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LIEBE MITBÜRGERINNEN UND MITBÜRGER, LIEBE FREUNDE DER FÜRTHER ALTSTADT! Die alte, abgedroschene Volksweisheit von den neuen Besen und ihrem guten Kehrvermögen scheint doch so falsch nicht zu sein: da hat es das neue Vorstandsteam doch tatsächlich noch im März geschafft, das »Jahr­ hundertwerk« des Geschäftsstellenumbaus zu einem voll funktionsfähigen, guten Ende zu bringen. Seit April finden nun die turnusmäßigen Vorstandssitzungen in der Ge­ schäftsstelle statt, sozusagen vor den Augen der dank Schaufenstertransparenz teilhabenden Öffentlichkeit! Wenn am Waag platz bis tief in die Nacht ein- bis zweimal pro Monat noch ein einsames Licht brennt, dann kann es sich in aller Regel nur um die Vorstandssitzung der Bürgervereinigung handeln. Verschiedene Arbeitskreise (Fürther Altstadtweihnacht, jeweilige Adhoc-Gruppen) werden demnächst wohl folgen.

Daß der lange Zeit problematische Geschäftsstellen umbau nun doch endlich glücklich abgeschlossen werden konn­ te, daran sind natürlich außer dem »harten Kern« auch noch einige freiwillige Zusatzhelfer beteiligt gewesen. Der Dank der Vorstandschaft sei ihnen allen noch einmal herz­ lich nachgeschleudert.

»Schuppenprobleme«? Ja, aber... So war es auch möglich, sich sofort auf das nächste Pro­ jekt. den Schuppen neben der Freibank, zu stürzen. Nur gut. daß die Bürgervereinigung ihn noch vor einiger Zeit (Jahreswende) gekauft und sich sozusagen »ins kalte Wasser« gestürzt hat. Hätte man vorher gewußt, worauf man sich da eingelassen hat - man hätte wohl schleunigst die Finger zurückgezogen und auf dem Absatz kehrtge­ macht. Aber: nur so - mit radikaler Spontaneität - ist es eigentlich möglich, gewagte Projekte anzugehen! Wer immer nur zögert und abwägt, bringt selten etwas auf die Beine. Nähere Einzelheiten zum »Schuppenproblem« an anderer Stelle! Ein Beitrag zur Stadthalleneröffnung im Oktober

Siegfried Reinert DIE AKROPOLIS VON FÜRTH

Die Agrobolis vo Fädd schdädd nidd aff an Higl, und des is schee asuu, wall mers dann nidd glai vo waidn siechd, wall mers äschd siechd, wemmer dävuur schdädd, ud des is schlächd wall mer däschriggd für dera Schdaddhalln wumä glabd dä Bliz hädd naighaud, noja. viellaichd schdellns nuaweng vurhär Warnschildä auf, dass mer si drauf aischdelln kunn.

Trauerspiel wird zur Tragödie Ein Problemfall der letzten zwei Jahre, das An wesen Waagstraße 2 (früher »Kolles«), hat sich binnen kurzer Zeit vom langwierigen Trauerspiel (siehe das gescheiterte »Naturhaus«-Vorhaben!) zur schlimmen Tragödie mit tödlichem Ausgang entwickelt! Das mag verdammt pathetisch klin­ gen; derartige Worte scheinen aber der völlig verfahrenen Situation durchaus angemessen.

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Altstadt-Bläddla

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Da hat die Bürgervereinigung ein teueres Inserat in der Gesamtausgabe der Nürnberger bzw. Fürther Nachrichten riskiert und dadurch, aber auch durch zusätzliche heftige Bemühungen (vor allem des Ersten Vorsitzenden Gerhard Wunschei) etliche zuverlässige Interessenten herange­ schafft: als Mieter für Läden, Kunsthandwerkstätten, Tagescafe usw. einschließlich sogar eines Käufers, der zu einem sehr hohen Betrag das gesamte An wesen erworben und dann der Bürgervereinigung freie Hand bei der Or­ ganisation und Unterverteilung gelassen hätte!

Und dann scheitert an der mangelnden Kooperationsbe­ reitschaft des Hauseigentümers (der ständig an der Bür­ gervereinigung vorbei per Makler eigene Angebote ein­ holte) schließlich das ganze Projekt. Bei seiner endgültigen Entscheidung für den jetzigen Mieter muß er von allen guten Geistern verlassen gewesen sein: nun kommt nämlich die nächste Kneipe - ausge­ rechnet an den Programmschwerpunkt Waagplatz, »ge­ tarnt« als (Pseudo)Tagescafä (mit Öffnungszeit bis 23 Uhr...)!

Damit rechtfertigt sich auch die Bezeichnung der ganzen üblen Angelegenheit als »Tragödie mit tödlichem Aus­ gang«: die Überzahl an Kneipen (siehe die mehrjährige »Aktion Kneipenstop»!) bedeutet den Tod der Fürther Altstadt als attraktives, menschengerechtes Wohngebiet! Wieweit die zusätzlich geplanten zwei Läden im Erdge­ schoß und im ersten Obergeschoß das ganze Problem­ paket etwas kaschieren, bleibt abzu warten. Sicher ist jedenfalls, daß trotz besten Willens der Bürger­ vereinigung und intensiven Engagements ihrer Aktiven ein reizvolles Projekt an der fehlenden Flexibilität eines einzelnen Hauseigentümers gescheitert ist. Trotzdem: wir machen weiter. Nun erst recht.

Neues Leben am alten Gänsberg - in Gummistiefeln? Im Sanierungsgebiet - der noch anderen Fürther Altstadt wird's zusehends wohnlicher. Erste städtebauliche Fort­ schritte wie die Straßengestaltung in Lilienstraße und Staudengasse mit verschiedenfarbigem und unterschied­ lich strukturiertem Natursteinpflaster, aber auch zahl­ reichen, neu angepflanzten Bäumen, und mit einer Planung, die bis ins Detail von Sitzbänken und öffentlichen Neues Leben am alten Lilienplatz