Aus: Fürth 1972 - Fürther Geschichtswerkstatt - Bearbeitet von Gert Kuntermann - Gekürzt von Bernd Jesussek für FürthWiki – 10.1.2025 Montag, 3. Januar 1972 Noch nie hatte es in Fürth an Silvester so gescheppert: Heuler, Knallfrösche und jede Menge Raketen tauchten den Großraum von Erlangen bis Stein um Mitternacht in gleißendes Licht. Trotz hoher Pro-Kopf-Verschuldung blieb somit den Fürthern noch genug Geld zum „Verpulvern“. Die Stadt Fürth gedachte ihres „großen Sohnes“: Zur Wiederkehr des 100. Todestages von Wilhelm Löhe hob sich der Vorhang zu einer Reihe von Gedächtnisveranstaltungen, schließlich nahmen die Diakonissenanstalten in Neuendettelsau von Fürth aus ihren Weg. Eindeutiger als erwartet gewann der 1. FC Nürnberg im Fürther Ronhof vor 8000 Zuschauern das 205. Lokalderby gegen die SpVgg mit 4:1. Das Tor für Fürth erzielte Marchl. Fürths Trainer Bickelhaupt sprach von einer „misslungenen Generalprobe“. Derbybilanz: 116 Clubsiege, 54 Fürther Siege sowie 35 unentschiedene Begegnungen. Dienstag, 4. Januar 1972 Michael hieß der erste Fürther Erdenbürger des Jahres 1972. Frau Lieselotte Dietsch, Ehefrau des späteren Leiters der Fürther Polizei, brachte das Kind am Neujahrstag in der Fürther Kinderklinik zur Welt. Die neue geburtshilfliche Abteilung des Stadtkrankenhauses unter der Leitung von Dr. Hahn war nach den neuesten Erkenntnissen eingerichtet. Vorsorge- und Sicherheitsmaßnahmen sorgten für Entbindungen ohne Risiko. Das alte Nathanstift lebte nur noch in der Erinnerung. Die polizeilichen Ermittlungen führten zum Erfolg: Drei Umweltverschmutzer hatten Tage zuvor rund 15 Tonnen Frischbeton in einem Waldstück zwischen Vach und Obermichelbach abgeladen und so etwa 25 Bäume mit einem dicken Panzer umgeben. Jetzt erwartete die betreffende Firma ein saftiges Bußgeld. Die LKW-Fahrer erklärten sich reumütig bereit, die Betonmassen selbst mit Presslufthämmern in ihrer Freizeit wegzuräumen. Das Fürther Bekleidungshaus Hofmannn & Wagner bot in Anzeigen in den FN 100 Anzüge zu stark herabgesetzten Preisen an. Erstmals lockte man potenzielle Käufer mit einem eigenen Kundenparkplatz in der Moststraße 19. Mittwoch, 5. Januar 1972 Endlich richtiger Schnee: Erst zum zweiten Mal musste der Winterdienst der Stadt Fürth aktiv werden - der mildeste Frühling, den es jemals zur Jahreswende gegeben hatte, ging jäh zu Ende. Schneeräumer und Streusalzfahrzeuge waren pausenlos im Einsatz, um der weißen Pracht Herr zu werden. In der Presse wurde wieder einmal auf die „Sammelstellen“ für Christbäume hingewiesen. Die ausgedienten Freudenbringer wurden wieder vom Fürther Baubetriebsamt kostenlos abgefahren. Wer jedoch den Abfahrtag 12. Januar versäumte, hatte schlechte Karten. Nicht selten landeten die abgenadelten „Storren“ dann auf Baustellen oder im Garten eines ungeliebten Nachbarn. Viel Obst und wenig Teig: Die „Konditorei und Butterbäckerei“ in der Amalienstraße 25 warb in Anzeigen in den FN nach all den schweren Leckereien während der Weihnachtszeit für ihren täglich frischen Wiener Apfelstrudel, ab 11 Uhr heiß aus dem Ofen. Donnerstag, 6. Januar 1972 Wie die Regierung von Oberfranken der Stadt Fürth signalisierte, stand das Raumordnungsverfahren für die Verlegung der „anrüchigen“ Fürther Tierkörperbeseitigungsanstalt Mattecka kurz vor dem Abschluss. Viele Fürther Bürger hatten in Leserbriefen und Bürgerinitiativen während der letzten beiden Jahre zum Ausdruck gebracht, dass es „den Beteiligten“ mit der Firmenverlagerung wohl „nicht so sehr pressieren würde“. Jetzt lagen alle angeforderten Gutachten vor und die kurzfristigen Zeitangaben deuteten auf einen positiven Ausgang für Fürth. Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Walt Disney – Aristocats“ (Admiral), „Das sündige Dorf“ mit Joe Stöckel und Günther Lüders (Bambi), „Die Kompanie der Knallköpfe“ mit Hansi Kraus, Eddi Arent und Ilja Richter (City) sowie „James Bond: Diamantenfieber“ mit Sean Connery und Jill St. John (Park). Samstag, 8. Januar 1972 Das Geschäft mit dem Plunder lief damals noch rund. Antiquitätenhändler hatten gut zu tun. Eines der bekanntesten Fürther Antiquitätengeschäfte war Borowsky in der Karolinenstraße 13. Waren früher Amerikaner Hauptabnehmer (75%), so hatte sich das Bild verändert. Durch den Dollarverfall waren Deutsche zu den wichtigsten Kunden geworden. Diese achteten auf Qualität. Ramsch war nicht mehr zu vermitteln. Besonders beliebt: alte Bilder und Krüge.
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