„jugendeigenes Kommunikationszentrum“, während daneben unter viel Lärm und Staub die alte GeismannMälzerei abgebrochen wurde. Die Fürther Bürgerschaft interessierte sich jedoch mehr für das neue Stadttheater als um die Belange der Jugendlichen. Die Stadt Fürth erwartete eine Personalkosten-Lawine, denn in Stuttgart begannen die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst. Mit Sockelbetrag, geforderten 6% Erhöhung und Strukturverbesserungen (Abschaffung der unteren Lohngruppen und Bildung zweier neuer oberen Lohngruppen) rechnete man mit einem Kostenanstieg von etwa 20%! Zudem verkürzte sich beim Pflegepersonal im Krankenhaus die wöchentliche Arbeitszeit von 43 auf 42 Stunden (Insgesamt hatte sich beim Krankenhauspersonal in 17 Jahren die Arbeitszeit um 16 Stunden verkürzt!). Wachablösung bei den Fürther SPD-Frauen: Für die bisherige Vorsitzende Hildegard Fritsch, die 15 Jahre amtierte, wurde Helga Pavlicek nominiert. Samstag, 13. Januar 1973 Der „Soziale Wohnungsbau“ kam auch in Fürth sukzessive in Schwierigkeiten: Das Fördersystem des Staates führte dazu, dass die gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften immer mehr ausbluteten. Die Baupreise schossen rasant nach oben und die Grundstücksbeschaffung wurde immer schwieriger. Durch die Entschädigungen der Grundstückseigentümer beim Bau des Europakanals wurden die Grundstücke in Fürth um circa 50% teurer. Eine Sozialwohnung auf der Hardhöhe konnte 1963 für 44.000 DM gebaut werden, bei gleicher Größe und Normalausführung war man jetzt bei 110.000 DM angelangt. Kein Wunder, dass die Bautätigkeit im sozialen Wohnungsbau von 1966 bis 1971 um 48% zurückging. Vorstandsposten bei der SpVgg schienen lebensgefährlich zu sein: Nachdem vor Monaten der damalige 1. Vorsitzende Albert Dörfler einen Herzinfarkt erlitten hatte, traf es jetzt Vizepräsident und Geschäftsführer Helmuth Liebold. Auch er lag deshalb jetzt auf der Intensivstation des Fürther Krankenhauses. Stadttheater: Wiedereröffnung mit „Professor Bernhardi“ von Schnitzler (Bayerisches Staatsschauspiel München). Montag, 15. Januar 1973 Zusammen mit Faschingsgesellschaften aus Erlangen, Schwand und Kalchreuth fuhren die beiden Fürther Faschingsgesellschaften Treue Husaren und CFK mit zwei Bussen in das österreichische Riedau südlich der Donau, um den dortigen Hofball als Generalprobe für die hiesigen Auftritte zu nutzen. Den stärksten Beifall erhielten die Gardemädchen der Treuen Husaren. In Österreich schon Bombenstimmung, während hier noch die Sternsinger unterwegs waren. Das neue Fürther Prinzenpaar wurde im Geismannsaal inthronisiert. Monika I. Und Norbert I. regierten ab sofort 54 Tage lang das Volk der Narren. Eifrig tanzte man Tumba Tumbala, den neuen Modetanz der Saison, schlicht auch als Affentanz bezeichnet. Kollektiv mitgesungen wurde bei allen Faschingsfeten 1973 der Refrain von Bernd Clüver`s Hit „Der Junge mit der Mundharmonika“. Die Fürther CSU veranstaltete im Kolpingsaal unter den Klängen des Conny-Wagner-Sextetts eine Nacht der Ballseligkeit. Abendkleider und Smokings signalisierten: Die CSU war am Ball. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim VfR Bürstadt mit sang- und klanglos mit 0:4. Der Misserfolg gegen den Liganeuling bedeutete Platz zehn der Tabelle. Dienstag, 16. Januar 1973 Der „Tanzclub Noris e.V.“ feierte nach langen und harten Renovierungsarbeiten die Eröffnung seines neuen Clubheimes in der Mathildenstraße 17. Über 3000 Arbeitsstunden investierten die ursprünglich in Nürnberg beheimateten Tanzfreunde in den Umbau einer ehemaligen Schreinerei. Vorher hatte man 123 Objekte besichtigt und geprüft, bevor man dann in der Fürther Altstadt fündig wurde. Ein gewaltiges Fest richtete der Aero-Club Fürth für sein Ehrenmitglied Richard Altvater in Seckendorf aus: Anlass war die jüngst erfolgte Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an den leidenschaftlichen Segelflieger. „Sir Richard“ revanchierte sich für das gewaltige kalte Büfett mit der 50-prozentigen Finanzierung eines neuen Kunststoffseglers. Nerze und Brokate beherrschten das Foyer des Fürther Stadttheaters anlässlich seiner Wiedereröffnung am Sonntag, 14. Januar. OB Scherzer bat die geladenen oberen Siebenhundert, das Theater „stellvertretend für die ganze Stadt“ in Besitz zu nehmen. Ehrenbürger, Abgeordnete, Minister, Stadträte und Theaterspender gaben sich die Ehre. Sogar das Bayerische Fernsehen filmte eifrig die Feierlichkeiten. Mittwoch, 17. Januar 1973 Die VAG ging jetzt auch bei der Straßenbahnlinie 11 (Fürth Hauptbahnhof – Luitpoldhain) zum völlig schaffnerlosen Betrieb über. Der Umbau aller Waggons für den Einmannbetrieb kostete seit 1964 neun Millionen DM. Dieser einmaligen Ausgabe stand die Einsparung von über 500 Schaffnern mit einer jährlichen Ersparnis von über 10 Mio DM Personalkosten gegenüber. Brüskierung: Viele Fürther hatten auf die Sendung der „Münchner Abendschau“ gewartet, um mit stolzem Gefühl
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