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Auf Einladung des Stadtjugendringes besuchte eine schottische Pfadfindergruppe für 14 Tage Fürth. Die Jungen und ihre Betreuer waren im Waldheim Sonnenland untergebracht. Sie wurden im Rathaus von BM Heinrich Stranka empfangen. Im Rathaushof boten sie mit ihren Instrumenten eine Art „Zapfenstreich“. Dann folgte ein dichtgedrängtes Veranstaltungsprogramm einschließlich Olympiade München. Mit aufsteigenden Staubwolken und fallenden Mauern kündigte sich der Durchbruch am Königsplatz an. Seit rund fünfzig Jahren warteten die Fürther schon auf diesen Augenblick. Schon 1916 schlug der damalige Fürther Baudirektor den Abriss der Häuser zur Gustavstraße vor, um eine direkte Verbindung zur Ludwigbrücke zu erhalten. Die Nadelöhre Heiligenberg und Angerberg konnten in naher Zukunft auf Entlastung hoffen. Der Abbruch geschah jetzt in der verkehrsarmen Urlaubszeit, denn eine Sperrung der Gustavstraße war nicht möglich. Mittwoch, 16. August 1972 Das uralte Stellwerk an der Fürther Karolinenstraße wurde abgebrochen. Damit wurde die Bundesbahn endlich einen ihrer schlimmsten Verkehrsengpässe auf der Strecke Nürnberg-Fürth los. Über das Gelände wurde anschließend ein dringend benötigtes weiteres Gleis gelegt. Anlässlich der Olympischen Spiele in München erinnerten die FN an den Fürther Modellathleten Ludwig Schweickert, der 1936 in Berlin die Silbermedaille der Mittelgewichtsklasse im Ringen gewann. Mutter Schweickert war damals in Berlin dabei, verließ aber stets die Halle, wenn ihr Sohn kämpfte. Erst als ihr Bekannte zuriefen: „Mutta, göih rei, dei Sohn hat gwunna!“ setzte sie sich wieder auf ihren Platz. Ludwig Schweickert fiel in Russland 1943 im Alter von 28 Jahren. Donnerstag, 17. August 1972 Der große Kran im Fürther Hafen musste noch einmal „Hilfe von außen“ holen. Ein 40 Tonnen tragender Autokran musste den gewaltigen Betonblock der Gleiswaage aus den Verankerungen heben, damit die Hebelwerke darunter angebracht werden konnten. Die Gleiswaage konnte danach Waggons bis 60 Tonnen wiegen. Prof. Dr. Franz Gall, ärztlicher Direktor des Fürther Stadtkrankenhauses, freute sich über den Zuwachs von weiteren 130 neuen Krankenbetten. Jetzt war man aber an der Kapazitätsgrenze angekommen. Die SpVgg setzte einen guten alten Brauch fort. Während der Zeit der Sommerferien erklärte sie jeweils den Mittwochvormittag für fußballbegeisterte Schüler zum „Tag der offenen Tür“. Unter fachkundiger kostenloser Anleitung hieß es dann: Stoppen, passen, schießen oder köpfen. Am Schluss gab es stets ein Spiel auf zwei Tore. Da wurde „geschwanzt“ was das Zeug hielt und der Verein wurde auf so manches Talent frühzeitig aufmerksam. Freitag, 18. August 1972 Der neue Fürther Theaterleiter Kraft-Alexander wurde im Rathaus von OB Scherzer, BM Stranka und Stadtschulrat Senator Hauptmannl der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit modernen Bühnenstücken hatte Kraft-Alexander in Luzern den Besuch „Jugendlicher“ im Theater um 50% angehoben. In einem halben Jahr wollte er mit einer festen Konzeption aufwarten. Zwischen Braunsbach und Boxdorf entstand auf einem Areal von über 36.000 qm die neue Sportanlage des TSV Sack mit Vereinsheim, zwei Fußballfeldern und einer Tennisanlage mit vier Plätzen. Jetzt konnte man für das Vereinsheim Richtfest feiern. Das Gelände hatte die Gemeinde Sack 1971 dem Verein als Ersatz für den alten Platz zur Verfügung gestellt. 1973 sollte die gesamte Anlage fertiggestellt sein. Die Tennisabteilung musste sich allerdings erst noch gründen. Im Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Gefährlicher Sex frühreifer Mädchen“ mit Elke Boltenhagen und Britt Corvin (Admiral), „Jubel, Trubel, Sensation“ mit Charlie Chaplin (Bambi), „Halleluja, Amigo“ mit Bud Spencer und Jack Palance (City) sowie „In einem Sattel mit dem Tod“ mit Raquel Welch und Robert Culp (Park). Samstag, 19. August 1972 Fürths zweite Geruchsfront blieb bis auf Weiteres bestehen: Die Nürnberger Kläranlage an der Stadtgrenze verbreitete weiter üble Gerüche. Besonders an heißen Tagen war der Gestank kaum mehr zu ertragen. Etliche Kleingärtner der Kolonien am Espan hielten im Liegestuhl Taschentücher über die Nase. Das von Nürnberger Seite praktizierte „Parfümieren“ hatte nichts genutzt. Die Fürther zeigten sich gar nicht so zugeknöpft: Für 25 Ferienarbeiter aus der schottischen Patenstadt Paisley hagelte es jede Menge Einladungen. Eine Gaststätte in Poppenreuth lud zum Tee, eine Diskothek in Unterfarrnbach zum Tanz und an Wochenenden konnten sich die schottischen Gäste vor einzelnen Privateinladungen kaum retten. Montag, 21. August 1972 Die Verkehrsentlastung für den Fürther Westen ließ noch etwas auf sich warten. Am zweiten hochwasserfreien Talübergang über die Rednitz zwischen Schwabacher Straße und Zirndorfer Straße wurden noch die

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