Samstag, 3. März 1973 Das Gemeinschaftsgetränk hieß Tee und ausgeschenkt wurde dieses in der „Teestube“ im Hinterhof des Anwesens Blumenstraße 33. Junge Christen trafen sich dort, um zu diskutieren und Kontakte zu knüpfen. Trend jedoch wie fast immer: Aus dem anfänglichen Besucherstrom wurde nach wenigen Wochen ein Rinnsal. Das Einläuten der letzten 100 Faschingsstunden auf der Fürther Freiheit, wo ein ganzer Fahrpark aufgestellt war, wurde zu einer total wässrigen Angelegenheit, da das Wetter sich von seiner schlechtesten Seite zeigte. Trotzdem hielten Prinzenpaar und Garde wacker aus, um die wenigen Besucher zum Mitschunkeln zu animieren. Die Gäste wischten sich genüsslich die Lippen, als der Poculator 1973 in der Chefetage von Humbser-Geismann vorgestellt wurde. Die „Medizin“ war im Geismannsaal ab 11. März 11 Uhr erhältlich. Stadttheater: „Wie man Karriere macht“ von Ostrowski (Neue Schaubühne). Montag, 5. März 1973 In Sack nahm die Fernküche Fässler ihren Betrieb auf. Maximal 15.000 Essen konnten täglich zubereitet werden. Ausgeliefert wurde an Kliniken, Sanatorien, Betriebe, Kindergärten und Altersheime im Umkreis bis zu 50 km. Neben Judo konnte man beim MTV Fürth jetzt auch „Karate“ erlernen. In dem Nürnberger Alfred Heubeck fand man einen kompetenten Trainer. Die Schlagtechnik erforderte äußerste Konzentration. Elf Sportler hatten schon die erste Gürtelprüfung abgelegt. Am letzten Faschingswochenende zeigten die Fürther, dass sie feiern konnten. Die 60er ließen es diesmal im Geismannsaal krachen, der MTV in seiner Grundig-Halle, die CFK hatte in den Kolpingsaal geladen und der ADAC gab im Saal des Sportheims am Moosweg in Burgfarrnbach Vollgas. Neuer Faschingsgag: Auf weichen Kängurubällen an zwei euterähnlichen Griffen durch den Saal hüpfen. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim Freiburger FC mit 1:2. Das Tor für Fürth erzielte Ammon. Man blieb damit auf Rang neun der Tabelle, verspielte aber damit die letzte Chance auf einen Spitzenplatz. Dienstag, 6. März 1973 Die Devisenbörsen in den meisten europäischen Ländern blieben geschlossen. Der US-Dollar erwies sich weiter als schwindsüchtig. Die finanzielle Situation der Amerikaner wurde langsam ungemütlich. In Fürth stationierte Soldaten berichteten, dass sie zu Beginn ihres Dienstes 4,20 DM für einen Dollar erhielten, jetzt gab es gerade mal 2,60 DM. Ausländische Waren kosteten in der PX-Einkaufsstelle immer mehr. Noch reichte das Geld für Bierkrüge und Zinngeschirr Made in Germany. Das Fürther „Wienerwald“-Restaurant (später Opus lounge) in der Königstraße 104-106 rief zum Faschingsendspurt auf. Stimmungsmusik vom Nachmittag bis Mitternacht war angesagt. Zu einem doppelten Jubiläum erhielt Bürgermeister und Personalreferent Heinrich Stranka die kommunale Verdienstmedaille in Silber: Er gehörte 25 Jahre dem Stadtrat an und war seit zehn Jahren Bürgermeister. Unausgeschlafen, aber freudestrahlend kamen in den frühen Morgenstunden vier „Mistral-Flieger“ des Aero-Club Fürth wieder in ihrer Heimatstadt an. Jeder von ihnen hatte sich durch einen 5000-m-Höhenflug einen zusätzlichen Brillanten zur „Gold-C“-Leistungsnadel der Flieger erworben. Seit Jahren schon fuhren die Fürther Flieger jährlich für zwei Wochen in den südfranzösischen Ort Fayence, der ideale Bedingungen für Höhenflüge aufwies. Mittwoch, 7. März 1973 Tausende Fürther feierten den Faschingskehraus auf der Fürther Freiheit. Die Ahaa-Kanonen kamen konfettiwerfend in der Adenauer-Anlage an und enterten das Podium. Nach Gardetanz und Tollitätenhuldigung wurde das Volk mit „Humba tätärä“ und „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ zum Mitsingen traktiert. Dann hieß es ein letztes Mal: Bananenpflücken beim Tumba Tumbala (Affentanz). Anschließend gaben Norbert I. Und Monika I. im Grünen Baum die Stadtschlüssel an OB Scherzer zurück. Ungewohnt: Der Prinz hatte trotz strapaziöser Regentschaft drei Kilogramm zugenommen. Der Fürther Einzelhandel beschwerte sich in einem Schreiben bei der Stadt Fürth über die „Parkfallen“ an der Schwabacher Straße. Für die Parkuhren in Fürths wichtigster Geschäftsstraße galt ein „eingeschränktes Halteverbot“. Täglich war bis 11 Uhr das Parken frei, ab 11 Uhr musste man aber die Parkuhr mit Geld füttern. Ein Mini-Schild wies auf diese Regelung hin. Die Polizei lag gerade an langen Samstagen stets ab 11 Uhr auf der Lauer. Donnerstag, 8. März 1973 Immer noch Tradition: Großes Heringsverschmausen im Schalander der Humbser-Brauerei am Aschermittwoch. Zum endgültigen Faschingsabschluss trafen sich Prinzenpaar und geladene Gäste dort zu Salzheringen, Käse, Schwarzbrot und Bier. Dazu gab es letztmals Orden und Küsschen. Am Rosenmontag traf das erste Schiff der Saison im Fürther Hafen ein und löschte eine Ladung Granit-Randsteine
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