Freitag, 17. Dezember 1971 In einem der Stadtratssitzung vorangestellten feierlichen Akt wurden die Träger des Fürther Förderpreises 1971 von OB Scherzer ausgezeichnet. Die Preise waren mit je 1500 DM ausgezeichnet und gingen an Harald Hubl (bildende Kunst) und Walter Zimmermann (Musiker und Komponist). Mit 37 gegen drei Stimmen entschied sich der Fürther Stadtrat für eine Beteiligung der Anlieger an der städtischen Straßenreinigung. Ab 1972 waren somit 2,40 DM pro Jahr und laufendem Meter Straßenreinigungsfläche von den Grundstückseigentümern zu bezahlen. In Fürth waren 93 Straßenkilometer wöchentlich zu reinigen. Ein Spender, der ungenannt bleiben wollte, schenkte der Stadt Fürth einen echten „Max Liebermann“. Das Bild des berühmten Berliner Malers stammte aus dem Jahr 1912 und zeigte die Tochter des Malers im Portrait. Im Gutachten der Direktorin des Berliner Museums war von einem „sehr wertvollen und galeriereifem Bild“ die Rede. Im Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Schloss der Vampire“ mit John Karlen und Lisa Blake Richards (Admiral), „Jagdgeschwader Wildkatze“ mit John Wayne und Robert Ryan (Bambi), „Spiel mir das Lied vom Tod“ mit Claudia Cardinale, Henry Fonda und Charles Bronson (City) sowie „James Bond: Diamantenfieber“ mit Sean Connery, Jill St. John und Charles Gray (Park). Samstag, 18. Dezember 1971 Diskussion um eine kuriose Situation: Es stand nun sicher fest, dass die bisher selbständigen Gemeinden Stadeln, Vach und Sack zum 1. Juli 1972 in die Stadt Fürth eingemeindet werden. Am 11. Juni 1972 mussten aber Stadtoberhaupt und Stadtrat gewählt werden. Wegen der Eingemeindungen vergrößerte sich das Fürther Stadtparlament von 42 auf 50 Sitze. Die Bürger dieser Vororte mussten somit schon „als Fürther“ wählen, obwohl sie noch selbständig waren. Etwas abseits von der Hetze des Vorweihnachtsmarathons war am Kirchenplatz neben der Michaelskirche das Fürther Krippenspiel angesiedelt. Das „Evangelium von der Geburt Christi“ in fünf Bildern mahnte in der Hast des Konsumrausches zur Besinnung. Laienspielern der Fürther Stadtverwaltung gelangen wieder einmal vor zahlreichem Publikum überzeugende Legendenbilder ohne gängige Kitscheffekte. Schüler der Staatlichen Real- und Handelsschule sammelten vor dem Fürther Hauptbahnhof für pakistanische Flüchtlinge. Der Krieg zwischen Indien und Pakistan war nach 14 Tagen zu Ende gegangen. Es entwickelte sich viel Flüchtlingselend. Die neue ostpakistanische freie Volksrepublik (ehemals Bengalen) bezeichnete sich nun als selbständiger Staat Bangladesh. Montag, 20. Dezember 1971 Als erste Gemeinde gab Stadeln klein bei: Nachdem feststand, dass man nach Fürth eingemeindet wird, suchte Stadelns Bürgermeister Müller das Gespräch mit OB Scherzer. Motto: Man könne nicht bis zum 29. Juni 1972 für die Selbständigkeit kämpfen, wenn die Entscheidung im Innenministerium schon längst gefallen ist. Der Burgfarrnbacher Stadtrat Dürschinger lud zur Treibjagd. Stolz präsentierte der Jagdherr nach Abschluss des Treibens eine Strecke von 130 Hasen, ein Dutzend Fasane und einen Blaufuchs. Der Stadtverein Hardhöhe beschenkte auf seiner Weihnachtsfeier im vollbesetzten Saal der Heilig-Geist-Kirche viele Freunde und Mitglieder. Hausherr Pfarrer Seiter stellte das Schenken der Liebe in den Mittelpunkt seiner Predigt. „Gewichtige“ Kuverts übergab Vorsitzender Albert Dörfler für die Soldnerschule und die beiden Kirchen. Die SpVgg kam bei ihrem Auswärtsspiel bei Kickers Stuttgart zu einem 0:0-Unentschieden. Die Stuttgarter verzweifelten am Fürther Keeper Peter Löwer, der sogar einen Elfmeter hielt. Fürth verbesserte sich damit auf den 9. Platz. Dienstag, 21. Dezember 1971 Nach der Fürther FDP nominierte auch die CSU OB Kurt Scherzer wieder als Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl am 11. Juni 1971. Man formulierte dies als „logische Folge des bisherigen Handelns und der Erfolge bei den beiden vorausgegangenen OB-Wahlen“. Die Fürther SPD hielt sich noch bedeckt. Wegen der eventuellen Anwendung einer Rechtsverordnung der bayerischen Staatsregierung kam der Fürther Stadtrat zum Ergebnis, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum nicht gefährdet sei. Jeder könne mittlerweile in Fürth eine Wohnung finden. Vielleicht sahen manche die Sache auch anders: Man habe in Fürth nicht genügend Wohnraum, sondern genügend ungenügenden Wohnraum. Mit den Waffen einer Frau wurden zwei Polizeibeamte in die Flucht geschlagen. In einer Zelle im Polizeipräsidium machte eine festgenommene Zigeunerin plötzlich eine Brust frei, „legte auf die Beamten an und schon spritzte ihnen Muttermilch um die Ohren“, wie es wörtlich im Polizeibericht hieß. Den Beamten blieb nur noch die Flucht. Mittwoch, 22. Dezember 1971 In Fürth schien die Sonne häufiger als anderswo. Im ablaufenden Jahr 1971 lachte den Fürthern 1925 Stunden lang blauer Himmel. Übertroffen wurde Fürth lediglich von Freiburg im Breisgau, wo 1994 Stunden die Sonne
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