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Montag, 10. Dezember 1973 Am dritten autolosen Sonntag beherrschten die Fußgänger das Fürther Straßenbild. Wegen der Kälte gab es kaum Radfahrer. Am früheren Burgfarrnbacher Kirchweihplatz im Ortszentrum entstand ein modernes Einkaufs- und Wohnzentrum. In den Flachbau sollte später ein Supermarkt sowie eine Filiale der Stadtsparkasse Einzug halten, im dahinter gelegenen Wohnblock entstanden Wohnungen und Arztpraxen. Burgfarrnbach war vor genau 50 Jahren nach Fürth eingemeindet worden. Seit ungefähr drei Jahren pilgerten kunstbeflissene Malschüler an Wochenenden nach Rütteldorf, um an der Malschule des Fürthers Karl-Heinz Wich unterrichtet zu werden. Star war dort eine lebende Gans, die dort den Schülern meist unbeweglich „Modell stand“. Die SpVgg verlor ihr Heimspiel im Ronhof vor 2500 Zuschauern gegen Bayern Hof mit 0:2. Damit belegte man Rang elf der Tabelle. Staatstheater: Märchen „Wie der König zum Mond wollte“ (Städt. Bühnen Nürnberg). Dienstag, 11. Dezember 1973 Der Polizei in Stadt- und Landkreis Fürth wurden immer mehr Fälle von Heizöldiebstahl angezeigt. Insbesondere in den Kellern von Mietshäusern wurde aus den oft leicht zugänglichen Tanks das Heizöl in Kanistern abgezapft. „Erstbehängung“ im umgebauten unteren Theaterfoyer: Der „Ring Fürther Künstler“ zeigte u.a. Arbeiten von Otto Schwertl, Ortwin Michl, Karl Dörrfupß, Georg Weidenbacher, Ella Röhr, Josef Nagengast, Fritz Lang, Josef G. Kemmeter, Günther Zink, Erwin Gruber, Willy Lass und Gudrun Kunstmann. Eine Repräsentation Fürther Kunstschaffender mit vielen unterschiedlichen stilistischen Ausprägungen. Ein Weihnachtsgeschenk des BIG-Chefs Ernst Bettag rollte dem Kreisverband Fürth des BRK entgegen. Kein Bobby-Car, sondern ein nagelneuer VW-Krankenwagen mit Funkausstattung. Ein weiterer wichtiger Schritt zum Ausbau des Fürther Rettungswesens. Die damalige Finanzlage erlaubte ein derartiges soziales Engagement. Stadttheater: „Die Drillinge von Venedig“ von Collalto (Bayer. Staatsschauspiel München). Mittwoch, 12. Dezember 1973 Handgeknüpfte original nordafrikanische Berberteppiche aus Marokko, Tunesien oder Algerien wurden im Weihnachtsgeschäft wie schon im Vorjahr vom Einzelhandel angepriesen. Derartige Schafwoll-Teppiche wurden in Anzeigen auch vom Modehaus Fiedler angeboten, in den Maßen 200/300 cm zu 698 DM, 255/360 cm große Stücke kosteten 1320 DM. Fürths BM Heinrich Stranka angelte den Gewinner des Bergbräu-Preisausschreibens stilecht aus einem Holzfässchen. Der Gewinner (aus Zirndorf) bekam ein Jahr lang wöchentlich einen Kasten Bergbräu-Bier ins Haus geliefert, weil er den besten Werbespruch der Brauerei richtig vorhergesagt hatte. Die Mannschaft der SpVgg startete von Nürnberg aus zu einer Nahost-Reise, um in wärmeren Gefilden einige Freundschaftsspiele auszutragen. Heute sind Trainingslager in südlichen Gefilden vor allem in der Nachweihnachtszeit fast schon obligatorisch. Donnerstag, 13. Dezember 1973 Die Energiekrise schlug auch auf den Fürther Einzelhandel durch: Die Kundschaft hatte ihr Kaufverhalten deutlich verändert. Die Fürther stellten den Kauf von nichtlebenswichtigen Luxusartikeln zurück und bevorzugten mehr Waren von praktischem Nutzen. Damit lag man im Bundestrend. Auch die Fürther suchten nach neuen Wegen aus der Energiekrise. Es setzte ein Run auf Gas-Heizgeräte ein. Die Anträge auf Neuanschlüsse bei den Fürther Stadtwerken hatten sich mehr als verdoppelt und auch der Verbrauch war gewaltig gestiegen. Wurden im Januar 1973 noch 148.000 Kubikmeter Gas täglich verbraucht, so betrug der Wert für den 3. Dezember schon 247 600 Kubikmeter. Luftsport war keine Männerangelegenheit mehr. Als erstes weibliches Mitglied des Aero-Club Fürth erhielt Gisela Weiß nach dem erfolgreichen Ablegen verschiedener Prüfungen beim Luftamt Nürnberg den Schein der Klasse I für Segelflugzeuge. Für sie war dies keine Besonderheit. Ihr Vater war seit 1935 aktiver Flieger und ihr Bruder Starfighter-Pilot bei der Bundeswehr. Stadttheater: „Das Zirkusabenteuer“ von Brown (Fränkisches Theater Maßbach). Freitag, 14. Dezember 1973 Für die Postangestellten und Briefträger in Fürth begann jeder Tag in den Wochen vor Weihnachten mit dem gleichen Bild: Pakete, Päckchen und Briefe türmten sich zuhauf und mussten schnellstens „bearbeitet“ werden. Während beim Fürther Postamt im Jahresdurchschnitt täglich etwa 75.000 Sendungen ankamen, schnellten die Einlieferungen im Dezember auf 95.000 Stück an. Die Arbeit war damals nur mit saisonalen Zusatzkräften zu

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