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Dienstag, 6. November 1973 Die „Fürther Kirchenmusiktage“ sahen ihrer zehnten Auflage entgegen. Drei der damals führenden deutschen Organisten kamen deshalb nach Fürth. Das bedeutendste musikalische Fürther Ereignis umfasste 15 Konzerte in zwei Wochen. Die Veranstaltungswucht stand der renommierten internationalen Nürnberger Orgelwoche kaum nach. Zum Allerseelenrundgang fanden sich am Fürther Friedhof am Sonntagnachmittag wieder zahlreiche Katholiken ein. Die Ansprache zu Beginn des Treffens hielt Pfarrer Josef Beyer. Die Gedenkfeier galt den verstorbenen Angehörigen. Im Alter von 75 Jahren verstarb Maria Scheuerer. Die Oberlehrerin i.R. Und langjährige Stadträtin der CSU gehörte dem kommunalen Fürther Parlament von 1960 bis 1972 an. Sie befasste sich besonders mit Problemen des sozialen Bereichs. Mittwoch, 7. November 1973 Als eine der letzten Reitvereinigungen in Mittelfranken veranstaltete die Reiterunion ihre Fuchsjagd, an der 45 Reiter teilnahmen. In zwei Gruppen ging es nach dem Jagdhornblasen über den Parcours. Auf der Höhe hinter Atzenhof wurde den Reitern ein kaltes Büfett sowie Erbsensuppe mit Speck serviert. Nach „getaner Jagd“ trafen sich die Teilnehmer im „Grünen Baum“ zu Jagdgericht, Tanz und geselliger Unterhaltung. In der Galerie Schwertl am Grünen Markt zeigte der Afrikaner L. Comton Kolawole seine Bilder. Hier waren für den Mitteleuropäer schwer zugängliche, kaum verständliche Motive der afrikanischen Symbol- und Zeichensprache zu Papier gebracht. Nichts für den schnellen Konsum, eher etwas zum Sinnieren und Herumrätseln. Der Künstler bezeichnete seine Bilder als „grafische Aphorismen“, was immer das sein mochte. Im Fürther Westen qualmte und stank es stundenlang zum Himmel: Neben der Abzweigung des Entensteiges von der Straße am Europakanal hatte eine Abbruchfirma im Auftrag der Stadt etliche Holzbaracken abgerissen und die zusammengeschobenen Holzberge einfach angezündet. Umweltverschmutzung in Vollendung. Donnerstag, 8. November 1973 Die jährliche Übersicht der kommunalen Finanzen wurden nun dem Zustand nach der Gebietsreform von 1972 angepasst: Die Stadt Fürth hatte demnach 209,9 Mio DM Schulden, dies entsprach 2011 DM je Einwohner. (Die Zahlen für Nürnberg: 557,3 Mio DM, 1085 DM pro Einwohner.) Während der Plan eines Parkhauses auf der Hardhöhe längst gestorben war, lebte der juristische Rattenschwanz von Prozessen munter fort. Jetzt kam nach sechs Jahren von der einsamen Höhe der Aktenberge ein höchstrichterliches Urteil: Der bayerische Verfassungsgerichtshof wies eine Verfassungsbeschwerde der Firma Autohaus Planung GmbH wegen des geplatzten Projekts ab. Das Erbbaurecht an dem Grundstück an der Voltastraße hatte die Stadt Fürth vorsorglich schon zurück ersteigert. Sieg! Stadttheater: „Der Lügner“ Komödie von Goldoni (Bühne 64 Zürich). Freitag, 9. November 1973 Die Zahl der Verkehrsunfälle in der Stadt Fürth war weiter rückläufig. Im Oktober waren 229 Unfälle zu verzeichnen, 15 weniger als im Oktober 1972. Dabei war ein Toter zu beklagen. 36 Schwerverletzte mussten ins Krankenhaus gebracht werden, 73 Personen wurden nur leicht verletzt. Die unfallhäufigsten Wochentage waren Montag und Freitag. Der „Deutsche Evangelische Frauenbund“ bot schwangeren Frauen eine unkomplizierte kostenlose Beratung zum Problemkreis § 218 an. Dazu richtete man im Frauenwohnheim Frühlingstraße 17 eine Kontaktstelle ein. Als ehrenamtliche Berater standen auch eine Ärztin, ein Jurist, ein Psychologe sowie eine Theologin bereit. Quelle führte als erstes Versandhaus in der Bundesrepublik das „Leasing-System“ für Farbfernseher (Marken: Universum und Senator) ein. Das preiswerteste Farbfernsehgerät (Kaufpreis 1295 DM) kostete 49 DM Monatsmiete, das teuerste (Kaufpreis 2450 DM) monatlich 79 DM. Die Mindestmietzeit betrug sechs Monate. Im Berolzheimerianum waren nun Bilder der beiden Fürther Maler Karl Dörrfuß und Willi Lass zu sehen. Ein Teil ihrer Werke hing im Lesesaal. Samstag, 10. November 1973 Direktor Karl Haspel drehte persönlich die Glückstrommel: Mit verbundenen Augen spielte eine kleine Schottin aus der Fürther Patenstadt Paisley Glücksgöttin und angelte geduldig nummerierte Bällchen aus der gläsernen Lostrommel. Damit wurden die Gewinner einer Verlosung ermittelt, die anlässlich des Weltspartages von der Stadtsparkasse Fürth durchgeführt worden war. Schaffte Fürth sich im Sinne von Thilo Sarrazin ab? SPD-Stadtrat Dr. Witzsch forderte in einem offenen Brief an OB Scherzer ein Gegensteuern beim Zuzug von ausländischen Gastarbeitern in die Kleeblattstadt. Schon jetzt lag der

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