Kasernements in der Engelhardtsfabrik werden bezogen.208 2. Israelitisches Neujahr 5674. - Das Parkhotel wird eröffnet. - Aufsehen erregender Mord in der Oberen Fischerstraße 5, ein Tagelöhner erschießt seine Frau.209 3. Dritter Seefischverkaufstag in Fürth.210 5. Kirchweihsonntag. Über 100.000 auswärtige Gäste, die Ludwigsbahn beförderte alleine fast 35.000 Personen. 30 Harfenistentrupps (Vorjahr 35). Photographiebuden sind nicht mehr zugelassen, dafür gibt es als Neuheit die „amerikanischen Wundergravaten“, die ein gefaßtes Medaillienbild in einer Minute für 30 Pfg. anfertigen. „Von Not und Teuerung war in der Budenstadt und in den zahlreichen Wirtschaften nichts zu merken... Der Unfug des Werfens mit Papierschlangen ist nun strikt verboten“.211 6. Kirchweihmontag. Sämtliche Betriebe in Fürth sind geschlossen.212 7. Sperrung des Schlacht- und Viehhofes wegen eines Milzbrandfalles.213 10. Jugendtag der deutschen Jugendverbände am Hohen Meißner bei Kassel auf Initiative des Wandervogelbundes (bis 13.10.). Propagiert werden alternative, naturnahe Lebensformen und der Verzicht auf erstarrte Konventionen. An der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals wird bewußt nicht teilgenommen. 11. Erster Frost. - Umbau der früheren Realschule Hirschenstraße zur Volksschule ist abgeschlossen.214 12. 2. Kirchweihsonntag, Bauernsonntag. Regen, trotzdem verhältnismäßig gute Geschäfte auf der Kirchweih. „Besonders der ‚wohlfeile Jakob‘, der in der Nähe der kath. Kirche ein Zeltdach aufgeschlagen hatte und jeden Damen- und Herrenschirm um 2 Mark abgab, hatte Hochkonjunktur. In der Nacht sind leider wieder 3 größere Raufereien, wobei Personen durch Messerstiche erheblich verletzt wurden, vorgekommen“.215 14. 4. Seefischverkaufstag. - Das Gemeindekollegium tritt dem Magistratsbeschluß vom 25. Sept. betr. 8. Schuljahr nicht bei. Landbuben sollen nur dann vom Besuch der 8. Klasse freigestellt werden, wenn sie nachweislich bei Handwerkmeistern in der Lehre sind. Der Magistrat soll in diesem Sinne dem Kollegium eine Vorlage machen.216 15. Kirchweihschluß, Ziehung der Heiratskasse.217 16. Bei der Verbreiterung der Dooser Brücke wird Aushubmaterial frei. Baurat Zizler schlägt deswegen dem Magistrat vor, dieses Material für die Anschüttung der Dämme der geplanten, jedoch vom Gemeindekollegium abgelehnten, Jakobinenbrücke zu verwenden, da man dadurch Kosten sparen könne. Der Magistrat stimmt zu, damit ist das schon ad acta gelegte Pegnitzbrückenprojekt neu auferstanden. - Seit 16. August sind 15 Fälle von Kinderlähmung in Fürth aufgetreten. - Die kath. Stadtpfarrkirche wurde in den letzten Wochen einer gründlichen Renovierung unterzogen. - Wegen flauen Geschäftsganges entläßt die Pulverfabrik bei Stadeln wiederholt Arbeiter.218 18. Einweihung des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig nach 15jähriger Bauzeit. - Die Jahrhundertfeier der Völkerschlacht bei Leipzig wird auch in Fürth festlich begangen.219 19. Kammersänger Pennarini übernimmt die Direktion des Stadttheaters Nürnberg-Fürth (wegen Erkrankung des Vorgängers).220 21. Die Flutbrücke erhält ein Granitpflaster.221 - Landtagswahlen in Baden: Konservative 5 Abgeordnete, Nationalliberale 10, Fortschrittliche Volkspartei 5, Zentrum 30, Sozialdemokraten 13. 23. Der Magistrat beschließt, daß ab 1.5.1914 alle schulpflichtigen Kinder, die während des 8. Jahres ihrer Schulpflicht nach Fürth übersiedeln, bis zum Ende des 8. Schuljahres die Werktagesschule in Fürth besuchen müssen. Einzelne Ausnahmen können auf Antrag der Handwerkskammer gewährt werden (s. 14.10.). - Der Magistrat beschließt die Errichtung einer Desinfektionsanstalt am Gaswerk für 40.000 Mark. - Der Magistrat übernimmt mit allen gegen 4 Stimmen eine Bürgschaft für die Baugenossenschaft „Eigenes Heim“, die 15 neue Häuschen mit einem Kostenaufwand von 95.000 Mark errichten will.222 25. Serbien räumt auf Druck Österreichs Albanien. Wilhelm II. versicherte zuvor Österreich seine Unterstützung. 26. Die SPD verteilt ein Flugblatt „Hilfe den Arbeitslosen“. - Der Ortsverband der Deutschen Gewerkvereine (Hirsch-Duncker) hält im Schwarzen Kreuz ein Versammlung mit dem Thema „Die Arbeitslosigkeit und ihre Folgen“ und „Welche Verpflichtungen haben Reich, Staat und Gemeinden, die durch die Arbeitslosigkeit hervorgerufene Not zu lindern“. In einer Resolution wird eine Versicherung gegen die Arbeitslosigkeit gefordert. Da die Einführung einer staatlichen Arbeitslosenfürsorge nicht in absehbarer Zeit zu erwarten sei, sollten die Gemeinden einen Zuschuß zur Organisationsunterstützung zahlen.223 27. Die Arbeitslosenzählung der Schutzleute ergibt 750. - Hauptversammlung des Distriktrates Fürth. Regierungsrat Frhr. v. Eyb konnte für das abgelaufene Jahr von einer besonders reichen Ernte berichten. Der Getreideanbau floriert und im Gegensatz zu den Städten ist die Baukonjunktur bestens. Bzgl. der Industrie ist die lange Ausdehnung der Balkankrise nicht ohne Einfluß gebleiben. Die im Bezirk stark vertretene Industrie der Ziegelbranche ist durch die Minderung der Bauten in den großen Städten schwer getroffen worden. Auf die Arbeiterverhältnisse hatte dies geringe Auswirkungen, da in den Ziegelfabriken zumeist auswärtige (galizische und italienische) Arbeiter beschäftigt werden, die heuer eben nicht zur Arbeit berufen wurden. „Dann finden auf dem Lande Leute, die in den Industriebetrieben nicht beschäftigt werden können, anderwärts leichter Arbeit, sie besitzen meist auch ein häusliches 111
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