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Nun traf es auch die Dambacher Straße mit einer Sperrung: Zwischen Herrn- und Fichtenstraße wurden dicke Kanalrohre verlegt. Autofahrer, die nach Zirndorf oder Dambach fahren wollten, mussten monatelang die ständig verstopfte Kreuzung Schwabacher- und Kaiserstraße benutzen. Der schulärztliche Dienst der Stadt Fürth legte einen statistischen Bericht vor. 3067 Kinder wurden untersucht. 22,9% der begutachteten Kinder waren behandlungsbedürftig, für 178 Mädchen und Jungen machte die soziale Dienststelle Erholungsvorschläge. Besonders krass war das Krankheitsbild bei den Besuchern der Sonderschule: Hier war jedes zweite Kind behandlungsbedürftig. Die Firma Friedrich Brahm in der Theaterstraße feierte ihr 100-jähriges Betriebsjubiläum. Inhaber Fritz Schachtel übergab der Stadt aus diesem Anlass eine Spende in Höhe von 5000 DM. Man fertigte Scharniere und Ofenregler. Die Firma ist mittlerweile vom Markt verschwunden. Die "Hockerer" der SpVgg hatten allen Grund zur Freude. Mit 1800 Stunden Eigenleistung wurde der dringend benötigte Rasenplatz fertiggestellt. Auch eine Werbeaktion bei der weiblichen Jugend zeigte Erfolge. Für eine Beschränkung von Klinik- und Haustaufen auf "begründete Ausnahmefälle" hatte sich der Bezirkssynodalausschuss des Dekanats Fürth im Einvernehmen mit der Pfarrkonferenz entschieden. Mittwoch, 10. April 1968 Die Konditorei Wölfel eröffnete eine neue Filiale in der Karolinenstraße an der Jakobinenunterführung. Damit war man jetzt in Fürth fünfmal vertreten. (Rudolf-Breitscheid-, 2x Schwabacher- sowie in der Sternstraße) Die Schlesier kritisierten scharf die Beschlüsse des SPD-Parteitags in Nürnberg. Im überfüllten "GeismannBräustübl" fühlte sich die Landsmannschaft der Schlesier auf ihrer Jahrestagung verraten und verkauft. Man war der Ansicht, alle politischen Parteien würden die "Verzichtsstimmung" auf heimatlichen Grund und Boden fördern und damit geschehenes Unrecht an den Heimatvertriebenen präjudizieren. Ein Vorfrühlingsbote tauchte auf dem Wochenmarkt auf: französischer Spargel. Das Kilogramm kostete jedoch stolze 11,80 DM. Zwei riesige Omnibusse brachten 70 Mitglieder des Ossipow Orchesters des Moskauer Bolschoi-Theaters an die Kurgartenstraße. Max Grundig hatte eingeladen. Abends spielte das Orchester in der ausverkauften Meistersingerhalle. Das Kasino im obersten Stock des Verwaltungsgebäudes verwandelte sich in einen Konzertsaal, als die Balalaikas erklangen. Als Geschenk erhielt jede Dame ein Kofferradio, jeder Herr ein Tonbandgerät. Donnerstag, 11. April 1968 Fürths Schülerlotsen übertrafen bei der Landesentscheidung 1968 in Schliersee noch die großen Erfolge der Vorjahre. Die zehnköpfige Abordnung aus der Kleeblattstadt belegte die Plätze eins und zwei, ferner die Ränge vier bis sieben. Die besten Teilnehmer kamen vom Hardenberg-Gymnasium. Die siegreichen Kandidaten wurden bei ihrer Zugankunft im Fürther Hauptbahnhof von einer Abordnung von Stadträten und Verkehrspolizei stürmisch begrüßt und beglückwünscht. Innerhalb von drei Tagen sammelte man in der Altstadt 511 Unterschriften für die Einrichtung zweier Haltestellen am Grünen Markt. Die Liste wurde OB Scherzer zugeleitet. Man empfand es als Zumutung für schwerkriegsbeschädigte oder ältere Menschen, bis zum Rathaus laufen zu müssen, um ab dort Bus oder Straßenbahn benutzen zu können. Wer künftig in Fürth ein Grundstück kaufen wollte, brauchte sich nicht mehr auf sein mehr oder weniger gutes Schätzvermögen verlassen. Die Stadtverwaltung und ein dort bestehender Gutachterausschuss ermittelten ab sofort Richtwerte für unbebaute Grundstücke, die von jedermann eingesehen werden konnten. Die qm-Preise erhielt man über die Kaufverträge, die bei den Notaren abgeschlossen wurden. Ein Exemplar davon ging jeweils an die Gemeinde. So konnten sich die Bürger aktuell über Grundstückspreise informieren, sofern die Vertragspartner den Preis vor dem Notar korrekt angegeben hatten. Die städtische Schulzahnklinik wollte in Zukunft die Betreuung der drei- bis sechsjährigen Kinder intensivieren. Vorbeugung durch Frühbehandlung hieß die Devise. 1966/67 waren von 9862 Jugendlichen schon 78,1% kariesfrei, bei den älteren Schülern davon sank der Anteil derer mit einem naturgesunden Gebiss allerdings ab. Trotzdem war ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zu den Vorjahren festzustellen. Man propagierte drei Wege zur Kariesprophylaxe: zweckmäßige Ernährung, Fluorverabreichung und Mundhygiene. In unserer Gegenwart sprechen wir im Vergleich zu damals von einer "Kariespolarisation", bei der sehr viele Kinder keine oder nur ganz wenig, wenige Kinder aber extrem viel Karies aufweisen. Sie stammen überwiegend aus bildungsfernen Schichten, wie man heute diese Personenschicht vornehm umschreibt. Samstag, 13. April 1968 Im Jahr 1967 waren in Fürth acht Personen an Tuberkulose gestorben. Dies bedeutete gegenüber 1966 einen Rückgang von fast 50%. Nur noch 357 Tuberkulosekranke mussten in Fürth betreut werden. Es waren fast nur noch alte Menschen an Tbc erkrankt. Eine kleine Häufung offener Tbc-Fälle gab es noch in Burgfarrnbach. Es bestand der Verdacht, dass dort einer oder mehrere "Streuer" Tbc verbreiteten.

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