Autoreifen hoffnungslos im Dreck versanken. Man war sich schnell einig, dass dringender Handlungsbedarf bestand. Horst Schade, Nürnberg-Fürther Fußball-Idol, starb im Alter von 45 Jahren in seinem Nürnberger Geschäft an einem Herzinfarkt. Der in Döbeln bei Leipzig geborene Spieler kam über den Dresdner SC nach dem Krieg zum FC Haidhof, dann zur SpVgg Fürth und schließlich zum 1. FC Nürnberg, wo er mit Max Morlock ein ideales Stürmergespann bildete. Ab 1956 war der schussgewaltige Stürmer auch als Trainer tätig. Freitag, 1. März 1968 Kolles, das Spezialhaus für Gardinen in der Waaggasse, eröffnete jetzt auch eine Filiale in der Königstraße 77 gegenüber dem Rathaus. Man erhielt dort auch Rollos und Holzgarderoben. Für die Freunde des "Grünen Geisbocks" begann im "Grüner-Bräu" an der Fürther Freiheit die Bockbiersaison. Gastwirt Wormsers Spezialitäten waren große Schlachtplatten (z.B. Blut- und Leberwürste, Zunge, Herz, Kesselfleisch, Knöchle und Eisbein, serviert jeweils mit Kraut und Kartoffelbrei). Metzelsuppe gab es übrigens gratis, wenn man eine Schlachtplatte bestellte. Die Portionen waren gepfeffert, nicht dagegen die Preise. Fünf Ober in Anzug, weißem Hemd und Fliege servierten in dieser "Stätte der Gastlichkeit". 98 (!) Auszubildende aus den Fürther Grundig-Werken wurden nach bestandener Facharbeiterprüfung freigesprochen. Darunter befanden sich Elektro-, Rundfunk- und Tonbandmechaniker sowie einige Stahlformenbauer. Alle 98 Lehrlinge hatten die strengen Anforderungen der IHK erfüllt. Allein 35 von ihnen wiesen einen Notendurchschnitt zwischen 1,00 und 1,25 auf. Für sechs Stadtpreisträger gab es je ein Kofferradio zur Belohnung. West-Berliner Kinder lebten aufgrund der politischen Verhältnisse wie in einem Getto. Die Stadt Fürth rief deshalb die Bevölkerung dazu auf, Geld für das "Hilfswerk Berlin" zu spenden oder gar einen Freiplatz für ein Berliner Ferienkind zur Verfügung zu stellen. Die Solidarität war damals recht ausgeprägt. Jährlich konnten so in der gesamten Bundesrepublik mehr als 50.000 Berliner Kinder im Sommer einige Wochen außerhalb West-Berlins verbringen. Im Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: "Ich bin neugierig" mit Lena Nyman und Peter Lindgren (City), "Sissi, Schicksalsjahre einer Kaiserin, III. Teil" mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm (Admiral), "Oswalt Kolle: Das Wunder der Liebe" (Bambi) sowie "Engel der Hölle" (Park). Samstag, 2. März 1968 Der Fürther Dreifachmörder Purkhardt, der einen 72-jährigen Rentner in der Toilette der Gaststätte "Stadtwappen" erstochen sowie zwei 23-jährige Fotoschülerinnen erschossen hatte, wurde von der Jugendkammer zu zehn Jahren Jugendstrafe verurteilt. Anschließend war die Einweisung in eine Heil- und Pflegeanstalt vorgesehen. Die FN befragten langjährige Abonnenten des Fürther Stadttheaters zur gegenwärtigen Situation. Fazit. Die Mehrzahl der Befragten tendierten zu einem Gastspiel-Theater, nur ein kleinerer Teil wollte an vorgegebenen Stücken und damit in der Theater-Ehe mit Nürnberg festhalten. Der Personalausschuss des Stadtrats billigte die Einstellung von sieben Medizinalassistenten, fünf Krankenschwestern sowie drei Wochenpflegerinnen für das Stadtkrankenhaus. Was diese Kräfte kosteten, war weniger interessant, Hauptsache, man bekam überhaupt welche. Für den Fechtclub Fürth im TV Fürth 1860 war 1967 das erfolgreichste Jahr nach dem 2. Weltkrieg. Großen Anteil daran hatte Fechtmeister Paul Dunay. An der Spitze standen zwei bayerische Meistertitel und drei Siege bei den Nürnberger Stadtmeisterschaften. Starfechter Klaus Walde kam noch zu Länderkampfehren und führte die bayerische Rangliste an. In einem Leserbrief an die FN beschwerte man sich über fehlende Straßenschilder an der Bremer-, Emdener- und Flensburger Straße. Die dazu nötigen Stahlrohrständer waren schon seit zwei Jahren im Boden verankert. Lieferanten und Besucher standen oft ratlos in den Straßen und wähnten sich wie zwischen Filmkulissen, aber die Häuser waren echt und bewohnt. Montag, 4. März 1968 Der Geismannsaal war bis auf den letzten Platz besetzt. Man saß auf Tuchfühlung. OB Scherzer eröffnete den "Poculator" traditionell mit dem Dirigieren des Bayerischen Defiliermarsches und das Programm, eine Mischung aus Folklore und internationaler Show, nahm seinen Lauf. Das Publikum ging mit wie eine Rakete, die Blaskapelle Jakl Strobl aus Boxdorf schuf dazu die Grundlagen. Fabrikant Leupold spendierte medienwirksam 10.000 DM für das neue Hallenbad. Der braune Gerstensaft floss in Strömen und die Maßkrug-Jünger bejubelten die Loonharder Sänger ebenso wie die im Dirndl auftretende farbige Sängerin Beauty Milton. "Einer trage des Anderen Last" lautete das Motto zum Weltgebetstag der Frauen 1968. In der Heilig-Geist-Kirche sprach Hedi Weißenfels zu den Gläubigen der Hardhöhe-Gemeinde. In sechs Fürther Kirchen sowie in der Kapelle des Stadtkrankenhauses fanden Gedenkgottesdienste statt. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Wiederholung des klassischen Spectaculums "Doktor Eisenbart" in der bisherigen Besetzung, ferner die Neuinszenierung des Trauerspiels "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller, u.a. mit Brigitte Antonius, Vera Müller, Inge Pedersen, Horst Eisel, Oskar Köblinger und Wolf
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