Donnerstag, 12. August 1971 Erste Schäden durch den neuen Europakanal: Aufgeschreckte Bürger der Gemeinde Vach hatten die Behörden alarmiert, als ihre Keller plötzlich unter Wasser standen. Bei einer Überprüfung stellte sich heraus, dass der Asphaltboden des Kanals zwischen der Schleuse Kriegenbrunn und der Brücke Herzogenauracher Straße undicht geworden ist und Tausende Kubikmeter Wasser ins Erdreich gedrungen waren. Die Lecks im Kanalbett wurden schnell wieder ausgebessert. Als noch „völlig dicht“ galt der Kanal bis zu einem täglichen Schwund von 860.000 Litern Wasser. Dem passionierten Fürther Bergsteiger Armin Erdenkäufer gelang mit seinem Partner Erich Weich ein weiterer Erfolg. Die beiden erkletterten den Westwandpfeiler der Hinteren Goinger Halt im Kaisergebirge. Die beiden Männer waren die ersten, die sich an diese Schwierigkeit heranwagten. Größtes Problem war eine überhängende Wand in der Mitte des Pfeilers. Mit Hilfe einiger Haken ging es in teilweiser schwerer Freikletterei zum Gipfel. Nach viereinhalb Stunden war die Aufgabe gelöst. Die Fürther Spendenliste für den Theaterumbau wurde immer länger. Die FN entschuldigten sich in ihrem Lokalteil, dass sie die zahlreichen Spender nur in Etappen veröffentlichen konnten. Der derzeitige Stand des Spendenkontos lag bei 103.473 DM. Die Bundesbahn war mit ihrer „Reise-Reiz-Aktion“ sehr erfolgreich. Bei einer Entfernung von mehr als 50 km kostete die Rückfahrkarte 30% weniger als normal. In Fürth wurden über 2000 Karten verkauft. Freitag, 13. August 1971 Vorreiter der neuen Karpfensaison war wieder einmal die Fischküche Graf in der Leyher Straße 164 in Nürnberg. Ab 14. August konnte man den gebackenen Karpfen unter dem Sonnenschirm im Biergarten genießen. Nicht jedermanns Sache. Das Großversandhaus Quelle schlug mit dem neuen Herbst/Winter-Katalog eine „Bresche in den Wall der Preissteigerungen“. Das neue 870 Seiten starke Bestellnummer-Kompendium erschien in der Rekord-Auflage von 6,5 Millionen Stück. Die scharf kalkulierten Niedrigpreise konnten nur mit einer Erhöhung der Importquote um 20% erreicht werden. Bei Farbfernsehgeräten konnten erstmals Tischgeräte unter 1000 DM angeboten werden. In haushohen Flammen stand eine Holzbaracke in der Eschenau. Das Hab und Gut von sechs Familien ging mit dem Brand unter. Die Bewohner konnten nur das nackte Leben retten. Sechs Feuerwehrleute waren am Ende brandverletzt. Noch in 100 m Entfernung entzündete sich eine Wiese. Ein Bewohner der gegenüberliegenden Straßenseite konnte sein Garagendach aus Teerpappe nur durch ständige Wasserberieselung vor einer Entzündung bewahren. Die Brandursache blieb unbekannt. Samstag, 14. August 1971 Bauherr, Pächter und Betriebsleitung schritten zur ersten offiziellen Besichtigung des Fürther Hafens. Nur das Wasser fehlte noch. Die Erschließung des 125.000 qm großen Hafengeländes war abgeschlossen. Die Kaimauer präsentierte sich in 560 m Länge samt vollständiger Schraubenspur für das Gleis des Hafenkrans, die Hafenstraße zeigte ihren fertigen Unterbau bereits her. Einer Eröffnung des Nürnberger Kanalhafens würde Fürth sicher zuvorkommen. Montag, 16. August 1971 Betten-Schaller, das Fürther Fachgeschäft Ecke Theater- und Mathildenstraße, feierte das 50-jährige Geschäftsjubiläum. Drei Generationen vieler Fürther Bürger kauften dort Matratzen und Bettwäsche, vielleicht auch die Familie Henry Kissingers, die an der Ecke dort bis zur Emigration in die USA wohnte. Eine große Ehre erwies die Deutsche Bundespost einem großen Sohn der Stadt Fürth, dem „Vater der Diakonissen“, Wilhelm Löhe. Dieser verstarb am 2. Januar 1872. Zur Erinnerung an ihn sollte ab 3. Januar 1972 eine Sonderbriefmarke herausgegeben werden. Ersttagsstempel gab es bei Herausgabe in Fürth und Neuendettelsau. Im ersten Spiel der neuen Saison der Regionalliga Süd kam die SpVgg zu einem 2:0-Auswärtserfolg bei Opel Rüsselsheim. Die Mannschaft spielte mit Löwer; Schöpe, Klump, Marchl, Ammon, Stolle, Heubeck (ab 86. Min. Pieper), Zimmert, Ebenhöh (ab 57. Min. Bergmann), Kroninger und Wedel. Tore für Fürth durch Heubeck und Bergmann. Dienstag, 17.August 1971 Das heftige Gewitter nach langer Trockenheit am Wochenende führte auf den mittelfränkischen Sandböden zu einer totalen Missernte. Auf den Kartoffelfeldern war das Kraut verdorrt, es lohnte nicht mehr, die Früchte zu ernten. Auf dem Fürther Wochenmarkt kostete ein Pfund Frühkartoffeln 25 Pfennige, der Landwirt erhielt nur noch vier Pfennige für diese Schusser-Kartoffeln. Bei Bernbach trieben Hunderte tote Hechte, Schleien und Karpfen an. In der Zenn kam es aufgrund des
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