Seite:Kuntermann 1973.pdf/5

Aus FürthWiki

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Für die neue Theatersaison des nun selbständigen Fürther Stadttheaters hatten sich genau 1600 Abonnenten angemeldet. Dies waren etwa 1000 mehr als in der letzten Spielzeit. Nicht mit einem steifen, sondern mit einem unterhaltsam populären Auftakt wollte der Verein „Freunde des Fürther Theaters“ die Öffentlichkeit ins neue Theater-Schmuckstück holen. Steff Lindemann und sein Tanzorchester, Sänger und Sängerinnen des Städtischen Bühnen Nürnberg sowie das Conny-Wagner-Sextett mit seiner zündenden Show sorgten für die ersten Beifallsstürme im ausverkauften Haus. In Leserbriefen an die FN zeigte man sich empört über das Verhalten der Clubfans, die bei Auswärtsspielen bewusst einen Abbruch provozierten, wenn der FCN im Rückstand war. Mittwoch, 24. Januar 1973 Neu im Fürther Theater: Junge Damen und Herren der Oberstufe des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums fungierten ab sofort als Logenschließer. Der Verein „Freunde des Fürther Theaters“ stiftete dazu einheitliche grüne Jacken. Im Zeitverlauf nannten die Besucher das junge Personal nur „die Grünen“. Die blauen Uniformen mit Dienstmütze und goldfarbenen Litzen hatten ausgedient. Die Stadt blieb hart: Die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erforderte auch weiterhin eine Sperrung der Einmündung der Pegnitzstraße in Angerstraße und Schießplatz, mindestens so lange, bis der KönigsplatzDurchbruch realisiert war. Die Einzelinteressen der betroffenen Anwohner hatten zurückzutreten. Die Fürther Arbeiterwohlfahrt hatte „ihren Meister“ gefunden. Seit dem 1. Januar war Adolf Meister Geschäftsführer des AWO-Kreisverbandes. Über Arbeit brauchte sich der neue Manager nicht zu beklagen, stand doch der Neubau des AWO-Altenheims in Burgfarrnbach an. Zu führen war auch das Erholungsheim Sonnenland im Stadtwald, das im Jahr 1972 fast 10.000 Übernachtungen verbuchte. Daneben galt es, Kurse für Erwachsenenbildung zu organisieren und ehrenamtliche Helfer zu gewinnen. Donnerstag, 25. Januar 1973 Die Vorgänge um den Spielabbruch im Ronhof hatten im gesamten Bundesgebiet ein lebhaftes Echo hervorgerufen. Man sprach von der „fünften Kolonne“, die als Schlachtenbummler getarnt stets bereit war, ein Spiel per Leuchtraketen platzen zu lassen, wenn es auswärts mal nicht so gut für den Club lief. In Leserbriefen an die FN kreidete man nach dem Spielabbruch im Ronhof der Führungsriege des Clubs an, sich nie von diesem pöbelhaften Anhang distanziert zu haben. Der Nürnberger Mob wurde mittlerweile in allen süddeutschen Stadien nur mit Widerwillen und Abscheu geduldet. Der TV Stadeln wartete im 23. Jahr seines Bestehens mit einer Besonderheit auf: Im Februar 1972 wollte man eine Tanzsportabteilung ins Leben rufen. Mit 700 Mitgliedern zählte man mittlerweile zu den zehn größten Vereinen Fürths. Freitag, 26. Januar 1973 OB Scherzer dankte der Fürther Polizei ausdrücklich für ihren korrekten und besonnenen Einsatz beim DerbySpielabbruch im Ronhof. Nach dem Abbruch hatten die Polizisten sofort eine Gasse gebildet, um Schiedsrichter und Spieler vor Angriffen zu schützen. Der Fürther Kunstmaler Josef G. Kemmeter war der letzte einheimische Künstler, der seine Werke im Berolzheimerianum ausstellen konnte. Bei der Eröffnung der Kemmeter-Ausstellung gab OB Scherzer bekannt, dass nach dem Umbau des Theaters die Künstler zukünftig dort Gelegenheit erhalten sollten, ihre Werke zu zeigen. Der 65-jährige Josef Kemmeter zeigte 76 seiner Werke aus 45 Jahren Malerei. Der Winter 1972/73 hatte wegen seiner Niederschlagsarmut in hessischen Gemeinden schon zu Wassernotständen geführt. In Mittelfranken war noch nicht einmal die 50%-Grenze der langjährigen DurchschnittsNiederschläge erreicht worden. Trotzdem war in Fürth die Trinkwasserversorgung nicht gefährdet. Das Wasserreservoir in den Gebieten bei Allersberg blieb stabil, ein Absinken des Pegels war nicht zu beobachten. Samstag, 27. Januar 1973 Der Bauboom im Fürther Wohnungsbau hielt bei frei finanzierten Eigentumswohnungen weiter an. Die Erlanger Vermögensverwaltung Strauß erstellte am Frankenschnellweg bei der Seeackerstraße eine unübersehbare Skyline mit rund 200 Wohnungen, darunter ein 13-stöckiges Hochhaus. Insgesamt sollten in den nächsten Jahren dort 900 Wohnungen entstehen. Eiwo-Wohnbau veränderte gleichzeitig das Gelände am Kieselbühl in Unterfarrnbach. Auf dem Gelände des ehemaligen Wäldchens beim Farrnbachgrund entstanden 408 kaufbare Wohnungen, dazu Reihenhäuser und Bungalows. Kein Wunder, dass bei den Bau- und Grundstückspreisen 1973 die gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften nicht mithalten konnten. Lediglich die „Volkswohl“ baute im Lottersgarten zwischen Dambach und Hardhöhe einen Wohnblock mit 48 Wohnungen. Montag, 29. Januar 1973

5