Nordeingang des Fürther Friedhofs konnte in Betrieb genommen werden. Jetzt kamen Autofahrer wieder pünktlich zu Beerdigungen. Einst war Fürth eine Hochburg der „Drechsler“. Um 1880 gab es noch mehr als 100 selbständige Drechslereien. 1981 existierte auf Fürther Stadtgebiet nur noch eine Drechslerei: Die Werkstatt der Familie Bader in Ritzmannshof. Firmenchef Otto Bader war seit 1953 Obermeister der Drechsler-Innung Fürth. Im gesamten westlichen Mittelfranken gab es noch 14 Drechslereien, zehn davon hatten sich auf bestimmte Artikel wie Geländerstäbe oder Kegelfiguren spezialisiert. In den 60er Jahren hatte Bader noch 16 Mitarbeiter beschäftigt, jetzt arbeitete er nur noch mit einem Gesellen und einem Auszubildenden. Montag, 29. Juni 1981 Zum dritten Mal veranstaltete man auf der Freilichtbühne des Fürther Stadtparks ein „Open-Air-Concert“ für junge Leute. Hunderte von Zuhörern bevölkerten Ränge und Rasenflächen. Es spielten Bands wie „Dick Boice and the invaders“, „Rape“, „Crick Head“ oder „Melicious Quitus“. Kleines Problem: Es gab nur die eine Toilette in der Stadtparkgaststätte, was den dortigen Wirt an den Rand des Wahnsinns trieb. Die steife Abiturfeier früherer Jahre war gänzlich verschwunden. In der Turnhalle des Hardenberg-Gymnasiums gab es zunächst Persiflagen auf gewichtige Literatur-Klassiker, ehe 133 frischgebackene Abiturienten aus der Hand von OStD Dr. Jäger ihre Reifezeugnisse entgegennehmen konnten. Im Helene-Lange-Gymnasium war das gesamte Erdgeschoss zu einem Festareal umfunktioniert worden. Meterlange Tafeln lockten zu leiblichen Genüssen, eine Band sorgte für rockige Rhythmen und OStD Kopp für 133 Zeugnisse der allgemeinen Hochschulreife. Etwas konservativer ging es bei der Feier des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums im Saal des „grünen Baum“ zu, wo nach der Zeugnisausgabe von OStD Springer an 36 Abiturienten anschließend in elegantem Rahmen das Tanzbein geschwungen wurde. Für die Bewohner nahe der Monteith-Kaserne bei Atzenhof wurde es ruhiger. Nachdem die Amerikaner seit zwei Monaten schon den Strom von außen bezogen, konnte der bisher lärmende Stromgenerator abgestellt werden. Jetzt sollte durch den Bau einer weiteren Ausfahrt bei der Hafenstraße der Lärm durch Schwerlastfahrzeuge und Panzer weiter reduziert werden. Dienstag, 30. Juni 1981 Die „Flying Angels“, ein Motorradclub, hatte sein Domizil von Nürnberg-Doos in das beschauliche Dambach verlegt. Ein ländliches Clubleben gelang den Feuerstuhl-Reitern aber auch am Fürther Brünnleinsweg nicht, da es halt überall Nachbarn gab, die einen Horror vor Ruhestörung hatten. Schon nach kurzer Zeit lagen die ersten Anzeigen deswegen bei der Polizei vor. Die Saison auf der Fürther Freilichtbühne war ohne die jährlichen Auftritte der „Hans-Sachs-Spielgruppe“ nicht vorstellbar. Weithin konnte man das Gelächter von den voll besetzten Rängen im Fürther Stadtpark vernehmen. Stücke wie „Das Kälberbrüten“ oder „Der Abt im Wildbad“ waren damals vielen Fürthern ein fester Begriff. Der Alltag begann für die Fußball-Profis der SpVgg vor dem ersten Training erst einmal mit einem gemeinsamen Frühstück im Hotel Forsthaus. Man wollte „mit Stil“ die neue Saison beginnen. Nach der üppigen Völlerei am Büfett trabte der Spielerkader anschließend locker durch den Fürther Stadtwald. Mittwoch, 1. Juli 1981 Die Eltern der Schulkinder aus den Bereichen Atzenhof, Ritzmannshof und Vacher Straße gingen auf die Barrikaden. In einer Protestversammlung forderten sie den Fürther Stadtrat auf, einer geplanten „Änderung des Schulsprengels“ nicht zuzustimmen. Erstklässer sollten nach der geplanten Neuregelung mit dem öffentlichen Bus bis zur Schule nach Stadeln fahren. Bisher hatten sie die Farrnbachschule besucht. Schulluft schnuppern konnten 43 Kinder aus drei Fürther Kindergärten erstmals in der Grundschule an der Maistraße. Jeweils zwei Erstklässler nahmen ein Kind aus dem Kindergarten in ihre Mitte. Dann begann der Unterricht. Nach Rektor Wammes gefiel den Neulingen der Unterricht so gut, dass sie nicht mehr wegwollten. Sie mussten sich jedoch bis Mitte September gedulden. Beim „Vögeles-Schießen“ am Sonntag holte sich 1981 Wilhelm Kleinecke den 153. Titel eines Fürther Schützenkönigs. Im 171. Schuss hatte der neue Schützenkönig das letzte Stück des hölzernen Zieladlers bei den „Königlich-Privilegierten“ weggeputzt. Donnerstag, 2. Juli 1981 „Diener-Steinhaus“ feierte an der Geisäckerstraße in Burgfarrnbach direkt am Europakanal Richtfest an seiner neuen Eigentumswohnanlage. Von den 36 neu entstehenden Wohnungen waren 30 bereits verkauft. Die Wohnanlage sollte bis Ende 1981 bezugsfertig sein. Das Sommerfest der Vacher St. Matthäus-Gemeinde war 1981 besonders attraktiv: Pfarrer Trojanski hatte die Buden der Altstadtfreunde rings um die alte Wehrkirche aufstellen lassen, wo Künstler wie Maler, Bildhauer Handarbeitsschaffende usw. ihre Fertigkeiten zeigten. Live-Musik und Köstlichkeiten vom Grill ließen die Stimmung
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