Kein hoffnungsloser Fall!
Und immer wieder: Althausrenovierung In den letzten Nummern des »Altstadt-Bläddlas« konnten wir immer wieder von privaten Renovierungsbemühungen berichten. Je nach Objekt und nach Optik haben die Berich te auch immer aus verschiedenen Blickwinkeln die Sache beleuchtet. Auch die heutige Schilderung gibt eine ganz individuelle Erfahrung wieder, die sich natürlich ähnlich wiederholen kann. Das Anwesen, um das es heute geht, steht in der WilhelmLöhe-Straße. Es ist eines der Gebäude, welches der Stadt gehörte und die schon daran erkenntlich sind, daß die Fenster im Erdgeschoß zugemauert sind. Natürlich hat sich unser Erwerber vor dem Kauf ein Bild gemacht und vor allem prüfen lassen, ob der bauliche Zustand überhaupt eine Renovierung sinnvoll erscheinen ließe. Das Ergebnis war positiv. Daß trotzdem noch Überraschungen auf einen warten können, zeigt auch unser Beispiel. Da war zunächst einmal im Erdgeschoß der Müll, von dem man zwar wußte, dessen Ausmaße dann aber doch erschreckend waren. Bis
in Brusthöhe waren die Räume vollgeschüttet und da gab es nichts, was es nicht gibt. Vor allem natürlich Papier, Kartons und Lumpen, Matratzen usw. Aber auch mit den Autoreifen und Altfelgen hätte die Nachschubkompanie eines Entwicklungslandes für einige Jahre ausgerüstet wer den können. Die zweite Überraschung stellte die vielköpfige Familie dar, welche ohne Mietvertrag und auch ohne spek takuläre Hausbesetzung den ersten Stock bevölkerte. Sie wollte nicht weichen! Eine von der Stadt in der Nachbar schaft angebotene Ersatzwohnung wollte das energische Oberhaupt des Clans partout nicht akzeptieren. Vielleicht deswegen nicht, weil man dort das Brauchwasser aus der Küche nicht einfach in der Zwischendecke versickern lassen konnte. Für den Käufer, der ja renovieren will und wohl meist auch unter Zeitdruck steht, ist das schon eine harte Nuß! Schließlich möchte man ja nicht als ausländer feindlich gelten und gar die Polizei bemühen. Alle diese Kümmernisse schrumpfen natürlich bis zur Be langlosigkeit, wenn sich herausstellt, daß man wunder schöne Balken freilegen kann, daß unter mehrfachem Anstrich der Türen sich eine reizvolle Holzornamentik verbirgt oder daß der Hof eine wahre Oase im grauen Häusermeer zu werden verspricht. Unsere Bilderzeigen u.a. Mitgliederder Bürgervereinigung, die den Hof entrümpeln. Das war eine lustige, aber auch schweißtreibende und manchmal recht abenteuerliche Aktion, bei der auch der Preßlufthammer immer wieder ein gewichtiges Wort mitzusprechen hatte. Wir alle wün schen der Renovierung einen möglichst guten Abschluß! Dann wäre wieder ein Gebäude vor dem sicheren Verfall gerettet. Apropos Häuser der Stadt: Soweit sie zum Verkauf stehen, kann auch die Bürgervereinigung Auskunft geben. Ro.
...und das «Gegenüber«?
Altstadt-Bläddla 20/85 7