Geschichte Für Alle e.V. feierte sein zwanzigjähriges Bestehen Der Verein Geschichte Für Alle e.V. feierte in diesem Jahr sein zwanzigjähriges Be stehen. Gegründet von einer Gruppe von fünf Studenten als "Verein zur Förderung junger Historiker” hat sich die Ein richtung inzwischen als In stitut für Regionaigeschichte" fest im Großraum etabliert. So werden in Nürnberg. Fürth, Erlangen und Bamberg jede Woche eine Vielzahl von the matischen Stadtrundgängen durchgeführt. Von ungefähr 600 Mitgliedern engagieren sich etwa 120 ehrenamtlich, meist als Rundgangsleitcr oder als sogenannte “Ressort leiter’' im erweiterten Vorstand des Vereins. Weitere Auf gabenfelder sind Buchpubli kationen im eigenen kleinen Verlag, Aufträge für andere Verlage, Ausstellungen und muse ums pädagogisches En gagement. 20 Jahre Fürth bei Geschichte Für Alle e.V.
Blicken wir zurück auf das Jahr 1985. In Fürth war soeben die Neubebauung des Gänsberg abgeschlossen. In der Geleitsgasse stand der nagelneue Gedenkstein für die 1938 zerstörte Synagoge. Die Gustavstraße war nach langem Hin und Her verkehrsberuhigt worden. Das Viertel St. Michael stand - auch und be sonders durch das Engage ment der damaligen Bürger vereinigung St. Michael" - der Abrissbirne nicht mehr zur Disposition. Thematische Stadtrundgängc gab es kaum, nicht einmal im touristisch weit besser erschlossenen Nürnberg. Nur wenige Men schen wären auf die Idee ge kommen. ein derartiges An gebot für Fürth zu fordern. Gerade die touristische "Unbelecktheit" und der spröde Charme der Fürther Alt- und Innenstadt faszinierte die Gründer des neuen Vereins, der sich ja zum Ziel gesetzt halte. Geschichte aus den her
26
metisch abgeschlossenen Studierstuben der Universität hinein in die Realität zu brin gen. Geschichte Für Alle halte dabei gerade in der Anfangs zeit das Ziel gesetzt, Men schen außerhalb der ausgetre tenen Touristenpfade zu be gleiten. Statt Führungen gab es "Begehungen" und "Stadterkundungen". Das Prinzip "Führer und Geführte" sollte bewusst durchbrochen wer den. der Rundgang Anstoß zu Diskussionen und Debatten geben. Symptomatisch waren die Titel der ersten Angebote wie zum Beispiel: "Das Leben der Unterschichten in Nürn berg" oder eben "Fürth - zu Unrecht vergessen". Themenvielfalt und kein Ende
Mit diesem Rundgang begann das regelmäßige Programm auch in Fürth. Der Verein ist somit die älteste noch beste hende Institution, die in Fürth Stadtrundgänge anbietet. Dabei ging es niemals um eine "Glorifizierung" der Ge schichte. Mit Stolz kann ge sagt werden, das der Verein auch nach zwanzig Jahren Tätigkeit seinen kritischen Blick auf Stadt und Historie
behalten hat und an seine Angebote sehr strenge wissen schaftliche Maßstäbe anlegt. Das hat ihn allerdings nicht daran gehindert. Innovationen in der Vermittlung aufzugrei fen und wciterzuemwickehi: Schon sehr früh untersuchte der Verein die jüdische Ver gangenheit. Mit dem in zwischen klassischen Angebot "Jahrhundertelang eine Heimat - Geschichte der Juden in Fürth" betrat man zunächst didaktisches Neuland. Er fahrungen und Erkenntnisse in diesem Bereich mündeten schließlich in die muscumspädagogische Vermittlung im Jüdischen Museum, die aus schließlich von Geschichte Für Alle durchgeführt wird. Eine lesbare und dennoch wis senschaftlich bearbeitete Pub likation war das in Zusam menarbeit mit Gerd Walther 1991 erstellte Buch "Fürth die Klceblatlstadt. Rundgängc durch Geschichte und Gegen wart". Etliche der Autoren haben inzwischen respektable Posten als Kulturschaffende im Großraumes übernommen, wodurch klar wird, das der Verein sein ursprüngliches Ziel, nämlich die Förderung junger Historikerinnen und
Rundgang zur jüdischen Geschichte auf dem alten Friedhof.
Historiker, nie aus den Augen verloren hat. Inzwischen ist das Buch vergriffen und auch teilweise überholt. Neue Pub likationen sind angedacht und noch dieses Jahr w'ird ein klei nes Heftchen zur jüdischen Geschichte erscheinen. Bevor noch irgendjemand vom Südsladlpark sprach, engagierte sich Geschichte Für Alle im Rahmen des Projektes "Facing America" mit einer geführten Radtour durch die Südstadt. Die Tradi tion solcher Radtouren wurde in diesem Jahr wieder aufge griffen. Das Angebot "Stadt der Flüsse" beschäftigt sich mit Fürths "wiederentdeckten Auen und lenkt den Blick auf Entwicklungen zwischen der Ufer-Stadt dem Thermalbad und dem Atzcnhofer "Sotarberg". Inzwischen gehörten auch Rundgänge zur Arbeitergeschichtc zu den festen Bestandteilen des Angebotes in Fürlh. Der alte Klassiker "Klceblattstadt", der von der Michaclskirche aus das Viertel um den Rathausturm er schloss, wurde geteilt und the matisch klarer gefasst. Seit dem konzentriert sich die Tour auf die vielen sehenswerten