondgefäßen aus der Windsheimer Bucht, Arbeitsgruppe Archäologie Fürth.

Die ebenfalls in spätrömischer Tradition wurzelnde rauhwandige Drehscheibenware ist von der Völkerwanderungszeit bis ins frühe Mittelalter eine dominierende Warenart. Sie umfasst rot bis hell oxidierend gebrannte Töpfe, Schüsseln und Schalen mit oftmals kräftigen, wulstigen Rändern und Krüge mit kleeblattförmiger Mündung. Daneben gibt es auch Formen, die keine Vorläufer im anti­ ken Formenbestand haben.

Abb. 5: Replikat eines merowingerzeitlichen Knickwandgefässesaus der Windsheimer Bucht, getöpfert von Anke Mattern-Davis, Photo Arbeitsgruppe Archäologie

Warenarten lassen auf vielfältige Funktionen schließen. Bei derrauhwandigen Drehscheibenware dürfte es sich in erster Linie um Alltagsgeschirr handeln, das beispielsweise bei der Essenszubcrcitung oder der Lagerung von Lebens­ mitteln Verwendung findet. Die reduzierend gebrannte Feinkeramik stellt wohl das "bessere" Tafelgeschirr. Der Begriff „fränkische Keramik“ erlaubt dabei keine eindeutige ethnische Zu­ ordnung. Vielmehr wird er als kultureller Sammelbegriff für die Sachkultur der ver­ schiedenen „integrierten" oder „assimi­ lierten" Bevöl kerungsgntppen und Stäm­ me im östlichen Frankenreich verwendet. Die „fränkischen Anfänge“ bei Bad Windsheim

Merowingischcs Fundmaterial ist aus dem nordwestlichen Franken bislang nur in ge­ ringer Zahl bekannt geworden. Durch sys­ tematische Feldbegehungen der Arbeits­ gemeinschaft Archäologie Fürth werden im Bereich der Windsheimer Bucht in den

letzten fahren aber eine ganze Reihe von Fundplätzen begangen, die entsprechen­ des Material liefern. Es handelt sich hier um einen Raum, der sich auch durch seine

zahlreichen auf „-heim" endenden Orts­ namen als von der merowingischen Kolo­ nisation intensiv erfasstes Siedlungsgebiet zu erkennen gibt. 64 66. 6) In der Forschung geht man unter anderem davon aus, dass das ursprüngliche Siedlungsgebiet bei der Kieinwindsheimer Mühle westlich der heutigen Stadt liegt. Die Martinskirche wird als Feld­ kirche außerhalb der damaligen Ortschaft angenommen, in etwa an der Stelle, wo sich jetzt die Kilianskirche erhebt. Vor wenigen Jahren wurden unweit davon auf dem Marktplatz Gräber aus karo­ lingisch / ottonischer Zeit archäologisch erforscht. Aber auch ein Standort im südlichen Teil der Altstadt ist nicht auszuschließen.fXWr. 7) Ob man in den dazwischen liegenden Jahrhunderten an dieser Stelle ständig oder mit Unterbrechungen siedelt, ist noch nicht sicher zu sagen.

Unweit der heutigen Stadt liegt unmittelbar an derAisch eine frühmittelalterliche Siedlungssteile, lokalisiert durch Lesefunde. Die ältesten Keramikscherben von hier stammen noch aus dem 5. Jhd. Verlassen wird der Platz nach dem bisherigen Kenntnisstand vermutlich in der späten Merowinger- oder der frühen Karolingerzeit. Abb. 7: Die Kleinwindsheimer Mühle bei Bad Windsheim, in der Nähe einer frühmittel­ alterlichen Fundstelle Foto Andreas Faisst

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