Im gesteckt vollen Kolpingsaal setzte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Dr. Helmut Kohl den ersten Höhepunkt des Landtagswahlkampfes in Fürth. Kohls Worte waren beifallsumrauscht. Ihn zeichneten große Gesten und beißende Ironie aus. In der Galerie Schwertl am Grünen Markt waren Materialbilder der Künstlerin Helma von Feldmann zu sehen. Die sensitive Gestalterin verwendete für ihre Collagen ungewöhnliche Werkstoffe wie Leder, Styropor oder Pappe. Freitag, 11. Oktober 1974 Ein entfesselter US-LKW-Fahrer hinterließ bei seiner Amokfahrt eine schlimme Bruchspur: Von der Stadtgrenze bis kurz vor Burgfarrnbach sorgte er für demolierte Leitplanken, Verkehrsampeln, Pfosten, Lichtmasten und Pflanzen. Personen wurden glücklicherweise nicht verletzt. Man vermutete, dass der Amokfahrer unter Rauschgift stand. Der Gesamtschaden lag bei etwa 5500 DM. Neue Sozialwohnungen fanden im Großraum Nürnberg-Fürth längst nicht mehr so reißenden Absatz wie in früheren Zeiten. Die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Nürnberg-Fürth (WBG) blieb erstmals auf leerstehenden Neubauwohnungen sitzen. Während man im freifinanzierten Wohnungsbau 6 bis 8 DM pro qm Miete zahlte, lag man bei Sozialwohnungen bei einer Ausgangsmiete von 3,90 DM. Immer mehr Bürger lagen jedoch über der Jahresverdienstgrenze von 18.000 DM. Anderen Interessenten waren die Wohnungen zu klein oder die bestehende Mieterstruktur nicht sympathisch. Die günstige Miete interessierte im Zeichen des Wohlstandes immer weniger. Samstag, 12. Oktober 1974 Foto-Quelle stieg bei Foto-Porst ein. Beide Unternehmen gaben bekannt, dass Foto-Quelle zum 1. November die Niederlassungen von Foto-Porst in den Niederlanden und in Frankreich übernehmen werde. Wochen zuvor hatte Foto-Porst schon sein Tochterunternehmen „exdata“ für 5 Mio DM verkauft. „Fliegende Klassenzimmer“ rollten staffelweise durch die Stadt. Sechs Pavillons wurden vom Schulzentrum Tannenplatz zur Kiderlinschule in der Südstadt verschoben. Ein Teil der Schüler der Hauptschule Schwabacher Straße ging ab sofort in diese Pavillons der Kiderlinschule. Damit wurde die überquellende Schule an der Schwabacher Straße entlastet. Der TV Fürth 1860 begrüßte sein 4000. Mitglied. 1964 hatte man es gerade auf 2000 Mitglieder gebracht. Schuld an diesem rasanten Zuwachs war die neu erbaute Vereinssportanlage in Dambach. Damit waren die „60er“ der mit Abstand größte Sportverein in Fürth, gefolgt von der SpVgg (2900) und dem MTV Fürth (2300). Die erste Hälfte vom ersten Teil des Schulzentrums Tannenplatz wurde offiziell eingeweiht. 9,6 Mio DM wurden für 18 Klassenzimmer, 11 Fachräume, drei Zeichensäle und diverse Nebenräume verbaut. Das Helene-LangeGymnasium wurde so vorerst vom Würgegriff der Raumnot befreit. In Gymnasium, Real- und Volksschule tummelten sich am Tannenplatz insgesamt etwa 3500 Schüler. Stadttheater Fürth: „Leuchtfeuer“, Schauspiel von Robert Ardey (Der grüne Wagen). Montag, 14. Oktober 1974 Der Reitclub Burgfarrnbach blies zur Hubertusjagd und 41 Pferde setzten sich in Bewegung. Die rund 20 km lange Strecke führte von Burgfarrnbach über Rothenberg nach Obermichelbach. Auf dem Rückweg wurde im Grafenwäldchen beim Schloss zum Endspurt geblasen. In der Burgfarrnbacher Gaststätte „Krone“ tagte abends dann das Jagdgericht, um einige Reiter wegen Jagdfehlern zu exemplarischen Strafen zu verdonnern. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 9000 Zuschauern gegen den FC Augsburg mit 3:0. Die Tore für Fürth erzielten Bajlitz (2) und Bopp. Damit verbesserte man sich auf Rang 16 der Tabelle. Dienstag, 15. Oktober 1974 Die Fürther Polizei wurde nach ihrer Verstaatlichung mit neuen Autos ausgestattet. Die ersten fünf weiß-grünen Streifenwagen wurden jetzt der Polizeidirektion übergeben. Es handelte sich um Audi 80-Modelle. Mit einer Informationsschau erregte die Bergwacht Fürth auf der Freiheit großes Interesse. Es wurden Rettungswagen und Gerätschaften gezeigt. Positiv waren auch die Messungen der Fürther Luft. Obwohl die Geräte der Bergwacht im Innern des Messwagens jedes startende Auto auf der Fürther Freiheit registrierten, blieben die Durchschnittswerte weit unter den vorgeschriebenen Mindestwerten. Ihr 75-jähriges Bestehen feierte die katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) in Fürth. Zu einem Empfang im „Schwarzen Kreuz“ erschien auch Schirmherr Staatsminister Dr. Fritz Pirkl. In seiner Begrüßungsrede forderte er die Bürger zur Mitgestaltung in Kirche und Staat auf. Mittwoch, 16. Oktober 1974 Das damals bekannte Schlagerduo Cindy und Bert schloss mit dem Fürther „Conny-Wagner-Sextett“ einen Tourneevertrag ab. 1975 sollte die Konzertreise durch den deutschsprachigen Raum führen. Geplant waren 50
51