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TECHNIKGESCHICHTE

TECHNIKGESCHICHTE wir gezielt an die Fehlersuche gehen. Die Schal琀琀ransistoren für die Arbeitsmagnete sitzen auf dem Steckmodul der Laufwerkssteuerung („K“), die 26VVersorgungsspannung („+A“) war dort nicht zu messen. Die Gerätesicherungen waren alle in Ordnung, auch die +A-Spannung direkt am Gleichrichter und Lade-Elko war vorhanden. Allerdings be昀椀ndet sich diese Anordnung seltsamerweise auf dem Steckmodul des Kop昀栀örerverstärkers. Ohne Service Anleitung eine langwierige Sucherei!

Auf dieser Pla琀椀ne im Zentrum des Gehäuses sitzt der kollektorlose und damit nahezu verschleißfreie Tonwellenmotor („Capstan“). Die elektronische Kommu琀椀erung der vier Statorspulenmagnete übernehmen Hallsensoren. tet, um das Halten des Magnetes bei deutlich geringerem Energiebedarf zu bewerkstelligen. Dass sich dadurch auch noch die Lebensdauer erhöht, leuchtet ein. Die durchgängige Magnetsteuerung des Laufwerkes ermöglicht auch den Einsatz einer Fernbedienung. Eine bei größeren Farbfernsehgeräten dieser Zeit übliche drahtlose Fernbedienung war bei der TS 1000 (aus Preisgründen?) nicht verfügbar. Sta琀琀dessen gab es eine Kabelfernbedienung, die separat zu bestellen war. Dieter ha琀琀e sich für seine Maschine diese kurzerhand selbstgebaut. Schaltwerk statt Mikroprozessor Zur Zeit der TS 1000 gab es 14

zwar schon einfache 4-bit-Mikrocontroller, sie waren aber noch nicht preisgüns琀椀g genug, um in einem Consumer-Großserienprodukt eingesetzt werden zu können. So blieb nur der Weg, ein festverdrahtetes Schaltwerk aus vielen NANDund NOR-Ga琀琀ern in integrierter Schaltungstechnik speziell für diese Gerätefunk琀椀onen zu entwickeln. Die Eingaben liefern die schaltungstechnisch simplen Sensorverstärker der Bedientasten. So ein „TTL-Grab“, spö琀�sch bezeichnet, gehört schon seit zwei bis drei Jahrzehnten aufgrund der niedrigen Preise für geeignete Mikrocontroller der Vergangenheit an. Mi琀琀e der 1970er Jahre war dies aber „State-Of-The-Art“!

Rundfunk & Museum 103 – September 2022

Zur Wiederinbetriebnahme der TS 1000 Nach langem S琀椀llstand von elektronischen Geräten schadet es nicht, sie mi琀琀els Stelltrafo langsam wieder an die volle Netzspannung zu „gewöhnen“, so haben wir es mit der Tonbandmaschine auch beherzigt. Die Instrumentenbeleuchtung und die roten Status-LEDs der Sensortasten leuchteten, der Tonwellenmotor trieb das Schwungrad an. Der Start-Magnet zog bei Bedienung der Sensortaste für Wiedergabe nicht an, obwohl die Steuerung mi琀琀els StatusLED die Wiedergabefunk琀椀on anzeigte. Zum Glück ha琀琀e sich Dieter damals die Service Anleitung von Grundig bescha昀�, so konnten

Die Verbindung der +A-Spannung zum Modul K war somit unterbrochen. Die Vermutung lag nahe, dass die zahlreichen Steckmodul-Kontakte im Laufe der Jahre oxidierten und Kon-

taktprobleme verursachen. Sehr hilfreich war die Tatsache, dass die Entwickler vorsorglich eine Adapterpla琀椀ne im Steckkartenrahmen serienmäßig platziert haben. Mit dieser kann jedes Modul so eingesteckt werden, dass daran (mehr oder weniger) bequem gemessen werden kann. Nach mehrmaligem Ziehen und Stecken der Module und herumhan琀椀eren am Gerät, zog der Startmagnet plötzlich an und das Gerät spielte einwandfrei. Wir waren begeistert. Die Sichtkontrolle des Antriebs-Flachriemens und der Gummi-Andruckrolle ergaben, dass sie zunächst erstmal weiterverwendet werden können. Eine Reinigung der Andruckrolle inklusive Capst-

anwelle mit Isopropylalkohol war aber selbstverständlich. Recherchen im Internet ergeben, dass diese – natürlich nicht als Originalteile – noch erhältlich sind. Die weiteren Arbeiten werden sich auf die Reinigung der Steckkontakte konzentrieren. Ob vorsorglich Elektrolytkondensatoren im großen S琀椀l ausgetauscht werden sollten, ist noch zu überlegen. Jetzt soll das schöne, zeitlose Gerät erst mal wieder im Wohnzimmer Einzug halten! Quellennachweise: • Grundig Technische Informa琀椀onen, He昀琀 3-1976 • Grundig Service Anleitung, TS 1000 HiFi, März 1977 • Grundig Bedienungsanleitung TS 1000 • Fotos: Berschneider, Vogl

Wenn’s weiter nichts ist: Reinigung von Andruckrolle und Tonwelle. Rundfunk & Museum 103 – September 2022

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