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VERKEHRSBERUHIGUNG IN DER GUSTAVSTRASSE — GRABESRUHE ODER NUR SENDEPAUSE? Daß sich beim heftigen Bemühen um Verkehrsberuhigung die Gemüter erhitzen können, ist bekannt. Daß sich außer dem Verkehr aber auch die Temperamente so beruhigen lassen, daß gleich gar nichts mehr zu hören ist — ist neu. So geschehen in Furth! Seit 1979 bemüht sich bekanntlich der Altstadtverein zu­ sammen mit dem Stadtentwicklungsamt um die Informa­ tion der Öffentlichkeit und um die allgemeine Bewußt­ seinsbildung in Sachen „Verkehrsberuhigung Gustav­ straße" (siehe auch diverse Artikel in verschiedenen Aus­ gaben des „Altstadt-Biaddia“ und in den „Fürther Nach­ richten“!). Erste detaillierte Planungsvorlagen des Stadtentwick­ lungsamts. der datur zuständigen städtischen Behörde, stammen vom Oktober 1980 Der Stadtrat sah sich aber dennoch im Frühjahr 1981 außerstande, darüber zu befin­ den — weil er sich nicht ausreichend informiert fühlte Er verwies deshalb die amtlichen Planungsvorgaben zur Beratung an die einzelnen Fraktionen (noch vor den som­ merlichen Stadtratsferien) mit der Maßgabe, sofort nach der Sommerpause konkrete Entscheidungen zugunsten einer Umgestaltung der Hauptachse des St MichaelsViertels in einen verkehrsberuhigten Bereich zu fällen Wegen der wesentlichen Bedeutung einer derartigen Maßnahme für die Fortentwicklung der nördlichen Alt­ stadt erscheint eine rasche Entscheidung nicht nur ange­ bracht, sondern eigentlich überfällig. Sollte man meinen Unsere Volksvertreter scheinen da anders zu denken Trotz gegenteiliger Beteuerungen („Mit konkreten Maß­ nahmen soll möglichst noch heuer begonnen werden" FN,3 4 1981) hat sich mittlerweile statt des Verkehrs in der Gustavstraße die Debatte über seine Beruhigung beru­ higt! Auch auf ein dringliches (sachlich, unpolemisch, aber bestimmt formuliertes) Mahnschreiben (vom 23.6.81) an alle Stadtratsfraktionen hin ist bis heute nicht das min­ deste geschehen. Wenn man nun innerhalb der Altstadtvereinigung ange­ sichts der langen, von 1979 bis heute verstrichenen Zeit von Hinhalten. Nichtwollen, Nichtkonnen, oder ähnlich negativen Qualitäten unserer Stadtmutter und -väter spricht — dann ist die „Gegenseite" sehr schnell mit Vor­ haltungen wie „Motzertum". ..Berufsstänkerer" oder ähn­ lichen Gegenargumenten bei der Hand Die Burgervereinigung bemüht sich jedoch seit Jahren — durchaus mit beachtlichem Erfolg, wie man wohl auch bei aller Bescheidenheit sagen darf — um die Wiederbele­ bung des St. Michaels-Viertels Der Stadtrat dagegen hat bisher außer „Wohlwollen" (und das auch nicht immer und überall) noch nicht allzuviel an aktiver Unterstützung oder Eigenleistung geliefert. Es erscheint also dringend ange­ bracht, daß auch er das seine zu einer Aktivierung des Fürther Altstadtlebens und zur Verbesserung des dortigen Wohnwerts beiträgt. Die Verkehrsberuhigung in der Gustavstraße wäre eine hervorragende Gelegenheit und ein deutliches Signal dafür Selbst wenn im Hinblick auf die prekäre Finanzsituation Fürths für kurzfristige und idealtypische Umbauten in der Gustavstraße augenblicklich keine Mittel zur Verfügung stehen sollten — eine verbindliche Zusage für die abseh­ bare Zukunft (z.B. Umbau in zwei bis drei Jahren) wurde schon genügen. Projekte auf die lange Bank zu schieben, bis Matthai am letzten ist (sprich: die Kosten zuletzt fast unerschwinglich sind) — dafür hat der Stadtrat schon etli­ che Talentproben abgelegt (Altstadtsanierung.Stadthalle. Jugendzentrum usw.). Die Gustavstraße darf kein weite­ res Glied in dieser Kette werden. Und Stillschweigen (aus welchem Grund auch immer) macht die Lage nicht besser Auch das Vertrauen in den Fürther Stadtrat wird dadurch nicht unbedingt gefördert. Die Burgervereinigung stellt seit Jahren so etwas wie das (schlechte) Gewissen der Fürther Altstadt dar — eine honorige, aber mitunter recht leidvolle Aufgabe. Würde

dieses „Altstadtgewissen" verstummen, dann würde wohl um die beabsichtigte Verkehrsberuhigung rasch absolute Grabesruhe herrschen, d.h. sie wäre gestorben. Das „schlechte Gewissen" wird jedoch bemüht sein, es nicht soweit kommen zu lassen. Eswird stattdessen versuchen, aus der momentanen städtischen Funkstille lediglich eine kurzzeitige Sendepause werden zu lassen.

Gustavstraße. Ecke Baldstraße

EIN BIER WIE BAYERN IM PATRIZIERLAND ZU EINER PLAKATLANDSCHAFT IM SCHNICKSCHNACK-LOOK „Endlich ist eine Münchener Bierfirma darauf gekommen, Bayern seine wirkliche Identität finden zu helfen. „Ein Bier wie Bayern" — auf vielen Plakaten dimpfelt das Münch­ nern, Bayern und Nichtbayern entgegen. Man muß sich das vorsteilen: Unzählige Wittels(bier)bäche rauschen schäumend herab von hochgelegenen Almen — am Ende kommt auch noch das Wort „Gebierge" vom Bier, das dank Export über alte Grenzen schwappt. „Ein Bier wie Bayern" — wenn a gleich b ist. dann ist b auch gleich a (b wie b sowieso). Ergo: Ein Land wie Bier. „Bist wie Bier, du Land der Bayern . " Das nenne ich Reklame, vermutlich von landfremden Managern kreiert (vielleicht den gleichen, die den Slogan „Sag Jahn zur Volksrepublik China" erfunden haben). Frei nach Goethe: eine Spottgeburt aus Bier und Bayern Da beginnt man den Bier-Satz von Friedrich Nietzsche zu verstehen: „Jene sanfte Entartung, die der Genuß von Bier im menschlichen Geiste hervorruft. . „Ein Bier wie Bayern“ — Bayern, in Flaschen abgefültt. Bacchus mit Dir, du Land der Flaschen! „Ein Bier wie Bayern": Drei Viertel braun oder dunkel, ein Viertel Schaum. Ein Land der braundunklen Schaumschläger Wer zuviel davon kriegt, vom Bierbzw. von Bayern-Bier ist ja wie Bayern —, dem wird schlecht. Wenn er dann — zwecks Bier-Ausstoß ganz privat — mühsam den Ausgang sucht, um sich zu erleichtern, dann brodelt es aus seinem Mund: „Ein Bier wie Bayern — Prost!" Aber genieren tut sich die plakatierende Weltfirma nicht. Muß sie auch nicht — oder? Alois Fink" (zitiert aus „Schönere Heimat" Nr. 3/81, Hsg.: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege. München) Und was sagen wir, die wir zudem noch die unverdiente, angediente (ausgediente?) Ehre haben, im „Patrizierland" zu leben? Trotz „Gott mit dir, du Land der BayWa", trotz frankenfröh­ lich frischem Kitsch-as-Kitsch-can: „Das haben wir nicht verdient!" Altstadt-Biaddia

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