Eine Szene wie in einer Filmgroteske: Zwei 18-jährige Burschen brachen in eine Firma in der Dr.-Mack-Straße ein. Einer fiel beim Einsteigen durch das eingeschlagene Fenster, die Pistole in seiner Tasche löste aus und traf ihn in den Kopf. Der „Kollege“ schleppte den mit einem Steckschuss Verletzten zur Polizei. Dort erklärten beide, ein Unbekannter habe auf sie geschossen. Nach einer Notoperation im Fürther Krankenhaus gestanden sie nach mehreren Verhören schließlich die strafbare Wahrheit. „Alt-Fürth“ fuhr mit etwa 60 Personen nach Bamberg, um dort den Domschatz zu besichtigen. Während Archivdirektor Dr. Schwammberger einen Einblick in die Entstehungsgeschichte Bambergs gab, breitete Domkapitular Sigmund Freiherr von Pölnitz persönlich die Bamberger Kostbarkeiten vor den Fürther Gästen aus. Trotz steigender Fahrzeugzahlen sank in Fürth die Unfallzahl. Polizeidirektor Herbert Mielsch veröffentlichte die Fürther Unfallbilanz für den Monat September (Monats-Vorjahreszahlen in Klammern): Verkehrstote 1 (3), Verletzte 71 (89), davon ins Krankenhaus eingeliefert 15 (32), Unfälle im Stadtgebiet insgesamt 216 (249). Unfallhäufigster Wochentag war diesmal der Donnerstag. Im Stadtgebiet Fürth waren jetzt 23 992 Fahrzeuge zugelassen. Mittwoch, 8. Oktober 1969 Unaufhaltsam fraß sich die gewaltige Baustelle der Schnellstraße Nürnberg-Fürth-Erlangen zwischen der Kurgartenbrücke in der Stadt und der Königsmühle im Landkreis quer durch Fürther Gebiet. Eine Anzahl von Brückenbauwerken war schon entstanden. In halsbrecherischen Fahrten wetteiferten tschechische und deutsche Fahrer miteinander auf der Baustrecke, mussten doch gewaltige Erdmassen für den Frankenschnellweg abtransportiert werden. Leider kein Einzelfall in Fürth: Ein 18-jähriges Mädchen wurde abends um 19.30 Uhr am Pappelsteig beim Fürther Stadtpark von einem jungen Mann auf dem Hochsteg überfallen, in die Wiese gezerrt und vergewaltigt. Die Polizei konnte den flüchtigen Täter nicht ermitteln. Die GEWO wollte an der Billinganlage, nicht weit entfernt von Fürths erstem Hochhaus aus dem Jahre 1954, mit einem „Stufenhochhaus“ einen städtebaulichen Akzent setzen. Es sollte zwischen Wilhelm- und Vacher Straße ein sieben- bis elfgeschossiges Terrassen-Hochhaus in Form eines damals supermodernen Betonklotzes entstehen. Auf dem ehemaligen „Heubeckschen“ Grundstück war auch eine große Tiefgarage vorgesehen. Heute ist diese Planung längst verwirklicht, ohne dass man den Eindruck hat, die Billinganlage würde dadurch ein stärkeres großstädtisches Flair ausstrahlen. Begünstigt durch schönes Wetter und eine abwechslungsreiche, gut markierte Streckenführung, wurde der Herbstwaldlauf des Touristenvereins „Naturfreunde“ im Fürther Stadtwald zu einem vollen Erfolg. Rund 70 Teilnehmer sprachen für eine solide Breitenarbeit bei den „Naturfreunden“. Donnerstag, 9. Oktober 1969 Damals gehörte es noch zum Ritual der Fürther Kirchweih: Der „Betzentanz“ vor dem Stadttheater. Verantwortlich dafür war der Heimat- und Volkstrachtenverein Neunhof. Zahlreiche Schaulustige verfolgten die Darbietung, bis der Wecker läutete und die Gewinner feststanden. Die Akteure waren mit Leib und Seele bei der Sache. Auf dem Konferenztisch lagen knusprige 71 Brotlaibe. 58 Bäckermeister aus Stadt und Landkreis ließen ihre Erzeugnisse von der Bäckerinnung prüfen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: 19 Proben wurden mit „sehr gut“, 43 mit „gut“ und nur 9 mit „verbesserungswürdig“ bewertet. Die Quallität der Brotproben übertraf das Vorjahresergebnis deutlich. Die rührige Filiale der Volksbücherei an der Soldnerstraße bestand nun schon seit sechs Jahren. Seither waren die Ausleihzahlen ständig angestiegen. Im gesamten Zeitraum wurden 186.000 Bücher ausgeliehen. Stark gefragt war technische und allgemeinbildende Literatur. Besonders viele Exemplare wurden an Jugendliche ausgeliehen. Der einzige „Fellladen“ Fürths warf das jetzt Handtuch: Wegen Geschäftsaufgabe konnte man die letzten Schnäppchen in der „Haar-Fellboutique“ am Kohlenmarkt 4 (zwischen den Firmen Vulpius und Norma) erwerben. Das Geschäft hatte sich seit einigen Jahren auf Haarteile, Perücken und Felle aller Art (insbesondere Biberlamm, Windhund und Kalb) spezialisiert. Freitag, 10. Oktober 1969 Gefahr drohte unbesonnenen Jugendlichen in Vach. Unbefugte hatten die Eingänge zu den Vacher Felsenkellern aufgebrochen. Insbesondere in den Abendstunden hielten sich darin junge Leute auf. Durch die gewaltigen Erdbewegungen beim Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals hatte sich jedoch das Felsgestein gelockert, so dass die Gefahr eines Stolleneinbruches bestand. Über die Presse appellierte man an die Jugendlichen, die verwinkelten Stollen nicht zu betreten. Das zu Ende gegangene dreitägige Festival „mixed media“ in der stillgelegten Möbelfabrik in der Gebhardtstraße hatte ein Nachspiel im Fürther Stadtrat. Überwiegend von der Stadt Fürth finanziert, konnte bei der größten Langhaar-Parade, die Fürth je gesehen hatte, zu bizarrem Gitarrengewummer ungeniert Haschisch geraucht werden. Angeblich wollte man mit dieser Veranstaltung junge Künstler fördern, doch niemand im Stadtrat wusste so recht, was daran als Kunst anzusprechen war.
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