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Fürth für gut zwei Stunden sämtliche Lichter aus. Am Rathaus blieb die „Einser“ stehen und musste von den Autos mühevoll umkurvt werden. PKW-Lenker blieben in ihren Autos in der Waschanlage gefangen, in den Gaststätten aß man bei Kerzenlicht, die Kassen in den Geschäften klingelten nicht mehr und die Zeit unter den Trockenhauben beim Friseur verlängerte sich für die Damen. In der Fürther „Jungen Union“ rumorte es gewaltig. Man wollte sich nicht länger in die Abstellecke für „brave Karrierebuben“ drängen lassen und machte sich daran, den Staub vom Firmenschild CSU wegzupusten. Mit dem 29-jährigen Rechtsanwalt Günther Beckstein stand der Kandidat für den Bezirksvorsitz Nürnberg-Fürth schon in den Startlöchern, um mehr personellen und sachlichen Einfluss als bisher zu nehmen. Donnerstag, 15. Februar 1973 Die Handball-Damen des TV Fürth 1860 eilten in der letzten Zeit von Sieg zu Sieg. In der Hallenrunde der Kreisklasse A gaben sie keinen Punkt ab. Interessant: Alle aktiven Damen betrieben mehrere Sportarten. Auf den Skiern waren sie alle zu Hause, deshalb machten sie jetzt gemeinsam zwei Wochen Skiurlaub. Ohne „Eintrübung“ verlief erstmals eine Fürther Stadtratssitzung. Auf Antrag von OB Scherzer und in Verfolgung langjährigen Begehrens von Stadträtin Insea Strobel-Schücking wurde ein Rauchverbot beschlossen. Es gab jedoch die Möglichkeiten diverser Zigarettenpausen außerhalb des Sitzungssaales. Freitag, 16. Februar 1973 Der Verein gegen die Umweltbelästigungen der Fürther Tierkörperbeseitigungsanstalt Mattecka erinnerte den Stadtrat in einer Petition ausdrücklich daran, Mattecka vertraglich zu kündigen. Damit wollte man den Druck zum Umzug erhöhen, da Kündigungen nach dem zugrunde liegenden Vertrag nur halbjährlich möglich waren. Eine Kündigung bis 30. Juni hätte einen Auszug bis spätestens 31. Dezember zur Folge. In einem Schreiben des Industrie- und Handelsgremiums Fürth erhob man bei der Stadt Fürth Einspruch gegen eine geplante Erhöhung der Gewerbesteuer. Man wies dabei unverblümt auf die mögliche Lähmung der Investitionskraft hin. Der Stadtverwaltung warf man zudem vor, nicht rationell genug zu wirtschaften, da der Personalkostenanteil bei der Stadt mit rund 50% der städtischen Einnahmen viel zu hoch sei. Die Beschäftigung von Beamten und Arbeitern sei zwar seit Jahren ziemlich konstant, doch die ständige Zunahme von städtischen Angestellten sei unverantwortlich. Im Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „“Heute hau`n wir auf die Pauke“ mit Claus Wilcke und Tanja Berg (Admiral), „Die sexuellen Wünsche der Männer“ (Bambi), „He and she – der perfekte Liebesakt“ (City) sowie „Beim Sterben ist jeder der erste“ mit Ronny Cox und Burt Reynolds (Park). Stadttheater: „Das Heiratsfieber“ von Maximilian Vitus (Tegernseer Volkstheater). Samstag, 17. Februar 1973 Der Frühling lag schon in der Luft. Die schon stärkere Februarsonne ließ die Krokusse aus dem Boden spitzen. Im Fürther Stadtpark führten Muttis und Omas den Nachwuchs in der frischen Luft spazieren. „Vom Eise befreit“ war die Pegnitz. Kinderspielplätze und Parkbänke waren dicht belagert. Sogar der Ponyexpress fuhr schon durch die Vorfrühlingssonne im Stadtpark. Nur bei den Bänkchen im „Skatgärtla“ fehlten noch die Holzplanken. Seit drei Jahren gab es nun schon unter der Leitung von Chefarzt Dr. Reithmann eine „Unfallchirurgie“ im Fürther Stadtkrankenhaus. Diese hatte auf Grund des technischen Fortschritts in den letzten Jahren eine stürmische Entwicklung genommen. Gerade nachts und an Wochenenden war die Abteilung Anlaufstation für alle, denen das Leben Widriges zugefügt hatte, die Notfallambulanz war – wie auch heute noch – nie unbelebt. „Untersuchen röntgen - operieren“ hieß die Devise. Groß im Kommen waren jetzt auch künstliche Hüftgelenke. Montag, 19. Februar 1973 In den Ballsälen und Vereinsheimen ging es am Wochenende bei den Faschingsnarren hoch her. Im Geismannsaal hatten die Bäcker ihre Zelte aufgeschlagen und im Clubheim des ESV West feierte die Kanu-Abteilung bis in die frühen Morgenstunden. Trend seit Jahren: Immer weniger originelle Masken, ein Ringelhemd tat es auch. Wo immer es möglich war, tauchten Prinzengarde und Fürther Tollitäten bei den Bällen auf. Prinz Norbert I., von Beruf Malermeister, schwang bei offiziellen Auftritten statt des Zepters auch mal einen dicken Malerpinsel. Die Unterbezirkskonferenz der SPD verabschiedete im TSV-Sportheim in Burgfarrnbach einen Antrag der Frauengruppe für die Durchsetzung der Fristenlösung zur dringenden Reform des § 218 StGB. Die SpVgg gewann überraschend ihr Auswärtsspiel bei Chio Waldhof Mannheim mit 2:1. Tore für Fürth durch Bergmann und Unger. Damit blieb man auf Rang zehn der Tabelle. Dienstag, 20. Februar 1973 Immer wieder: Alles andere als friedlich benahm sich ein unbekannter Rowdy im Fürther Stadtpark. Er brach einen Kiosk auf und hauste darin wie ein Vandale. Er zerstörte das Inventar und warf zerbrochene Stühle auf den

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