sondern auch für den Freistaat etwas geleistet hatten. In der Fürther Gastronomie gab es trotz Arbeitslosigkeit noch immer freie Stellen. Viele Arbeitslose sträubten sich, zwischen Spülküche und Tresen zu rackern. Auf Inserate meldete sich kaum jemand. Wen das Arbeitsamt schickte, war entweder nicht geeignet oder arbeitsunwillig. Kleinere Familienbetriebe kamen gut über die Runden, für größere Restaurants wurde die Lage jedoch immer prekärer. Donnerstag, 15. Juni 1978 Im BRK-Haus und im Berolzheimerianum trat die Berliner Puppenbühne „Die Kullerköpfe“ auf. Man versuchte, ohne Drohgebärden und Gräuelszenen die Kinder vor Sittlichkeitsverbrechern zu warnen. Die Figur des schmeichelnden guten Onkels entpuppte sich auf der Bühne schließlich als gefährlicher Triebtäter. Das Stück war pädagogisch und didaktisch ideal für Kinder. Ärger bei der Umstellung der Müllabfuhr auf 110-Liter-Tonnen in der Fürther Innenstadt: Hatte man seinen Müllkübel bisher unter Umständen am Balkon stehen, so stand die Tonne jetzt im kleinen Hinterhof direkt vor dem Fenster eines Mieters, der davon natürlich nicht begeistert war. Ein Spezialist des Fürther Baubetriebsamtes versuchte in Streitfällen zu schlichten. Vorteil für die Anwohner: Die Stadt ließ die neuen Tonnen aus Höfen und Gängen holen und wieder zurückbringen. Freitag, 16. Juni 1978 Der Reitclub Fürth veranstaltete das 1. Burgfarrnbacher Reit- und Springturnier bei regem Publikumsinteresse auf staubigem Parcours. Ein Großteil der Pferde verweigerte am Hindernis „13“. Den ersten Platz in der schwierigsten Disziplin, der Springprüfung der Klasse A errang Ernst Fehnl von der Reiterunion Fürth. Eine Gruppe des Vereins „Freunde des Fürther Theaters“ begab sich auf die Spuren hellenistischer und römischer Kultur. Zwölf Tage bereiste man mit Flugzeug, Bus und zu Fuß Kleinasien. Schwerpunkte waren dabei die Tuffsteinhöhlen und -kegel im Tal von Göreme (Kappadokien), wo man das Miteinander von Christentum und Islam studieren konnte. Als Reiseleiter fungierte Josef Peter Kleinert. Das Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte: „Der gelbe Gorilla“ mit Sing Chen und Bruce Lee (City), „Eis am Stiel“ mit Yftach Katzun und Anat Atzmon in der 4. Woche (Kronprinz-Kinocenter I), „James Bond 007 – Diamantenfieber“ mit Sean Connery und Jill St. John (Kronprinz-Kinocenter II) sowie „Die 120 Tage von Sodom“ mit Paolo Bonacelli und Giorgio Cadaldi (Kronprinz-Kinocenter III). Samstag, 17. Juni 1978 In Fürth war die Bevölkerung wie anderswo auch „gespalten“: Teile der Bürger waren für die Beibehaltung des 17. Juni als Feiertag, andere für dessen Abschaffung. Der Feiertag hatte sich für die Bürger immer mehr zu einem zusätzlichen Urlaubstag entwickelt, für die Politiker zu einem Verlegenheitstag für „Sonntagsreden“. Der Nationalfeiertag als Zankapfel der Nation? In der Hornschuchpromenade 3 in Fürth entstand wieder großbürgerliche Wohnkultur. Antiquitätenspezialist Albert Trapp erweckte die Räume zu neuem Leben. Behutsam sanierte und renovierte Trapp mit viel Geld das Anwesen im Jugendstil, ohne auf Komfort wie Schwimmbad im Keller oder ausgebautes Dachstudio zu verzichten. Jetzt wurde in Anwesenheit von OB Scherzer die Einweihung festlich gefeiert. Montag, 19. Juni 1978 Der Fürther Stadtrat entschied, den zunächst vierspurig geplanten Weiterbau der Breslauer Straße auf zwei Fahrspuren zu begrenzen. Das Bauamt wurde gebeten, die Verringerung der Straßenbreite entsprechend zu prüfen. Die Jungen der Klassen 8 und 9 der Hauptschule Pfisterstraße wollten es ihren Lehrern einmal zeigen: Sie forderten ihre Lehrer zu einem Fußballspiel heraus. Obwohl sich die Pädagogen mit Ex-Nationalspieler Ertl Erhardt verstärkt hatten, verloren sie das Match auf der Bezirkssportanlage am Schießanger gegen die Schüler mit 3:6 Toren. Dienstag, 20. Juni 1978 Die FN erinnerten in einem Artikel an die Einführung der „DM“ vor 30 Jahren. Am 20. Juni 1948 gab es für jedermann 40 DM Kopfgeld. Mit der wertlos gewordenen Reichsmark wurde in den Westzonen zugleich das lähmende Bezugsscheinsystem abgeschafft. Nach der Theorie des Fürthers Dr. Ludwig Erhard regelte nun die soziale Marktwirtschaft das Wirtschaftsleben. Die „Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Fürth“ zog ihre Jahresbilanz: Schon seit einigen Jahren errichtete man keine Neubauten mehr. Die Wohnungssituation in Fürth war mittlerweile ausgewogen, außerdem waren für Darlehen immer noch verhältnismäßig hohe Zinsen zu bezahlen. Ende 1977 hatte die Genossenschaft 2135 Mitglieder. Man verfügte über 412 Wohnungen in 122 Altbauhäusern und 492 Wohnungen in 50 Neubauten.
28