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Wenn der Vorort Burgfarrnbach seine Kirchweih feierte, ging es auch in den Gaststätten zünftig her. Restaurationen damals: „Goldene Krone“ (Löblein), „Zum Weinberg“ (Mandl), „Zur Post“ (Roth), „Roter Ochse“ (Bittner), „Weißes Lamm“ (Patzelt), „Sportheim am Moosweg“ (TSV 1898 Burgfarrnbach) sowie der „Felsenkeller“ am Stadtwald. Mit Willibald Schenk arbeitete in Fürth der letzte „Hohlschleifer“. Messer und Scheren wurden von ihm perfekt geschärft und geschliffen. Er bediente vor allem Friseure und Fleischer. Schenk hatte die Prüfung zum Messerschmiedemeister abgelegt und später den Betrieb seines Lehrmeisters in der Goethestraße übernommen. Die Kunst des Hohlschleifens war so selten geworden, dass man in Nürnberg-Fürth keine Prüfung ablegen konnte. Bei der SpVgg sollte die neue Spielzeit keine „Zittersaison“ mehr werden. Trainer Elzner erwartete zum Ende der Saison einen Platz im oberen Drittel eines dichtgedrängten Mittelfeldes. Samstag, 29. Juli 1972 Der neue Fürther Hafen gedieh prächtig. Er entwickelte sich rasant zu einem Großumschlagplatz. Fünf Kräne waren im Einsatz, um 6000 Tonnen Eisenprofile aus Schiffen zu laden und in den Hallen zu lagern. Die SpVgg erweiterte ihre Vorstandschaft. Helmuth Liebold wurde zum 3. Vorsitzenden und Geschäftsführer „befördert“. Die Vereinssatzung ließ diesen Schritt ohne Wahl durch die Mitglieder zu, da sich in der Hauptversammlung niemand für dieses Amt bereitfand und der Vorstand ermächtigt wurde, im Bedarfsfall allein zu handeln. Montag, 31. Juli 1972 Die Volksschulen der Kleeblattstadt veranstalteten im Ronhof ihr jährliches Sportfest. Zum 25. Mal schlugen anlässlich dieser sportlichen Leistungsschau die Wellen der Begeisterung hoch. Stadtspitze, Vereinsvertreter und Eltern ließen sich im gutgefüllten Ronhof von einem wie am Fließband ablaufenden Programm mitreißen. Rektorin Evamaria Mehnert und Lehrer Horst Weidemann waren für die perfekte Organisation verantwortlich. In ihrem ersten Spiel der neuen Saison der Regionalliga Süd kam die SpVgg vor 5000 Zuschauern im Ronhof zu einem 3:1-Sieg über den VfR Heilbronn. Tore für Fürth durch Bergmann, Popp und Jäger. Damit belegte man Rang vier der Tabelle. Die Fürther Besetzung zum Saisonbeginn: Löwer; Schülke, Klump; Schöpe, Ammon, Detsch; Heubeck, Bermann, Puscher (87. Jäger), Unger, Popp. Dienstag, 1. August 1972 Die Stadt Fürth ließ für die Kirchweih eine Broschüre mit dem Titel „Die Fürther Kirchweih, die Königin aller Kirchweihen“ drucken. Für die Gestaltung war der Fürther Grafiker Siegfried Reinert, für den Inhalt Archivdirektor a.D. Dr. Adolf Schwammberger, verantwortlich. Das Heft mit dem Entwurf eines Kirchweihplakates als Einband war in allen Buchhandlungen für 3,60 DM erhältlich. Der Sommerschluss-Verkauf nahm einen für die Fürther Geschäftswelt guten Anfang. Preisstürze von 50% und mehr ließen die Fürther sowie die Bewohner des Landkreises in Scharen in die Geschäfte strömen. Es kam – mit Ausnahme der Mittagsstunden – manchmal zu beängstigendem Gedränge. Stadtschulrat Senator Karl Hauptmannl verabschiedete zum Schuljahresende elf Lehrkräfte in den Ruhestand. Der Stress an den Schulen hatte so zugenommen, dass immer mehr Lehrkräfte bei Pensionsabstrichen schon mit 62 Jahren den Dienst quittierten. Der Frauenanteil an der Fürther Lehrerschaft betrug 1972 schon 73%. Stadtpfarrer Josef Beyer von der katholischen Kirche „Zu Unserer Lieben Frau“ beging sein 25-jähriges Priesterjubiläum. Es fiel mit der Weihe der neuen Orgel zusammen. So gab es für die Gemeinde viel zu feiern. Mittwoch, 2. August 1972 Im Fürther Rathaus wurde Bürgermeister Dr. Karl Meyer offiziell verabschiedet. „Dreirat“-Meyer (Studienrat, Stadtrat, Kirchenrat) saß seit 1960 im Stadtrat und fungierte seit 1966 als zweiter Bürgermeister. Viele politische Weggefährten dankten Meyer für seine kommunalpolitische Arbeit. Für den Kleintierzuchtverein Germania begann ein neuer Abschnitt in seiner Vereinsgeschichte: Mitglieder tauften die zum größten Teil selbsterrichtete Zuchtanlage an der kleinen Mainau auf den Namen ihres Gönners, Karl Leupold. Auch die SpVgg hatte so ihre Probleme: Mit der Installierung eines dritten Vorsitzenden (Helmuth Liebold) kam es zum Zwist innerhalb der Vorstandschaft. Der 1. Vorsitzende Albert Dörfler stellte deshalb mit sofortiger Wirkung sein Amt zur Verfügung. Donnerstag, 3. August 1972 Das Fürther Schulsportfest stand in der Manöverkritik. Während einzelne Spitzenleistungen bewundert werden konnten, wurde in den letzten Jahren die Breitenschau zu sehr vernachlässigt. Straffungen und Beschränkungen

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