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man früher seinen kranken Liebling im Gitterbettchen betrachten konnte. Ab April entstand hier der Neubau des Anbaus für die neuen Real- und Handelsschulräume. Samstag, 30. März 1968 Seit fast sieben Jahren (!) schmorte vor der Nürnberger Justiz ein Strafverfahren gegen den früheren Chef der Fürther Stadtwerke, Dr. Hans Eckerlein. Die Anklage lautete auf schwere passive Bestechung, Betrug einschließlich Steuerbetrug und Untreue. Von Oktober 1961 bis Juni 1962 war der damals 53-jährige Dr. Eckerlein verhaftet. Seitdem schwebte das Verfahren. Er war er wegen "recidivierender Gallenblasenentzündung" verhandlungsunfähig. Die ärztlichen Gutachten wurden stets erneuert. Dr. Eckerlein dachte aber gar nicht daran, sich operieren zu lassen. Solange er aber verhandlungsunfähig war, konnte auch die Stadt Fürth kein Disziplinarverfahren gegen ihn durchführen. Was bedeutete, dass die Stadt auch weiterhin die laufende Pension des ehemaligen Stadtwerkeleiters bezahlen musste. Immer mehr Zeugen verstarben oder schieden aus ihrem Dienstverhältnis aus. Mit jedem Jahr wuchsen die Erinnerungslücken dieses Personenkreises. Es "roch" nach Einstellung des Verfahrens zu Lasten der Stadt Fürth. Nach Jahren gütigen Einvernehmens gab es jetzt Zoff zwischen der SpVgg und dem Erzrivalen 1. FC Nürnberg. Der 22-jährige Amateurspieler Erich Beer, vom VfL Neustadt/Coburg zur SpVgg gekommen, sollte in der nächsten Saison Vertragsspieler bei den Fürthern werden. Aber der Club warb das Talent ab und forderte den Spielerpass an. Die SpVgg war erbost, hatte man doch vor Jahren vereinbart, sich gegenseitig keine Spieler abzuluchsen. Der Fall erinnerte an die Abwerbepraxis des Clubs Jahre zuvor bei dem SpVgg-Talent Reinhold Gettinger. Diesen Spieler hatte der Club sogar mit unbekanntem Ziel "entführt". Montag, 1. April 1968 Bei der Hauptversammlung des Aero-Clubs Fürth erhielt OB Scherzer die silberne Ehrennadel des LBV verliehen. Das Stadtoberhaupt war Mitglied und Gönner des Clubs. Seiner Hilfe war es zu verdanken, dass der Pachtvertrag für die Club-Werkstätte an der Vacher Straße verlängert werden konnte. Der MTV konnte in seiner Halle drei weitere moderne neue Kegelbahnen einweihen. Damit verfügte man nun über sieben vollautomatische Bahnen, bei denen das Augenmerk besonders auf Qualität und Akustik gelegt wurde. Kosten: 100.000 DM. Die Anzahl aktiver Kegler schnellte seit Monaten nach oben. Ausstellungswechsel im Foyer des Fürther Stadttheaters: Ab jetzt waren bis zum Ende der Spielzeit 1968 Werke von Hans Schopper, Ernst-Ludwig Vogel und Siegfried Reinert zu sehen. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Wiederholung des Lustspiels "Das Glas Wasser" von Eugene Scribe in der bisherigen Besetzung, ferner die Operette "Der Opernball" von Richard Heuberger, u.a. mit Anny Coty, Ditta Diesl, Roswitha Karon, Sonja Knittel, Karl Mikorey, Pavel Mirov und Edy Tranker. Schlachtenbummler aus Hof strömten in hellen Scharen in den Fürther Ronhof. Vor der Rekordkulisse von 8000 Zuschauern trennten sich die SpVgg und Bayern Hof 0:0. Es war die stärkste Leistung der Fürther in dieser Saison. Man blieb damit auf Platz sechs der Tabelle und Gegner Bayern Hof bewahrte mit Platz zwei seine Aufstiegsambitionen. Dienstag, 2. April 1968 Die Stadt Fürth kaufte das Anwesen Heiligenstraße 42. Es war schon geräumt und konnte damit abgerissen werden. Das Haus stand der doppelspurigen Gegenfahrbahn der Nordspange im Weg. Mittwoch, 3. April 1968 Der Fürther Unterstützungsverein "Hilfsquelle" benötigte selbst keine Unterstützung, denn ein gesundes finanzielles Fundament garantierte ein stetes Tätigwerden zum Wohl der etwa 700 Mitglieder. Der Verein zahlte im Bedarfsfall Kranken- und Sterbegeld. Sorge machte man sich nur um den sinkenden Mitgliederbestand. Der amerikanische Kommandeur, General Scott, zeichnete in einer kleinen Feier in der Fürther Kaserne einen deutschen Fernfahrer aus. Dieser war im Laufe der letzten zwanzig Jahre mit schwersten Fahrzeugen 800.000 km gefahren und blieb in dieser gesamten Zeit unfall- und straffrei. Landschaftspfleger Dr. Wißmüller wandte sich entschieden gegen die Planung der Stadt, Fuß- und Radweg an der Großschifffahrtsstraße ausschließlich am Ufer des Kanals entlangzuführen. Spaziergänger bzw. Radfahrer hätten nur die Aussicht auf Böschungen und das Kanalwasser. Ein derartiger Spaziergang "mit Scheuklappen" wäre total langweilig und würde über kurz oder lang gemieden werden. Außerdem sei die unmittelbar nahe Kante der Ufermauer für kleinere Kinder zu gefährlich, da bereits dort der Kanal eine Tiefe von vier Metern aufwies. Dr. Wißmüller forderte daher von der Stadt Fürth einen zusätzlichen Geländeankauf, damit eine abwechslungsreichere Verlegung der Wege möglich gemacht werde. Fürther Autofahrer sahen ein neues Zeichen vor sich: Ein blaues Rechteck mit einem weißen Richtungspfeil, dem Großbuchstaben "U" und einer Ziffer. Diese "Umleitungsschilder" sollten insbesondere ortsunkundige Autofahrer wieder auf den nächsten Weg zur Autobahn lotsen. Eine segensreiche Hilfe angesichts der Masse an Baustellen im Stadtgebiet.

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